Der chinesische Flugzeugbauer peilt eine Nische an: Flughäfen in extremer Höhe und Hitze. Die Nische bediente bisher Airbus mit dem A319 Neo. Die Konkurrenz durch die C919-600 macht seine Zukunft noch unsicherer.
Comac erweitert sein Angebot. Mit der C919-600 entsteht derzeit eine verkürzte Version des Kurz- und Mittelstreckenjets, die speziell für Flughäfen in großen Höhen oder bei hohen Temperaturen ausgelegt ist. Solche sogenannten Hot and High-Bedingungen stellen Flugzeuge vor Herausforderungen: Die dünnere Luft reduziert sowohl den Auftrieb als auch den Schub der Triebwerke. Starts und Landungen erfordern längere Bahnen, die Leistung der Flugzeuge ist begrenzt.
Der Entwicklungsfortschritt ist bei Chinas Flugzeugbauer greifbar: Vor kurzem erhielt ein erstes großes Bauteil, der äußere Tragflächenkasten, die Lufttüchtigkeitsbescheinigung der chinesischen Aufsichtsbehörde CAAC. Es handelt sich um das erste zentrale Strukturelement für das erste Flugzeug mit der Seriennummer MSN 00032. Damit ist der Zeitplan bestätigt: 2027 soll die Comac C919-600 erstmals abheben, ein Jahr später könnte sie bereits im Liniendienst stehen.
Der Jet wird rund 138 bis 153 Passagiere fassen und positioniert sich damit genau in der Kategorie, in der Airbus bislang mit dem A319 Neo auftritt. Doch ausgerechnet dieses Modell schwächelt. Von der Neuauflage des einst so erfolgreichen A319 hat Airbus bislang lediglich 57 Bestellungen erhalten. Aktuell wird geprüft, ihn aus dem Angebot zu nehmen. Voraussetzung für eine Einstellung ist für Airbus jedoch, dass der größere A320 Neo so verbessert wird, dass er dessen Leistungsfähigkeit in großen Höhen erreicht oder übertrifft.
Gründe dafür gibt es mehrere: Größere Flugzeuge bieten günstigere Betriebskosten pro Sitz, und angesichts knapper Start- und Landerechte setzen Fluggesellschaften lieber auf Jets mit mehr Kapazität. Für kleinere Modelle wiederum hat Airbus mit dem A220 längst eine modernere Alternative im Angebot.
Für den A319 Neo bleiben vor allem Nischenkunden, die genau auf die Stärken des Fliegers in dünner Höhenluft setzen. Einer davon ist aktuell noch Tibet Airlines. Und mit dieser Airline hat Comac schon 2023 eine Kooperationsvereinbarung zur Entwicklung einer Hot and High-Version der C919 geschlossen. Die Fluggesellschaft, die einige der höchstgelegenen Verkehrsflughäfen der Welt ansteuert, verfügt über viel Erfahrung mit dem Betrieb in extremen Bedingungen.
Die Comac C919-600 wird für sie interessant. Heute setzt Tibet Airlines vor allem auf Airbus A319 Ceo und A319 Neo.