Nacht im Cockpit: Statt nur aus dem Fenster zu schauen, studieren viele Dienstvorschriften.

Fragen Sie den PilotenSchauen Piloten im Cockpit Serien oder Filme?

Ich frage mich immer wie man sich auf einem Langstreckenflug die Zeit im Cockpit vertreibt, fragt aeroTELEGRAPH-Leser Lukas Wunderlich. Ein Linienpilot antwortet.

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Die Arbeitsbelastung für Piloten im Reiseflug steht in keinem Verhältnis zu der bei Start und Landung. Aus dienstlicher Sicht bleiben aber noch genug Aufgaben, die den Flugverlauf begleiten. Die durch einen Beobachter sichtbare Arbeitsmenge nimmt aber ab.

Neben Funkverkehr mit den Radarlotsen bleibt das vereinzelte Korrigieren des bereits programmierten Autopiloten. Es wird zudem von Zeit zu Zeit das Protokollieren der Kraftstoffmenge und der Abgleich mit den Planungsdaten fällig. Das Boden- und Strecken-Wetter und Nutzbarkeit der umliegenden Flughäfen wird fortlaufend geprüft, um immer einen Plan B und C zur Hand zu haben. Die Vitalfunktionen der wichtigen Systeme an Bord werden begutachtet ... und dann bleibt noch einige Zeit übrig.

Zeit für ein Gespräch privater Natur

Statt nur aus dem Fenster zu schauen, studieren viele Kollegen Dienstvorschriften, deren Aktualisierungen, neue Gesetze und neue Verfahren. Diese zur Kenntnis zu nehmen oder mit dem Kollegen zu diskutieren — wenn alle anderen Aufgaben zur aktiven Flugführung erledigt sind — wird von den Airlines in aller Regel akzeptiert.

Und auch Zeit für ein Gespräch privater Natur findet sich im Reiseflug, das unter 10.000 Fuß Flughöhe absolut verboten ist.  Das alles wird ergänzt mit kleineren Zeitfressern wie Passagieransagen, Essen, Trinken und Toilettenbesuche, da geht jeder Flug um. In 20 Jahren Berufsluftfahrt habe ich noch nicht erlebt, dass ein Kollege bei mir im Cockpit Filme oder Serien geschaut hat oder den Vorschlag dazu unterbreitete.

Anders in der Pausenzeit

Ganz klar davon differenzieren muss man aber die freie Pausenzeit bei verstärkten Crews. Wenn beispielsweise zwölf Stunden durch die Nacht nach Kapstadt geflogen wird, dann wird in der Regel mit drei Piloten geflogen. Wenn man für Start und Landung je eine Stunde abzieht, verbleiben zehn Stunden Nachtflug in denen jeweils ein Kollege im Crew Rest für je gute 3 Stunden rollierend ruhen kann. Wer nicht schlafen kann wird dort außerhalb des Cockpits lesen, Filme gucken, meditieren oder was anderes entspannenden machen.

Und um nochmal auf das private Gespräch im Reiseflug zurückzukommen: Rückblickend ist es verblüffend, welchen Zugang zu Informationen all diese Gespräche mit Kollegen bieten. In der Regel werden bei großen Airlines mit großen Flotten die Crews immer wieder neu zusammengewürfelt, sodass man quasi nie mit den gleichen Kollegen wiederholt fliegt. Stellen Sie sich also vor, Sie werden vier Mal im Monat für mehrere Tage mit einer immer wieder fremden Person in einem drei Quadratmeter kleinem Zimmer eingesperrt (Cockpit) und dort zum Gespräch gebeten.

Erweiterung des persönlichen Horizonts

Neben der Fliegerei sind die allermeisten Kollegen noch verliebt in irgendein anderes Hobby oder Thema. Der eine ist Finanzexperte, der Nächste studiert nebenbei Jura, der Dritte baut Solarparks, jemand züchtet Bienen, ist politisch engagiert, oder ist Prepper oder oder oder... zu all diesen immer unterschiedlichen Themen bekommt man detaillierten Zugang, vor allem bei mehrtägigen Umläufen. Eine wunderbare Ergänzung meines Berufes und Erweiterung des persönlichen Horizonts - und vor allem besser als jeder Film !

Was Sie schon immer übers Fliegen wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten: Ein Pilot einer großen europäischen Fluglinie beantwortet exklusiv für aeroTELEGRAPH die Fragen der Leser. Er bleibt dabei anonym, um unabhängig antworten zu können.  Schicken Sie uns einfach eine E-Mail an pilot@aerotelegraph.com.  Unter den eingesandten Fragen werden die spannendsten jeweils auf aeroTELEGRAPH beantwortet. Dabei wird der Name des Einsenders veröffentlicht. Ein Recht auf Beantwortung besteht nicht. Es gelten die AGB von aeroTELEGRAPH.

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