Während klassische Netzwerkairlines dem Airbus A321 XLR treu bleiben, kehren Billigflieger wie Wizz Air, Frontier und Jetblue dem neuen Flugzeug den Rücken. Die Gründe.
Mit dem Airbus A321 XLR will Airbus es Fluggesellschaften ermöglichen, neue Märkte zu erschließen und Routen auch in der schwächeren Saison profitabel zu bedienen. Gerade Airlines, die bislang noch nicht auf der Langstrecke unterwegs waren, können durch das neue Modell Ziele anfliegen, an die es ein Airbus A320 oder A321 nicht schafft.
Doch nicht alle Kunden sind offenbar gleichermaßen zufrieden, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Gerade Lowcost-Airlines hatten sich laut einem aktuellen Bericht mehr vom neuen Flugzeug versprochen.
Wizz Air, Frontier Airlines und Jetblue hatten zusammen 78 Exemplare geordert. Heute sieht es anders aus: Wizz Air reduziert ihre 47 ursprünglichen Bestellungen auf etwa zwölf Flugzeuge. Frontier, die 18 Maschinen geordert hatte, will überhaupt keine XLR mehr. Jetblue hatte 13 Flugzeuge bestellt, will zwei aber nicht mehr.
Auch Cebu Pacific aus den Philippinen hat bisher nur eine Absichtserklärung für zehn XLRs unterzeichnet. Insgesamt schrumpft das Volumen der Billigairlines von möglichen 88 Bestellungen (inklusive Cebu) auf rund 23.
Wizz-Air-Vorstandschef József Váradi beklagte zuletzt, dass der Airbus A321 XLR schlechter abschneide als gedacht, vor allem beim Gewicht. Der Jet sei schwerer als angekündigt. Tatsächlich hatte Airbus bei den Tanks des neuen Flugzeugs aus Sicherheitsgründen Anpassungen vornehmen müssen, die das Gewicht etwas erhöhten.
Gleichzeitig sei die Reichweite im realen Einsatz geringer als versprochen, so Váradi. Zwar fliegen zwei XLRs der Ungarn bereits nach Saudi-Arabien, doch für längere Strecken sieht das Management kaum mehr Potenzial. Eine Rolle bei der Entscheidung von Wizz Air dürfte allerdings auch gespielt haben, dass die Fluggesellschaft ihre Tochter in Abu Dhabi gerade geschlossen hat.
Ein Grund sind die technischen Grenzen. Zwar bewirbt Airbus die XLR mit elf Stunden Flugzeit und 30 Prozent geringerem Treibstoffverbrauch, doch bei voller Auslastung erreichen sie diese Reichweite offenbar nicht. Die zusätzlich eingebauten Treibstofftanks verringern zudem die Kapazität für Fracht – ein Nachteil gerade für Billigflieger, die auf jeden zusätzlichen Euro angewiesen sind.
Auch Frontier argumentierte bei der Abbestellung, Reichweite und Performance passten nicht zur Strategie. Zudem hätte die Fluglinie eine Waisenflotte von wenigen, teuren Einzelstücken im Bestand gehabt – ein unwirtschaftliches Szenario für einen Billigflieger, der vor allem auf Standardisierung setzt. Cebu Pacific ließ das Vorhaben einer Bestellung fallen, als sich Spezifikationen änderten und es zu Verzögerungen kam.
Der Airbus A321 XLR scheint schlicht nicht für jede Fluglinie gemacht zu sein, denn: Für klassische Netzwerkairlines passt das Modell offenbar besser als für Billigairlines. American Airlines, United, Iberia und Qantas halten an ihren Aufträgen fest, Iberia berichtet sogar von besseren Verbrauchswerten als erwartet.