Letzte Aktualisierung: um 20:36 Uhr

CO2-Emissionen

Auf welchen Strecken schlägt der Zug das Flugzeug?

Die Diskussion um das Verbot kurzer Flüge ist in vollem Gange. Doch nicht auf allen Strecken wäre das sinnvoll, argumentiert die europäische Flugsicherung Eurocontrol.

Die Debatte um Inlandsflüge hat in Europa wieder Fahrt aufgenommen. Nachdem Frankreich den Stopp gewisser Flüge aus Umweltgründen als Auflage für die Staatshilfen an Air France aufnahm, kam mittlerweile auch ins Deutschland die Diskussion um das Verbot von Inlandsflügen wieder auf. Immerhin gibt es auf vielen Strecken Hochgeschwindigkeitszüge als Alternative.

Doch ganz so einfach sei das nicht, findet man zumindest bei der Behörde Eurocontrol. Klar – Eurocontrol verdient Geld, wenn Flugzeuge in Europa abheben. Doch die Argumente, welche in dem so genannten «Think Paper» aufgebracht werden, sind zumindest als Denkanstoß interessant.

Neue Infrastruktur kostet Zeit und Geld

Ausgegangen davon, dass das Ziel der Luftfahrtbranche ist, bis 2050 CO2-neutral unterwegs zu sein, stelle sich die Frage, ob der Zug wirklich die umweltfreundlichere Alternative sei, heißt es bei Eurocontrol. Denn: Ihn vielen Fällen ist eine neue Infrastruktur für Hochgeschwindigkeitszüge notwendig. Das Netz von Hochgeschwindigkeitszügen ist bei weitem nicht so ausgebaut wie das von Flügen.

Quelle: X. Sun, Yu Zhang, S. Wandelt (2017), Air Transport vs . High Speed Rail : An Overview and Research Agenda (2017)

Doch die entsprechende Infrastruktur zu erschaffen, kostet Zeit. Im Schnitt dauert die Planung und der Bau einer solchen Infrastruktur 18-26 Jahre, teils aber auch länger. In Deutschland weisen schon alleine einzelne Strecken eine lange Planungshistorie auf, so etwa die Schnellstrecke Nürnberg-Ingolstadt, welche von der ersten Idee 1973 ganze 33 Jahre bis zur Eröffnung 2006 brauchte.

Nun also die Planung für eine neue Strecken zu beginnen, sei nicht zwingend effizient, denn auch der Bau verursacht Emissionen, und bis die Züge fahren können, könnte die Luftfahrt schon deutlich CO2-neutraler unterwegs sein.

Bahnstrecken brauchen Platz

Eurocontrol kritisiert denn auch, dass in vielen Studien die wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen eines massiven Ausbaus der Bahn außer Acht gelassen wird. Das beeinträchtige eine faire Bewertung im Blick auf die Nachhaltigkeit.

Ebenso werde selten berücksichtigt, dass Bahnstrecken deutlich mehr Platz benötigen sowie Landschaft und Natur stärker verändern als Flugzeuge und dessen Infrastruktur. Ebenfalls gibt es für die Bahn geografische Barrieren, wie etwa Inseln, auf denen sie den Flugverkehr nicht ersetzen kann.

Gewisse Strecken sind sinnvoll

Doch es gibt laut Eurocontrol durchaus Strecken, auf denen der Ersatz durch den Zug Sinn ergibt: Bestehende Hochhgeschwindigkeitsstrecken, welche Ziele verbinden, die nicht weiter als 500 Kilometer voneinander entfernt sind.

Lösungen, die Schienen- und Flugverkehr kombinieren, seien im Hinblick auf die Nachhaltigkeit am attraktivsten. Als Vorbilder nennt Eurocontrol in Deutschland Lufthansa und die Zugverbindungen von Hamburg, München, Berlin, Bremen und Münster nach Frankfurt. Auch Austrian und Swiss und ihre Zusammenarbeit mit den ÖBB und den SBB auf Inlandstrecken hebt Eurocontrol hervor, ebenso wie die gute Angebundenheit des Flughafens Schiphol.

Anbindung der Airports verbessern

Zusätzlich zu solchen komplementären Lösungen sollten zudem die Anbindungen der Airports mit der Bahn verbessert werden, damit die Passagiere nicht mehr mit dem Auto anreisen, so Eurocontrol weiter.