Es ist eine ziemlich untypische Nachricht in der Branche. Boeing hat bestätigt, dass man die Boeing 737 Max deutlich früher als geplant ausliefern wird.
Die Boeing 737 Max kommt vielleicht später als ihr Konkurrenzmodell A320 Neo auf den Markt. Dafür aber schlägt sich der neue Mittelstreckenjet des amerikanischen Flugzeugbauers in Sachen Produkteinführungszeit hervorragend. Am 29. Januar hatte die 737 Max ihren Erstflug erfolgreich absolviert. Rund 400 Teststunden hat der Flieger mit Triebwerken von CFM seither in der Luft verbucht.
Das sorge dafür, dass man die 737 Max deutlich früher als geplant ausliefern werde, ließ Boeings Chef der zivilen Sparte, Ryan Conner, nun verlauten. Laut der Zeitung Wall Street Journal kündigte er an, den ersten Jet schon in der ersten Hälfte 2017 an Southwest Airlines auszuliefern. Geplant war eigentlich das dritte Quartal gewesen.
Der Erfolg der 737 Max ist für Boeing so wichtig wie für Airbus der Erfolg des A320-Neo-Programms. Die Amerikaner behaupten, ihr Flugzeug sei nochmals sparsamer als das europäische Vergleichsmodell. Auf dem Markt hat bislang Airbus dank einem zeitlichen Vorsprung von rund acht Monaten noch die Nase vorn.
Aber bei Boeings Konkurrent Airbus verlief der Start des neuen Mittelstreckenjets A320 Neo weniger glücklich als es nun bei Boeing der Fall zu sein scheint. Wegen Problemen mit den Triebwerken von Pratt & Whitney lehnte der geplante Erstkunde Qatar Airways die Annahme des Fliegers ab – und Lufthansa kam zum Zug.
Die PW1100G-Triebwerke von Pratt & Whitney müssen zuerst zwischen zwei und sechs Minuten im Leerlauf gelassen werden, bevor sie genug Schub entwickeln, damit ein Flugzeug von alleine rollen kann. Das verlängert die Umlaufzeit eines Flugzeugs am Boden. Das Problem ist größer, wenn die Umgebungstemperatur hoch ist – und genau das ist am Persischen Golf der Fall. Das erklärt auch, weshalb Qatar Airways unzufrieden ist, während Lufthansa den A320 mit den gleichen Triebwerken lobt.
Southwest Airlines wird als erste Fluglinie Boeing 737 Max einsetzen. Die erste Auslieferung ist für 2017 geplant. Die Billigairline orderte 200 Stück. Mit 201 Exemplaren ist jedoch die indonesische Lion Air die größte Kundin.
Das Flugzeug kommt bei Kunden bislang allgemein gut an. Boeing sammelte schon 2827 Bestellungen ein. Airbus verkaufte von der A320-Neo-Familie allerdings bereits 4443 Stück.
Das Flugzeug wird von zwei CFM International Leap-1B-Triebwerken mit einem Fan von 173 Zentimeter Durchmesser angetrieben. Das ist mehr als ursprünglich geplant. Deshalb musste das Bugrad um rund 17 Zentimeter verlängert werden.
Besonders stolz ist Boeing auf die neuen, speziellen Winglets. Die 737 MAX AT Winglets haben eine augenfällige Form. Sie sollen «entscheidende Treibstoffeinsparungen gegenüber heutigen Wettbewerbern» bringen.
Boeing preist die 737 Max mit 8 Prozent Treibstoffersparnis pro Sitzplatz gegenüber dem Airbus A320 Neo und 20 Prozent gegenüber der eigenen 737 NG an.