Letzte Aktualisierung: um 22:35 Uhr

Jumbo-Jet für Corendon-Hotel

Boeing 747 überquert spektakulär die Autobahn

Wer sich einen Jumbo-Jet in den Vorgarten stellen will, muss Hürden überwinden. Im Falle des Touristikkonzerns Corendon gehörten Felder und die Autobahn A9 bei Amsterdam dazu.

Seit sie 1989 zum ersten Mal mit Passagieren abhob, hat die Boeing 747-400 unzählige Autobahnen überquert – in der Luft. In der Nacht vom Freitag auf Samstag (9. Februar) feierte sie eine Premiere. Um 1:43 Uhr rollte der 30 Jahre alte Jumbo-Jet erstmals über eine Autobahn. In weniger als einer halben Stunde überquerte er die acht Spuren der A9 beim Flughafen Amsterdam Schiphol. Das Ziel: das Gelände des nahe gelegenen Hotels Corendon Village.

«Zuerst war es nur ein Scherz, dass wir eine 747 in den Hof des Hotels stellen», erzählt Projekt-Chefin Gunay Uslu in der Nacht des Transports im Gespräch mit aeroTELEGRAPH. Sie ist beim niederländisch-türkisch-belgischen Touristikkonzern Corendon für die Eröffnung neuer Hotels zuständig. Vor zwei Jahren hatten sie und ihre Kollegen bei der Planung des Corendon Village die Idee, eine ausrangierte 737 auf das Gelände zu stellen. Doch schnell steigerte man sich und wollte – noch nicht ganz ernst gemeint – lieber einen Jumbo-Jet.

Jet: 160 Tonnen, Transporter: 204 Tonnen

«Wir dachten zuerst, es wäre nicht möglich, einen Jumbo komplett zu transportieren», erzählt Uslu. Die Spezialtransportfirma Mammoet überzeugte Corendon vom Gegenteil. Und ein Gespräch mit KLM zeigte, dass die 747 mit der Registrierung PH-BFB und dem Taufnahmen City of Bangkok in absehbarer Zeit ausgeflottet würde. «So wurde die Idee immer realer», sagt Uslu, zu deren Konzern auch Corendon Airlines gehört.

So kaufte Corendon den Jumbo-Jet von KLM, lackierte ihn Ende 2018 in Rom in den eigenen Farben, flog ihn nach Amsterdam zurück und ließ anschießend dort verwertbare Teile wie die Triebwerke abmontieren. Für die Reise über Land zum Hotel wurde der noch 160 Tonnen schwere Jet dann auf ein Spezialfahrzeug verladen. Der sogenannte Self-Propelled Modular Transporter von Mammoet wiegt selber 204 Tonnen, ist 35 Meter lang, hat 192 Räder, wird von einem Motor mit mehr als 1000 PS angetrieben und von einer Person bedient, die mit einer Fernsteuerung hinter dem Fahrzeug herläuft.

Kaufpreis nur ein Viertel der Kosten

In der Nacht vom 5. auf den 6. Februar ging die Reise los. Über die Zwanenburgbaan verließ der Flieger mit maximal fünf Kilometern pro Stunde das Gelände des Flughafens Schiphol und bewegte sich noch einmal langsamer über anliegende Felder und Gräben. Nach zwei zweitägiger Pause ging es dann in der Nacht vom Freitag auf Samstag über die viel befahrene Autobahn A9, die für den Transport nachts gesperrt werden musste. Nun steht der Flieger schon in Sichtweite des Hotels und wird in der kommenden Nacht aufs Gelände in der Stadt Badhoevedorp gebracht.

In den folgenden Monaten wird die 747 innen umgebaut. Geplant ist ein Museumsbereich zum Thema Luftfahrt und Boeing 747 sowie ein Erfahrungsbereich, der das Fliegen bis hin zu Turbulenzen simuliert. Zugang sollen nicht nur Gäste des Hotels haben, sondern alle Interessierten. Wie teuer das ganze Projekt für Corendon ist, will Uslu nicht verraten. Nur soviel: Der Kaufpreis der 747 macht nur rund ein Viertel der gesamten Kosten aus.

In der oben stehenden Bildergalerie mit Video sehen Sie Aufnahmen des Transports und der Vorbereitungen.