Offiziell ist der Weg für Airbus- und Boeing-Ersatzteile nach Russland blockiert. Doch Zolldaten zeigen: Seit Beginn des Ukraine-Krieges hat das Land Komponenten im Wert von rund einer Milliarde Euro importiert – über Umwege und Drittstaaten.
Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine reagierten die westlichen Staaten schnell. Nach einem Lande- und Überflugverbot für russische Flugzeuge folgten Sanktionen und damit Exportverbote für Flugzeuge und Ersatzteile. Russische Airlines leiden darunter, wesentliche Teile ihrer Flotten sind am Boden, weil Teile fehlen, viele Flieger wartungsbedürftig. Dennoch gelingt ihnen weiterhin, an Ersatzteile zu kommen.
Laut einer Auswertung internationaler Zolldaten durch den finnischen Rundfunkanbieter Yle importierte Russland seit Februar 2022 Bauteile im Wert von fast einer Milliarde Euro. Ein Großteil dieser Lieferungen kam nicht direkt aus Europa oder den USA, sondern über Umwege. Besonders häufig genannt werden die Vereinigten Arabischen Emirate, China, die Türkei und Gabun.
Dabei wird durchaus mit hoher krimineller Energie vorgegangen, um das Embargo umgehen zu können. In den Importpapieren finden sich rund 4000 einzelne Sendungen. Abgewickelt wurden sie über mehr als 360 verschiedene Firmen.
Rund 600 Millionen Euro der von Russland importierten Ersatzteilen entfallen laut der Analyse auf Airbus-, etwa 400 Millionen auf Boeing-Komponenten. Unter den gelieferten Teilen sind auch Triebwerke und Elektroniksysteme, darunter auch solche mit möglichem militärischem Nutzen, etwa Kommunikations- oder Radartechnik.
Beide Flugzeughersteller betonen gegenüber Yle, sich strikt an die geltenden Exportbeschränkungen zu halten. Airbus verweist auf die umfassenden Verbote sowohl der EU als auch der USA. Die Ausfuhr von Flugzeugen, Ersatzteilen, technischer Dokumentation oder Dienstleistungen nach Russland sei komplett untersagt. «Es gibt keine legale Möglichkeit, Teile oder Unterlagen nach Russland zu exportieren», heißt es in der Stellungnahme.
Zwar könne man echte Airbus-Teile bis zu einem bestimmten Punkt verfolgen, etwa durch Seriennummern und Endverbleibserklärungen. Bei nicht autorisierten Produkten oder Dokumenten habe man hingegen keine Kontrolle. Auch Boeing erklärt, man habe bereits Anfang 2022 jegliche Unterstützung für russische Airlines und Wartungsdienstleister eingestellt. Man halte sich an die geltenden Sanktionen und internationalen Regelungen.