47 Verstöße hat die indische Luftfahrtbehörde bei einer Überprüfung der indischen Fluggesellschaft festgestellt. Sieben der Mängel bei Air India sind schwerwiegend.
Air India muss in kurzer Zeit 51 Mängel beheben, welche die indische Luftfahrtbehörde festgestellt hat. Die Nachrichtenagentur Reuters konnte den elfseitigen, vertraulichen Prüfbericht des Directorate General of Civil Aviation DGCA einsehen. Er stellte sieben schwerwiegende Verstöße fest, die bis zum 30. Juli behoben werden müssen, sowie 44 weitere Verstöße, für deren Behebung die Fluggesellschaft bis zum 23. August Zeit hat.
Es handelt sich um eine jährlich stattfindende Prüfung. Diese steht nicht in Zusammenhang mit dem Absturz einer Boeing 787 von Air India am 12. Juni und den Ermittlungen dazu. Die Prüfung wurde von zehn DGCA-Inspektoren durchgeführt, unterstützt von vier weiteren Prüfern.
Zu den Verstößen, die sie aufdeckten, gehören «wiederkehrende Schulungslücken» bei einigen Piloten von Boeing 787 und 777. Dabei geht es laut Reuters um das Training als Pilot Monitoring, also als der Pilot, der gerade nicht das Flugzeug steuert. Einige Cockpitcrewmitglieder hätten dieses Training nicht rechtzeitig vor den jährlichen Evaluierungen abgeschlossen, heißt es laut der Nachrichtenagentur im Prüfbericht zu Air India.
In der Kritik steht auch die Dienstplanung. So wurde laut dem Bericht im Juni bei einem Flug einer Boeing 787 von Mailand nach Delhi die Dienstzeit der Crew um 2 Stunden und 18 Minuten überschritten. Außerdem gibt das Dienstplansystem von Air India laut den Prüfern keine Warnung, wenn Besatzungsmitglieder für einen Flug fehlen. So wurden mindestens vier internationale Flüge ohne vollständige Kabinenbesatzung durchgeführt.
Die Fluggesellschaft hat zudem keine Chefpiloten für die Airbus-A320- und die Airbus-A350-Flotte eingesetzt. «Dies führt zu mangelnder Rechenschaftspflicht und einer unzureichenden Überwachung des Flugbetriebs für diese Flugzeugtypen», zitiert Reuters aus dem Bericht.
Weiterhin hat Air India den Prüfern zufolge für einige Flughäfen der Kategorie C, die besondere Anforderungen haben und besonderes Training erfordern, keine «ordnungsgemäßen Streckenbewertungen» durchgeführt. Zudem erfolgten die Schulungen für solche Airports teils in Simulatoren, die nicht den erforderlichen Standards entsprachen.
Die Fluglinie erklärte in einer Stellungnahme, sie sei während der Prüfung «vollständig transparent» gewesen. Air India werde der Behörde innerhalb der vorgeschriebenen Fristen antworten und ihr die ergriffenen Korrekturmaßnahmen mit allen Details mitteilen.
Air India war bereits in den vergangenen Monaten mehrfach wegen Verstößen verwarnt worden. So ergaben Stichprobenkontrollen an drei Airbus-Jets im Mai, dass die Flugzeuge mit Notrutschen betrieben wurden, deren Pflicht-Inspektionen nicht stattgefunden hatten.
Ebenfalls für Mai stellte die DGCA für zwei Flüge von Air India zwischen Bengaluru und London ebenfalls Fälle von Überschreitung der Dienstzeiten von Cockpitcrewmitgliedern fest. Außerdem steht die Billigflugtochter Air India Express im Verdacht, sicherheitsrelevante Wartungsvorgaben missachtet und dies auch noch verschleiert zu haben.