Seit mehr als 20 Jahren wird über eine Erweiterung des größten Londoner Flughafens mit einer dritten Start- und Landebahn diskutiert. Jetzt wird es konkret. Und zum ersten Mal hat der Betreiber des London-Heathrow Airport Konkurrenz beim Ausbau.
«Das klare Ziel der Regierung ist es, die Inbetriebnahme einer dritten Start- und Landebahn bis 2035 zu ermöglichen» - das erklärte die britische Regierung am 30. Juni 2025 in Bezug auf den Flughafen London-Heathrow. Sie rief potenzielle Projektträger auf, ihre Konzepte einzureichen, und gab ihnen an diesem Tag einen Leitfaden dafür an die Hand. Einsendeschluss: 31. Juli.
Am letzten möglichen Tag präsentierte der aktuelle Betreiber Heathrow Airport Holdings, bei dem die französische Investmentfirma Ardian mit knapp 33 Prozent, der Staatsfonds von Katar mit 20 Prozent und der Staatsfonds von Saudi-Arabien mit 15 Prozent die größten Aktionäre sind, ihren Plan für den Ausbau des Flughafens inklusive der dritten Start- und Landebahn.
Doch damit ist die Betreiberin nicht allein - erstmals gibt es Konkurrenz. Ebenfalls am 31. Juli präsentierte das Unternehmen Arora Group des britisch-indischen Milliardärs Surinder Arora ein eigenes Konzept. Er und seine Firma sind im Hotelsektor aktiv, wobei sie sich auf Hotels rund um Flughäfen und die Unterbringung von Crews spezialisiert haben. Für sein Heathrow-Konzept - mit dem Arora schon 2017 erstmals ins Gespräch gebracht hatte - hat der Geschäftsmann nun den Baukonzern Bechtel an Bord geholt, der auch viel Erfahrung an Flughäfen hat, unter anderem vom Bau des Hamad International Airport in Doha.
Einer der wichtigsten Unterschiede zwischen den beiden Konzepten: Heathrow Airport Holdings plant die dritte Piste, die im Nordwesten des jetzigen Flughafengeländes entsteht, mit einer Länge von 3500 Metern. Dazu muss die Autobahn M25, die ringförmig um London herumführt, an dieser Stelle so umgebaut werden, dass sie unter der Piste verläuft.
Im Konzept der Arora-Gruppe wird die neue Start- und Landebahn nur 2800 Meter lang - und vermeidet so ein Zusammentreffen mit der M25. Das führe zu einfacheren und schnelleren Bauarbeiten und ermögliche eine schnellere und günstigere Fertigstellung, schreibt Arora.
Das Konzept sieht die Fertigstellung der dritten Piste bis 2035 vor sowie den Bau eines neuen Terminals, T6, westlich des jetzigen T5 in zwei Phasen: T6A bis 2036, T6B bis 2040. Arora nennt in seiner Mitteilung zwar keinen Preis für all das, laut dem Sender BBC plant das Unternehmen aber mit weniger als 25 Milliarden Pfund, knapp 28,9 Milliarden Euro.
Das Konzept von Heathrow Airport Holdings ist umfangreicher. Dazu gehört neben der neuen dritten Piste auch ein neuer Terminalkomplex westlich von T5, genannt T5X, einschließlich eines Satellitenterminals im Norden, T5XN. Hinzu kommen die Neugestaltung des aktuell zentralen Terminalbereichs und die Modernisierung bestehender Terminals, einschließlich der Erweiterung von T2. Dies führt zur Schließung des ältesten Terminals in Heathrow, T3.
Der Preis für all das laut dem Konzept: 49 Milliarden Pfund (56,6 Milliarden Euro). Davon entfallen 21 Milliarden Pfund auf die neue Start- und Landebahn, 12 Milliarden für das neue Terminal und 15 Milliarden für die Modernisierung und Erweiterung bestehender Terminals.
Zum Zeitplan erklärt der Flughafenbetreiber des Flughafens London-Heathrow: «Unser Ziel ist es, bis 2029 die Baugenehmigung zu erhalten und den Erstflug von der neuen Start- und Landebahn innerhalb eines Jahrzehnts zu ermöglichen.» In einer Grafik zum Zeitplan ist für die Fertigstellung von Piste 3 vermerkt: «ab 2035».