Ilyushin Il-76 im Flug: Das Flugzeug ist das Rückgrat der russischen Frachtfluggesellschaften.

Nur noch 28 einsatzbereite FrachterRusslands Frachtluftfahrt steht kurz vor dem Zusammenbruch

Dass es um die russische Luftfahrt schlecht steht, ist nicht neu. Nun warnen Cargo-Airlines vor einem völligen Zusammenbruch des Frachtverkehrs. Sie beklagen überalterte Flotten, kaum Ersatzteile und eine aufstrebende Konkurrenz.

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Mit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine steht die russische Luftfahrt vor großen Problemen. Die Zahlen belegen einen besorgniserregenden Trend: Während es 2023 noch acht Flugzeugunfälle gab, stieg die Zahl im vergangenen Jahr auf 17. Gleichzeitig erhöhte sich die Anzahl der Todesopfer von 12 auf 37. Allein 2025 wurden bereits vier Unfälle mit insgesamt 53 Toten verzeichnet.

Als Hauptgründe nennt die russische Luftfahrtbehörde Rostransnadzor die Nichteinhaltung von Wartungsvorgaben, mangelnde Personalschulung sowie Dokumentationslücken. Besonders Regionalfluggesellschaften sollen nun strenger überprüft werden. Betroffen ist aber nicht nur die Passagierluftfahrt. Jetzt schlägt auch die Frachtfuftfahrt Alarm.

2028 die Hälfte aller russischen Frachtflugzeuge am Boden bleiben

Beim runden Tisch der Öffentlichen Kammer Russlands, einem seit 2005 bestehenden Beratergremium zwischen Staat und Zivilgesellschaft, zeichneten Cargounternehmen ein düsteres Bild der Branche: Technische Überalterung, akuter Ersatzteilmangel und ungleicher Wettbewerb belasten die Frachtluftfahrt massiv. Ohne staatliches Eingreifen, so die Warnung, müsse bis 2028 die Hälfte aller Frachtflugzeuge am Boden bleiben.

Und viele Frachtflugzeuge gibt es in Russland ohnehin nicht mehr. In den letzten 3,5 Jahren hat sich die Zahl der einsatzbereiten Frachtmaschinen halbiert. Aktuell stehen den Airlines nur noch 28 einsatzbereite Flugzeuge zur Verfügung. Etwa genauso viele sind wegen Wartungsproblemen am Boden, berichtet der Telegram-Kanal Aviatorshina. Gleichzeitig ist das Frachtaufkommen auf weniger als ein Fünftel des früheren Niveaus eingebrochen.

Notlösungen soll den Airlines in Russland Zeit bringen

Bei den meisten aktiven Flugzeugen handelt es sich Ilyushin Il-76, die noch in der Sowjetrepublik produziert wurden. Eine Erneuerung ist nicht in Sicht: Die Tests am neu entwickelten Militärtransporter Il-112, der auch als ziviler Frachter auf den Markt kommen sollte, wurden eingestellt. Und auch die Arbeiten an der Ilyushin Il-212, deren Prototyp für 2026 angekündigt war, liegen auf Eis. Auch die Neuauflage der Il-76 macht Probleme.

Um den Kollaps abzuwenden, fordern die Fluglinien Notlösungen. Der Staat soll die Nutzungsdauer der Il-76-Rümpfe von 40 auf 45 Jahre verlängern und die Laufzeit der Triebwerke von 14.000 auf 16.000 Stunden erhöhen. Denn neue Triebwerke kosten über 400 Millionen Rubel, was etwa 4,2 Millionen Euro entspricht und für viele Unternehmen nicht finanzierbar ist.

Ersatzteile für russische Fluggesellschaften nicht verfügbar und teuer

Doch selbst die Wartung der Flotten ist kaum noch möglich, weil Fluglinien bis zu ein Jahr auf freie Wartungskapazitäten warten, da die russischen Werke militärische Flugzeuge priorisieren. Zudem sind auch die Preise für Ersatzteile durch die Decke gegangen. Mittlerweile sollen einzelne Komponenten mehrere Millionen Rubel kosten und auch nur schwer verfügbar sein.

Die heimischen Frachtlinien beklagen, dass ausländische Carrier, vor allem aus zentralasiatischen Staaten, wie Kirgisistan, Usbekistan, Turkmenistan zunehmend das Frachtgeschäft in Russland übernehmen. Auch weil der Staat den ausländischen Airlines übermäßig schnell Fluggenehmigungen erteilt. Während russische Unternehmen im Ausland wiederum teilweise monatelang auf Freigaben warten müssen. In China sind es rund neun Monate.

Frachtairlines verlangen Subventionen

Die Liste der Forderungen ist lang. Die russischen Frachtairlines verlangen jährliche Subventionen von bis zu 10 Milliarden Rubel, knapp 106 Millionen Euro, schnellere Genehmigungen für Reparaturen und Ersatzteilimporte.

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