Letzte Aktualisierung: um 21:34 Uhr

Flug Z9-2100

Behörden entdecken eklatante Mängel bei Bek Air

Nach dem Absturz der Fokker 100 in Kasachstan schauen sich die Behörden auch bei Bek Air um. Ermittler entdeckten nun Missstände bei Ausbildung und Wartung.

Vier Wochen ist es her, seit eine Fokker 100 der kasachischen Bek Air verunglückte. Das Flugzeug krachte am 27. Dezember kurz nachdem Start in Almaty in ein Haus. Von den 100 Insassen kamen zwölf ums Leben. 67 Passagiere wurden verletzt. Nachdem das Flugzeug vor dem Abheben mit dem Heck auf die Piste aufschlug, gewann es kaum an Höhe.

Spekulationen von Bek Air, dass Wirbelschleppen beim Unfall eine Rolle spielten, widersprechen Offizielle heftig. Neue Ermittlungsergebnisse werfen dagegen ein schlechtes Licht auf die Fluglinie. Die Luftfahrtbehörde Kasachstans deckte eine ganze Reihe von Sicherheitsverstößen auf, berichtet das Portal Russian Aviation Insider.

Nicht ausreichend auf Vereisung geprüft

Laut der Behörde hat die Besatzung der Fokker 100 vor dem Unglücksflug wichtige Sichtinspektionen des Flugzeuges nicht korrekt durchgeführt. Dies zeigten Aufnahmen von Überwachungskameras. Konkret geht es darum, dass die Piloten die vorderen Flügelkanten vor dem Flug nicht richtig auf Vereisungen überprüften. Eine Enteisung mit Spezialflüssigkeit fand jedoch später statt.

Zudem hat die Fluglinie ihre Besatzungen in bisherigen Trainings nicht ausreichend auf die Gefahren von Vereisungen sowie Techniken zu deren Vermeidung hingewiesen, sagen die Ermittler. Sind Flügel an den Vorderkanten vereist, können sie womöglich nicht genug Auftrieb produzieren.

Seriennummern entfernt

Missstände fand die Luftfahrtbehörde zudem bei den Wartungsmethoden von Bek Air. Die Fokker 100 wird seit 1997 nicht mehr produziert. Weil Ersatzteile immer rarer werden, schlachtete Bek Air einige ihrer Flugzeuge als Teilespender aus. Weil die Fluglinie dies nicht ausreichend dokumentierte, kann die Behörde die verbleibende Lebensdauer dieser Komponenten nicht überprüfen, berichtet das Portal weiter.

Dabei gibt es Hinweise, dass Bek Air die Historie mancher Ersatzteile und Komponenten absichtlich verschleierte. An einigen Triebwerken der Fokker 100 wurden Metallplaketten des Herstellers Rolls-Royce entfernt. Diese Schilder zeigen die Seriennummer. Weil diese fehlen, ist nicht überprüfbar, wie lange die Motoren im Dienst sind und wann die letzte Grundüberholung beim Hersteller stattgefunden hat.

Es droht Lizenzentzug

Bereits umgehend nachdem Absturz belegte die kasachische Regierung Bek Air mit einem Flugverbot für sechs Monate. Sie gibt der Fluglinie bis dahin Zeit, die Mängel zu beseitigen. Ansonsten droht ihr ein Entzug der Betriebserlaubnis.

Währenddessen entzog der Weltluftfahrtverband Iata dem Billigflieger vergangene Woche (17. Januar) vorübergehend ihren internationalen Betriebscode – Bek Air ist dagegen in Berufung ein.