Der Flughafen von Plovdiv hat etwas, wovon andere europäische Flughäfen nur träumen. Er besitzt ein modernes Terminal mit einer Kapazität von bis zu einer Million Passagieren, eine Infrastruktur, die die Landung von Flugzeugen bis zur Größe einer Antonov An-124 erlaubt, und ein großzügiges Vorfeld, das bis zu 14 Flugzeugen gleichzeitig Platz bietet. Das Einzige, was dem Flughafen fehlt, sind ausreichend Passagiere, die das Terminal mit Leben füllen.
Dabei bietet Plovdiv mit ihren rund 350.000 Einwohnerinnen und Einwohnern als zweitgrößte Stadt Bulgariens durchaus touristisches Potential. Sie liegt rund 130 Kilometer südlich der Hauptstadt Sofia und hält mit ihrer mehr als sechstausendjährigen Geschichte und historischen Ausgrabungen Sehenswertes für Besucher bereit. Schon seit Zeiten des Kommunismus ist Plovdiv zudem international als Austragungsort für Messen bekannt.
1928: Tests auf der Strecke Sofia - Plovdiv - Burgas - Jambol
Die Luftfahrtgeschichte der Stadt begann im Jahr 1928 mit ersten Testflügen auf der Strecke Sofia - Plovdiv - Burgas - Jambol. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges - Bulgarien wurde zu einer kommunistischen Volksrepublik unter sowjetischem Einfluss - wurden ab 1947 saisonale Passagierflüge für die Messe in Plovdiv zwischen Sofia und Plovdiv aufgenommen. Kurz darauf folgten erste Linienflüge auf der Strecke Sofia - Plovdiv - Burgas - Varna.
Am 2. Mai 1962 startete Balkan Bulgarian Airlines Charterflüge nach Berlin, Moskau, Prag und Wien. Sie bot ab Plovdiv auch Inlandsflüge nach Burgas, Varna, Targovishte, Ruse, Gorna Oryahovitsa und Sofia an. Die 1970er-Jahre waren das Jahrzehnt des Wachstums: Aeroflot startete dort mit Ilyuschin Il-18, Antonov An-12 und Tupolev Tu-154. Mit Frachtflügen wurden allein 1972 mehr als 5000 Tonnen landwirtschaftlicher Erzeugnisse transportiert. 1978 begrüßte der Flughafen zum ersten Mal eine Il-76, die 40 Tonnen Nutzlast beförderte. Derweil wurde zwei Jahre später der bulgarische Inlandsflugdienste wieder aufgegeben.
Neues Terminal in Plovdiv in nur vier Monaten errichtet
Mit der Übersiedelung des Flughafens an seinen heutigen Standort in die Nähe von Krumovo wurde ein neues Terminalgebäude und ein Kontrollturm errichtet. Und Ende 1982 landete das erste Flugzeug vom Typ Tu-134 mit einem Charterflug aus Amsterdam in Plovdiv.
Nachdem die Passagierzahlen lange Zeit bei unter 50.000 Fluggäste pro Jahr lagen, sollte der Bau des heutigen Terminals einen neuen Anreiz für die Bedienung des Flughafens schaffen. 2009 wurde mit einem Investment von rund 10 Millionen Euro das 7000 Quadratmeter große Terminal innerhalb von nur vier Monaten von lokalen Architekten und Baufirmen errichtet. International bekannt wurde es 2011, als die US-Filmemacher der 100- Millionen-Dollar-Produktion «Expendables 2» für Dreharbeiten dort ihre Zelte aufschlugen.
Filmschießerei mit Alt-Stars und Tor zu Bulgariens Bergwelt
Im Terminal des Flughafens Plovdiv kam es zum finalen Showdown der Guten des Films, dargestellt unter anderem Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger, Jason Statham, Bruce Willis, Chuck Norris, und den gegnerischen Bösewichten rund um Jean-Claude Van Damme.
