Die niederländische Billigairline bricht mit einer umstrittenen Praxis. Bisher schickte Transavia einen Teil ihres Kabinenpersonals in den Winterzwangsurlaub und ließ die Gehälter vom Staat zahlen. Damit ist nun Schluss.
Dass an europäischen Flughäfen im Winter weniger los ist als im Sommer, ist ganz normal. Die Hochsaison ist in den wärmsten Monaten des Jahres. Dementsprechend fahren Fluglinien ihre Kapazitäten hoch und vergrößern ihre Flotten mit Wet-Lease-Flugzeugen. Wenn die Nachfrage nachlässt, enden die Verträge wieder.
Transavia bedient sich seit Jahren einer ähnlichen Praxis: Nur geht es dabei nicht um zusätzliche Flugzeuge, sondern um Personal. Im Jahr 2014 hat die niederländische Billigtochter von Air France-KLM die sogenannte 46-6-Regelung eingeführt. Die Mitarbeitenden sind 46 Wochen im Jahr beschäftigt und haben zwischen November und Januar sechs Wochen Urlaub.
Allerdings trifft der Begriff Urlaub nicht ganz zu. In dieser Zeit erhalten die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter kein Gehalt von Transavia, sondern vom Arbeitsamt. Dennoch bleiben sie weiterhin bei der Airline angestellt und sind nicht arbeitslos. Laut der niederländischen Arbeitsvermittlungsbehörde UWV nutzt Transavia ein System, das eigentlich dazu vorgesehen ist, Mitarbeitende zu schützen, wenn ihr Arbeitgeber ihnen für einen bestimmten Zeitraum im Jahr keine Arbeit anbieten kann.
Aktuell nutzen etwa 300 bis 400 Beschäftigte das System, durch das Transavia jährlich rund 1,5 Millionen Euro einspart. Im Gegenzug hat diese Regelung die niederländischen Steuerzahler in den vergangenen zehn Jahren Millionen gekostet. Die Praxis wurde im März 2025 durch das Portal Follow the Money aufgedeckt.
Nun hat die Fluggesellschaft reagiert und bekanntgegeben, dass sie keine neuen Verträge dieser Art mehr abschließen wird. Alle betroffenen Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter erhalten stattdessen einen regulären Vertrag. Transavia hat signalisiert, dass im Winter für alle Beschäftigten in der Spitzen-/Nebensaison Arbeit vorhanden ist. Damit muss der Staat nicht mehr einspringen.
Doch nicht alle Beschäftigten sind über diese Regelung glücklich, wie Follow the Money in einem zweiten Artikel berichtet. Ein Teil des Kabinenpersonals von Transavia äußert Besorgnis, dass sie mit der Neuregelung ihre garantierten sechs Wochen verlieren. Die Airline kündigte Lösungen an. Beschäftigte haben die Möglichkeit, zusätzliche Urlaubstage zu nehmen, zu erwerben oder unbezahlten Urlaub in Anspruch zu nehmen.
Ein Transavia-Sprecher erklärte, dass das Unternehmen nach den Diskussionen über Arbeitslosengeld in verkehrsschwachen Zeiten den Anschein von Missbrauch vermeiden wolle.