Als Hauptgründe nennt die russische Luftfahrtbehörde Rostransnadzor die Nichteinhaltung von Wartungsvorgaben, mangelnde Personalschulung sowie Dokumentationslücken. Besonders Regionalfluggesellschaften sollen nun strenger überprüft werden. Betroffen ist aber nicht nur die Passagierluftfahrt. Jetzt schlägt auch die Frachtfuftfahrt Alarm.
2028 die Hälfte aller russischen Frachtflugzeuge am Boden bleiben
Beim runden Tisch der Öffentlichen Kammer Russlands, einem seit 2005 bestehenden Beratergremium zwischen Staat und Zivilgesellschaft, zeichneten Cargounternehmen ein düsteres Bild der Branche: Technische Überalterung, akuter Ersatzteilmangel und ungleicher Wettbewerb belasten die Frachtluftfahrt massiv. Ohne staatliches Eingreifen, so die Warnung, müsse bis 2028 die Hälfte aller Frachtflugzeuge am Boden bleiben.
Und viele Frachtflugzeuge gibt es in Russland ohnehin nicht mehr. In den letzten 3,5 Jahren hat sich die Zahl der einsatzbereiten Frachtmaschinen halbiert. Aktuell stehen den Airlines nur noch 28 einsatzbereite Flugzeuge zur Verfügung. Etwa genauso viele sind wegen Wartungsproblemen am Boden, berichtet der Telegram-Kanal Aviatorshina. Gleichzeitig ist das Frachtaufkommen auf weniger als ein Fünftel des früheren Niveaus eingebrochen.
Notlösungen soll den Airlines in Russland Zeit bringen
Um den Kollaps abzuwenden, fordern die Fluglinien Notlösungen. Der Staat soll die Nutzungsdauer der Il-76-Rümpfe von 40 auf 45 Jahre verlängern und die Laufzeit der Triebwerke von 14.000 auf 16.000 Stunden erhöhen. Denn neue Triebwerke kosten über 400 Millionen Rubel, was etwa 4,2 Millionen Euro entspricht und für viele Unternehmen nicht finanzierbar ist.
Ersatzteile für russische Fluggesellschaften nicht verfügbar und teuer
Doch selbst die Wartung der Flotten ist kaum noch möglich, weil Fluglinien bis zu ein Jahr auf freie Wartungskapazitäten warten, da die russischen Werke militärische Flugzeuge priorisieren. Zudem sind auch die Preise für Ersatzteile durch die Decke gegangen. Mittlerweile sollen einzelne Komponenten mehrere Millionen Rubel kosten und auch nur schwer verfügbar sein.
Die heimischen Frachtlinien beklagen, dass ausländische Carrier, vor allem aus zentralasiatischen Staaten, wie Kirgisistan, Usbekistan, Turkmenistan zunehmend das Frachtgeschäft in Russland übernehmen. Auch weil der Staat den ausländischen Airlines übermäßig schnell Fluggenehmigungen erteilt. Während russische Unternehmen im Ausland wiederum teilweise monatelang auf Freigaben warten müssen. In China sind es rund neun Monate.
Frachtairlines verlangen Subventionen
Die Liste der Forderungen ist lang. Die russischen Frachtairlines verlangen jährliche Subventionen von bis zu 10 Milliarden Rubel, knapp 106 Millionen Euro, schnellere Genehmigungen für Reparaturen und Ersatzteilimporte.
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