Der Flughafen Plovdiv liegt am Fuße des Naturparks des Rhodoen-Gebirges mit dem bekannten Tourismusort Pamporovo. Der Ski- und Kurort zählt neben den Skigebieten von Bansko und Borovets zu den beliebtesten Wintersportorten des Landes und zählt mehr als 100.000 Besucherinnen und Besucher jährlich. Als Tor zur bulgarischen Bergwelt begrüßte der Flughafen Plovdiv daher bereits in der Vergangenheit zahlreiche Winter-Charterflüge aus der Türkei, Israel, Tschechien, Rumänien sowie den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Linienfluggeschäft am Flughafen Plovdiv ein Problem
Bei den Linienverbindungen nach Plovdiv sah es dagegen lange eher mau aus. Erst am 3. November 2010 konnte nach vielen Jahren wieder eine Linienmaschine begrüßt werden, eine Boeing 737-800 von Ryanair, die us London kam. In den folgenden Jahren unternahmen Ryanair, Wizz Air und Pegasus Airlines Versuche, neue Verbindungen aufzubauen. Darunter Flüge nach Istanbul, Memmingen, Frankfurt-Hahn, Dortmund und Brüssel-Chaleroi. Der Erfolg war jedoch begrenzt, weshalb die Strecken nach kurzer Zeit wieder eingestellt wurden. Einen Aufschwung erlebte der Flughafen aber nach Ende der Covid-Pandemie.
Aktuelles Bild vom Flughafen Plovdiv: Die Charterairline Fly 2 Sky parkt dort ihre Jets aufgrund der günstigen Gebühren. Martin Dichler
Im vergangenen Jahr zählte der Airport rund 160.000 Fluggäste, was einem Plus von mehr als 50 Prozent gegenüber dem Jahr 2019 entspricht. Aktuell bieten Wizz Air und Ryanair als einzige Fluglinien ab Plovdiv Linienflüge n - nach Birmingham, London-Stansted, London-Luton, Mailand- Malpensa, Manchester und seit 15. November ins slowakische Bratislava.
Wizz-Air-Verbindung nach Bratislava schürt Hoffnungen
Gerade in die neue Wizz-Air-Verbindung nach Bratislava setzen die Verantwortlichen neue Hoffnungen, wie Hristo Minkov, Betriebschef des Airports, gegenüber aeroTELEGRAPH sagt: «Die interessante Destination Bratislava mit ihrer Nähe zu Wien, die günstigen Ticketpreise und der Umstand, dass viele Bulgaren in Österreich leben, sprechen für einen Erfolg der neuen Verbindung.» Ähnlich sieht es auch Flughafen-Bratislava-Geschäftsführer Dusan Novota, der anlässlich der Aufnahme der Verbindung sagt: «Mit den neuen Wizz-Air-Flügen ergeben sich leichtere Reisemöglichkeiten für Menschen, die in der Region leben sowie eine weitere hervorragende Möglichkeit für einen Städtetrip.»
Dusan Novota, Chef des Flughafens Bratislava: Freut sich über die neue Plovdiv-Route. Martin Dichler
Einen neuen Impuls für den Flughafen Plovdiv erhofft sich die Regierung zudem durch die Ausschreibung eines Konzessionsvertrages zum Betrieb des Airports, der bisher staatlich betrieben wird. Bereits im Jahr 2011 hatte die damalige Regierung ohne Erfolg ein erstes Konzessionsverfahren eingeleitet. 2016 erfolgte der zweite Versuch ohne Erfolg. Und im dritten Versuch zwei Jahre später bahnte sich eine Einigung an mit dem Silk Road Plovdiv Airport Konsortium - einer Kooperation zwischen der chinesischen HNA Group und der in den Niederlanden registrierten Firma Plovdiv Airport Invest -, doch auch dies scheiterte.
2026 soll privater Betreiber für Airport Plovdiv gefunden werden
Derzeit erarbeitet die bulgarische Regierung Details für eine neuerliche Ausschreibung eines Konzessionsvertrages, der im Jahr 2026 ausgeschrieben werden soll. Wie Verkehrs- und Transportminister Grozdan Karadjov bulgarischen Medien gegenüber mitteilte, könnte die neuerliche Ausschreibung im ersten Halbjahr starten. Damit will der Staat langfristige Investitionen in die Flughafeninfrastruktur sicherstellen und einen erfahrenen Betreiber finden, der die Verwaltung des Flughafens Plovdiv übernimmt.
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