Konzernchef Carsten Spohr sieht Lufthansa Group an einem Wendepunkt: Operativ läuft es so gut wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Doch er macht klar: ohne Turnaround bei der Kernairline Lufthansa wird auch der Erfolg von Eurowings, Cargo, Technik und ITA nicht reichen.
Carsten Spohr lässt an einer Sache keinen Zweifel: Lufthansa Group steht operativ besser da als in den vergangenen Jahren. Nach drei schwierigen Sommern mit massenweise Verspätungen und Streichungen spricht der Chef der Lufthansa-Gruppe von einem Wendepunkt. Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit hätten sich deutlich verbessert, sagte er am Dienstag (9. September) bei einer Medienveranstaltung.
Nur noch rund ein Prozent aller Flüge müsse gestrichen werden. Das sei ein Wert, der international Spitze sei. «So gut wie dieses Jahr waren wir operativ seit über zehn Jahren nicht mehr», betonte Spohr. Doch die größte Airline im Konzern bleibt ein Sorgenkind. «Der Kostennachteil von Lufthansa Airlines ist so groß, dass Wachstum derzeit woanders stattfindet.»
Discover und City Airlines trügen aktuell die größte Wachstumslast. Gleichzeitig hebt Spohr hervor, dass Bereiche abseits der klassischen Netzwerkairlines inzwischen enorme Ergebnisse einfahren. Eurowings, Lufthansa Cargo und Lufthansa Technik lieferten zusammen rund eine Milliarde Euro Vorsteuergewinn.
«Ich nenne die Chefs dieser drei Sparten inzwischen meinen Billionaires Club», so Spohr. Vor wenigen Jahren sei das gerade bezogen auf Eurowings noch kaum vorstellbar gewesen. Es sei schön, dass «aus einem jahrelangen Problemthema» ein Aushängeschild geworden sei.
Dennoch: Die Lufthansa Airline muss den Turnaround schaffen, damit es der Gruppe gut geht so Spohr. «Wenn die Lufthansa Airline nicht funktioniert, werden wir es am Ende auch mit dem Billionaires Club oder mit ITA oder Swiss nicht retten», so der Lufthansa-Chef. Das liegt auch, aber nicht nur an finanziellen Faktoren. «Wir haben weiterhin nicht nur die Namensgleichheit zwischen Konzernen und Airline, wir haben auch die emotionale Nähe, auch der Kunde», so Spohr.
Mit stabilerer Operation, neuen Produkten und einer vereinheitlichten Struktur sei man aber optimistisch, die Basis zu schaffen, um wieder wettbewerbsfähig zu sein. Daher arbeitet die Lufthansa-Gruppe denn auch an der Struktur des Konzerns. Spohr machte klar, dass die Lufthansa Group sich stärker verzahnen muss. «Als Gruppe sind wir stark – aber wir wollen von einer Gruppe von Airlines zu einer Airline-Gruppe werden», so der Manager.
Für die Kundinnen und Kunden bleibe Vielfalt sichtbar: Marken, Uniformen oder Catering würden auch künftig Unterschiede zeigen. Im Hintergrund hingegen sollen Prozesse noch mehr vereinheitlicht werden – die Prozesse, die nicht aus juristischen oder aus Kostengründen in den jeweiligen Ländern stattfinden müssen. Jeden dieser Prozesse wolle man nur noch ein Mal machen.
Auch die Flottenentwicklung spielte eine zentrale Rolle. Bis Ende 2026 wird die Gruppe 60 neue Flugzeuge übernehmen, fast eines pro Woche. «So viele Auslieferungen in so kurzer Zeit hatten wir noch nie», sagte Spohr.
Aktuell sind erst zehn Jets mit Allegris unterwegs, alle ab München. Doch Spohr kündigte an: «Bis Jahresende werden zehn weitere Flugzeuge auch ab Frankfurt fliegen.» Erste Rückmeldungen der Gäste seien «weit über unseren Erwartungen». Der Lufthansa-Group-Chef bleibt denn auch optimistisch. «Die besten Jahre liegen noch vor uns», so Spohr abschließend.
Qualitätsjournalismus gibt es nicht zum Nulltarif. Unsere Redaktion kennt die Branche, ihre Akteure und Zahlen – seit vielen Jahren. Wenn Sie uns unterstützen wollen, zahlen Sie weniger als für ein Getränk am Flughafen. Zudem lesen Sie werbefrei und stärken die unabhängige Berichterstattung. Jeder Beitrag zählt. Jetzt hier klicken und abonnieren