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Camerons unglückliche Flugzeugwahl

Für seine Asien-Reise mietete der britische Premier eine B747 aus Angola. Bei einer ziemlich umstrittenen Firma.

Großbritannien war einst die große Nation auf See – in der Luft ist sie es definitiv nicht. Barack Obama fliegt in der Air Force One, Angela Merkel steht ein Airbus A340-313X zur Verfügung und Frankreichs Präsident Sarkozy hat im letzen Jahr eine A330 für 260 Millionen Euro umbauen lassen. Das Vereinigte Königreich besitzt kein Regierungsflugzeug.

Da dürfte David Cameron seinen Vorgänger Gordon Brown verfluchen. Dieser hat in seiner Zeit als Finanzminister bei Tony Blair sein Veto gegen den Kauf eines Regierungsflugzeugs eingelegt. Seither fliegen die Politiker auf Militär- oder Linienmaschinen mit. Wenn es günstiger kommt, wird ein entsprechendes Flugzeug gechartert. Meisten bei britischen Anbietern wie British Airways oder Virgin Atlantic.

Zu spät geplant

Genau dies wollte die Entourage um Premierminister Cameron auch eigentlich für dessen fünftägige Asienreise tun. Aber offenbar hatte man nicht langfristig genug geplant: Wegen der hohen Nachfrage um Ostern hatten die britischen Fluglinien keinen Jet mehr übrig. Und die Alternative, für die man sich an der Downing Street entschied, war auch nicht unbedingt ein Glücksgriff: Cameron reiste in einer Boeing 747-400 der angolanischen Sonair – einer Tochter des angolanischen Ölkonzerns Sonangol. Dieser hat alles andere als eine reine Weste: Sonagol gilt als Handlanger zur Devisenbeschaffung der Regierung und geriet in der Vergangenheit mehrfach in die Kritik, weil in der Staatsrechnung 32 Milliarden US-Dollar aus dem Ölgeschäft fehlen. Niemand weiß, wo das Geld verblieben ist. Vermutungen deuten darauf hin, dass es in Beteiligungen und in die Privatkasse des Präsidenten geflossen sind. Der internationale Währungsfond IWF behält seit kurzem alle Zahlungen zurück, bis die Affäre aufgeklärt ist.

In London sieht man das nicht so eng. Ein Mitreisender aus dem Team von Cameron sagte gegenüber dem Telegraph, dass der Sonair-Jumbo die Anforderungen von allen Anbietern am besten erfüllte. Cameron und seine Reisegruppe hätten auch keine Klagen geäußert, sei doch die Boeing 747 mehrheitlich mit Business-Class-Sitzen ausgestattet. Immerhin wurde zudem kurz vor dem Abflug noch eilig die britische Nationalflagge Union Jack auf den Jumbo aufgemalt.