Letzte Aktualisierung: um 17:19 Uhr

Wasserflugzeug-Airline European Coastal

«Wir planen Sprung über die Adria»

Seit August bietet European Coastal Airlines Flüge in Kroatien an – mit Wasserflugzeugen. Wie die Geschäfte laufen und warum Passagiere vor Freude weinen, verrät Chef Klaus Dieter Martin.

Lange Transferzeiten mit Fähre und Taxi sollen der Vergangenheit angehören: Seit Ende August verbindet European Coastal Airlines mit Wasserflugzeugen die kroatische Hafenstadt Split mit der bei Touristen beliebten Insel Hvar. Weitere Verbindungen sind in der Planung – nicht nur innerhalb Kroatiens. Wie das Angebot bei Touristen und Einheimischen ankommt, welche Verbindungen die Airline noch anbieten will und was European Coastal für den Winter geplant ist, erklärt Chef Klaus Dieter Martin im aeroTELEGRAPH-Interview.

Sie wollten doch eigentlich schon Anfang der 2000er-Jahre starten. Warum hat es so lange gedauert?
Klaus Dieter Martin*: Wir sind im Jahr 2000 mit der Planung gestartet, allerdings war es nach 9/11 sehr schlecht um die Luftfahrt bestellt. Da haben wir alles einfach “geparkt”. Hinzukamen auch bürokratische Hindernisse. Und man darf nicht vergessen: Wir mussten alles von Grund auf aufbauen. Wir mussten Wasserflugplätze beantragen und ausbauen. Insgesamt haben wir also 13 Jahre intensiv an diesem Projekt gearbeitet. Als wir dann endlich am 26. August diesen Jahres die Fluglizenz erhalten haben, haben wir gleich am 27. den Flugbetrieb aufgenommen.

Wie ist denn die Auslastung?
Die Auslastung ist sehr gut: Sie liegt bei 80 Prozent. Wir fliegen derzeit mit zwei DHC-6 Twin Otter, eine dritte ist bereits bestellt. Unser Ziel ist es, nächstes Jahr vier weitere Flugzeuge in Betrieb zu nehmen.

Wasserflugzeuge sind in Europa eher ungewöhnlich. Müssen Sie Ihren Passagieren erst die Angst nehmen?
Nein, diese Erfahrung haben wir nicht gemacht. Die meisten Passagiere sind begeistert, insbesondere von der Aussicht. Wir fliegen ja maximal auf einer Höhe von 2500 Metern. Kürzlich saß ein älterer Kroate neben mir im Flugzeug und hatte Tränen in den Augen – er habe sein Land aus dieser Perspektive noch nie gesehen.

Welche Verbindungen bieten Sie derzeit an?
Unsere Base ist Split-Resnik in Kroatien. Sie liegt etwa 400 Meter querab vom Flughafen auf dem Wasser. Wir fliegen derzeit viermal täglich nach Jelsa auf der Insel Hvar und ab dem 1. Oktober auch nach Rab. Sukzessive wollen wir weitere Ziele in unseren Flugplan aufnehmen, etwa Pula, Zagreb, Dubrovnik und die zahlreichen kroatischen Inseln. Aber das dauert natürlich alles: Wir brauchen erst die Genehmigungen und wir müssen kleine schwimmende Airport aufbauen, mit Check-in, einem Wartebereich, einen Kiosk und Toiletten.

Haben Sie auch Ziele außerhalb Kroatiens im Blick?
Unser Name lautet European Coastal Airlines – wir wollen uns also nicht nur auf Kroatien beschränken. Zunächst planen wir den Sprung über die Adria nach Italien. Wir hatten bereits einen Termin mit den zuständigen kroatischen und italienischen Behörden und sind optimistisch, dass wir künftig Verbindungen nach Italien anbieten können, etwa Split – Ancona. Natürlich wollen wir auch in andere Länder, wie Slowenien, Montenegro oder Griechenland, aber erst einmal bauen wir uns hier stark auf und schauen dann 2016 in welche anderen Länder wir noch gehen.

Die große Nachfrage wird es wohl nur im Sommer geben. Wie planen Sie, den Winter zu überbrücken?
Natürlich ist es hauptsächlich ein Saisongeschäft, im Winter gibt es kaum Touristen. Da geht es uns nicht anders als den großen Chartercarriern, die im Sommer ausgelastet sind und im Winter ihre Boeing 737 herumstehen haben. Allerdings gehen wir davon aus, dass wir unsere Maschinen durch genügend Local Traffic auch im Winter auslasten können. Denn die Kroaten sind ganz begeistert von unserem Angebot.

Viele Kroatien-Urlauber reisen ja mit dem Auto an. Wie überzeugen Sie sie, statt der Fähre doch das Flugzeug zu nehmen?
Viele Touristen kommen tatsächlich mit dem Auto und fahren mit der Fähre auf eine Insel. Was wir hier aber verkaufen ist einfach Zeit: Mit der Fähre brauchen Sie für die Strecke Split – Hvar zwei Stunden. Da ist es nicht möglich, einfach einen Tagesausflug zu machen, sich Split oder Dubrovnik anzuschauen und abends wieder zurück im Hotel auf der Insel zu sein. Unser Flug hingegen dauert nur 13 Minuten.

Gibt es Probleme mit Umweltschützern?
Nein, überhaupt nicht. Zum einen wollen wir ja wirklich zentral sein und haben unsere Aerodromes in Hafenbecken direkt an den Städten angelegt. Wir sind also nicht irgendwo in einem Naturschutzgebiet. Und zum anderen schwimmen unsere Pontons. Wir müssen ja nicht bohren oder mit Beton arbeiten.

Wie finanzieren Sie sich?
Hauptgeldgeber sind wir drei Gründer, zudem werden wir von der LEHEL Industrie Gruppe aus München sowie einem großen malaysischen Investor finanziert.

[image2]* Klaus-Dieter Martin ist Geschäftsführer von Europan Coastal Airlines mit Sitz in Zagreb.