Eine aktuelle Auswertung legt nahe, dass der Airbus A380 überdurchschnittlich viele technische Probleme hat. Doch dazu sind einige Dinge zu beachten.
Es ist ein sperriger Begriff: Lufttüchtigkeitsanweisung. Im Englischen nennt man sie Airworthiness Directive, abgekürzt AD. Dabei handelt es sich um verpflichtende Anweisungen, die Luftfahrtbehörden erlassen, wenn an einem Flugzeugmodell Mängel entdeckt werden, welche die Lufttüchtigkeit einschränken. Airlines und andere Flugzeugbetreiber müssen diese Anweisungen umsetzen.
Lufttüchtigkeitsanweisungen sind technisch detailliert, es gibt viele von ihnen und die US-Luftfahrtbehörde FAA beispielsweise veröffentlicht meist etliche zur gleichen Zeit. All das führt dazu, dass das große Bild, das viele womöglich zusammen ergeben, oft nicht gesehen wird. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hat nun aber genau das gemacht: ein großes Bild zusammengesetzt, zum Airbus A380, dem größten Passagierjet der Welt.
Das Ergebnis: Von Januar 2020 hat die europäische Luftfahrtbehörde Easa insgesamt 95 Lufttüchtigkeitsanweisungen zum A380 herausgegeben. Der Artikel dazu erschien am 28. Juli 2025. Danach, am 30. und 31. Juli, kamen noch zwei vorgeschlagene Lufttüchtigkeitsanweisungen (Proposed Airworthiness Directives, PAD) zum Superjumbo hinzu, die nun zur Kommentierung offenstehen, wie die Datenbank der Easa zeigt.
Das Brisante daran: Die Zahl der Lufttüchtigkeitsanweisungen für Langstreckenflugzeuge von Boeing liegt gemäß Bloomberg nur etwa bei der Hälfte: Die Boeing 787 kommt auf 45, die Boeing 777 auf 43 und die Boeing 747 auf 48. Zwar gibt die ADs für die Flugzeugmodelle aus den USA die dortige Behörde FAA heraus, die Easa übernimmt diese aber und umgekehrt genauso.
«Der A380 ist ein komplexes Flugzeug, dessen Größe seine Wartung im Vergleich zu anderen Flugzeugen anspruchsvoller macht», erklärt die Easa dazu. Sie wies aber auch darauf hin, dass die Anweisungen «in Umfang und Dringlichkeit stark variieren». Die reine Anzahl für verschiedene Flugzeuge sei daher «keine gute Vergleichsgrundlage». Besonders betont sie: «Für die Sicherheit ist es sehr wichtig, dass die Veröffentlichung einer Lufttüchtigkeitsanweisung kein Stigma darstellt – Sicherheit muss an erster Stelle stehen.»
Was auch nicht übersehen werden darf: Manche neuen Anweisungen ersetzen alte. So erwähnt Bloomberg etwa eine AD vom 16. Mai 2025. Diese weist A380-Betreiber an, Notrutschen vom Hersteller Collins auszutauschen, wenn die Flugzeuge lange eingelagert waren, da die Nähte sich öffnen könnten. Was die Nachrichtenagentur dazu aber nicht erwähnt: Die Easa hatte das Problem schon 2022 und 2024 mit ADs adressiert. So heißt es in der aktuellen Anweisung (Easa AD No.: 2025-0115): «Diese AD ersetzt Easa AD 2022-0218 vom 08. November 2022 und Easa AD 2024-0099 vom 06. Mai 2024.»
Airbus erklärte gegenüber Bloomberg, der A380 «führt planmäßige Flüge weiterhin mit einer hohen operativen Verlässlichkeit durch, die in den letzten zwölf Monaten bei 99 Prozent für die weltweite Flotte lag». Sprich: Nur ein ein Prozent der geplanten Flüge oder der geplanten Flugzeit konnten aufgrund von technischen Störungen nicht stattfinden.
Eine Herausforderung für Superjumbo-Betreiber wurde es nach der Covid-19-Pandemie - als überraschend viele Fluggesellschaften überraschend viele A380 zurück in den Betrieb holten -, freie Kapazitäten bei A380-Wartungsbetrieben zu finden, um die Riesenflieger fit für den Einsatz zu machen. Zudem sind Ersatzteile für die Flugzeuge sehr gefragt, besonders Fahrwerke, Hilfstriebwerke, Avionik, Räder und Bremsen von zerlegten A380 sind begehrt.
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