Spirit Airlines steckt schon wieder tief in der Krise: Ohne rasche Finanzspritze könnte die Billigairline innerhalb eines Jahres verschwinden.
Der März stand für Spirit Airlines eigentlich im Zeichen des Neuanfangs. Nach einem durchlaufenen Gläubigerschutzverfahren nach Chapter 11 hatte die Billigfluggesellschaft aus den USA rund 795 Millionen Dollar Schulden weniger. Große Gläubiger wie Citadel Advisors, Pimco und Western Asset Management wurden zu Anteilseignern. Sie erfand sich auch neu, überarbeitete das Bordprodukt und führte auch eine Business Class ein. Vor Gericht versprach Spirit, im laufenden Jahr einen Reingewinn von 252 Millionen Dollar einzufliegen.
Doch die Realität sieht anders aus: Überkapazitäten in den USA, eine schwache Nachfrage im Inlandstourismus und ein knallharter Wettbewerb zwingen Spirit zu drastischen Preissenkungen. Trotzdem bleiben zu viele Sitze leer – zu viele, um die zusätzlichen Schulden aus der Insolvenzfinanzierung stemmen zu können.
Und dieses Mal droht tatsächlich das Aus. In einem Bericht an die amerikanische Börsenaufsicht SEC räumt das Management ein, es gebe «erhebliche Zweifel» daran, dass der Betrieb in den kommenden zwölf Monaten fortgeführt werden könne. Der Grund: Die Liquidität nimmt schneller als geplant ab, und die Mindestauflagen der Gläubiger drohen verletzt zu werden.
Das Szenario ist gefährlich. Sollte Spirit nicht genug Geld aufbringen, könnten Kreditgeber die Airline in Vertragsbruch erklären – eine Kettenreaktion an Zahlungsausfällen, die das Unternehmen nicht überstehen würde. Um das zu verhindern, prüft die Fluggesellschaft den Verkauf von Ersatztriebwerken, Immobilien und Nutzungsrechten an Gates auf wichtigen Flughäfen.
Ziel ist es, noch vor Jahresende genug Barmittel zu sichern, um auch den Forderungen des Kreditkartenabwicklers nachzukommen. Dieser verlangt zusätzliche Sicherheitsleistungen – andernfalls wird er den Vertrag zum Jahresende nicht verlängern.
Die Notlage ist auch das Ergebnis einer jahrelangen und wechselhaften Geschichte. Im März 2022 kündigte Spirit eine Fusion mit Frontier an, um einen neuen Billigflugriesen zu schaffen. Doch nur zwei Monate später bot Jetblue mehr – und sicherte sich die Zustimmung der Spirit-Aktionäre. Die Kartellbehörden machten diesen Plan im Januar 2024 zunichte.
Kurz darauf, im Oktober 2024, griff Frontier erneut nach Spirit, brach die Gespräche jedoch ab, aus Sorge um die eigene Zukunft. Im November 2024 meldete Spirit schließlich Gläubigerschutz nach Chapter 11 an, um steigende Verluste und fällige Schulden in den Griff zu bekommen. Im Verfahren erhielt die Airline im Dezember die Genehmigung, 23 Airbus A320 und A321 zu verkaufen. Der Flottenplan umfasste zu diesem Zeitpunkt mehr als 200 Jets – fast ausschließlich Airbus A320 und A321 – sowie acht weitere A321 Neo in Bestellung.
Im Januar 2025 unternahm Frontier einen dritten Übernahmeversuch, den Spirit-Chef Ted Christie als «völlig unzureichend» zurückwies. Wenige Wochen später verließ Christie überraschend das Unternehmen. Im März folgte der formale Ausstieg aus dem Gläubigerschutz. Doch jetzt ist klar: Nachhaltig war das nicht.