Andreas Bierwirth, Do und Co

«Es wird nicht mehr die gleichen Mengen Essen pro Flugzeug geben»

Andreas Bierwirth ist Aufsichtsratsvorsitzender des Cateringunternehmens Do & Co. Im Interview spricht er über Bezahlessen, das Potenzial der USA und das Glück der verpassten Chance bei LSG.

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1981 eröffnete der türkischstämmige Attila Dogudan in der Wiener Innenstadt ein Feinkostgeschäft. Daraus entstand ein börsennotiertes Unternehmen mit den drei Geschäftsbereichen Airline Catering für mehr als 60 Fluglinien, Event Catering sowie Restaurants. Do & Co betreibt inzwischen 32 Standorte in zwölf Ländern auf drei Kontinenten und beschäftigt etwa 8000 Angestellte. Wir haben uns mit Aufsichtsratsvorsitzender Andreas Bierwirth unterhalten.

Sie sind Aufsichtsratsvorsitzender beim Cateringunternehmen Do & Co. Wie gemütlich ist es denn derzeit auf diesem Sitz?

Andreas Bierwirth*: Für mich ist es sehr gemütlich, weil es ein hervorragendes Management gibt. Das managt die Corona-Krise, sorgt für ausreichend Liquidität und musste, leider, auch die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Nachfrage anpassen. Aber es nutzt auch die Zeit, um neue Märkte für zu erschließen. So hat Do & Co gerade den großen Schritt in die USA geschafft, mit dem Catering für Delta Air Lines in Detroit. Das Unternehmen wird damit nach der Entwicklung in Großbritannien und Spanien auf eine ganz neue Unternehmensgröße ausgerichtet. Ich bin von der Art, wie Do & Co die Krise gemanagt hat, sehr überzeugt. Das Unternehmen wird nach der Krise besser aufgestellt sein als die Konkurrenz.

Ob Fliegen, Restaurants, Hotels oder Event Catering – alle Bereiche sind anfällig auf die Krise. Muss Do & Co sein Geschäftsmodell ändern?

Nicht ändern, erweitern. Wenn die Menschen weniger fliegen und mehr zu Hause essen, wenn viel mehr Menschen im Homeoffice sind, muss man seine Produktpalette erweitern. Wie mit der Idee unseres Gründers Attila Dogudan mit den Lazy Chefs, wo man per App frisch zubereitete Gerichte online bestellen und zu Hause fertig machen kann. Da wird es neue Marktchancen geben, und da kommt wieder Do & Co ins Spiel mit Lieferungen in das Homeoffice.

Viele etablierte Fluglinien stellen ihr Catering um und setzen auf Bezahlessen an Bord. Das ist doch eine Attacke auf die Caterer, oder?

Nein, das finde ich nicht. Wenn ich mit Austrian Airlines früher Wien – London geflogen bin, habe ich Süßes oder Saures bekommen. Mit dem neuen Konzept kann ich mir etwas zu essen kaufen, das ist ja ein Qualitätsupgrade. Als Caterer stellt sich künftig die Frage, ob man nicht zur Gänze in diesen Markt einsteigt und mit welchen Produkten. Wie meine ich das? Es geht um die Frage, wer besitzt den Gast. Fluglinien könnten, in paar Jahren, das Catering komplett auslagern, und ein Caterer übernimmt und managt diesen Restaurantbetrieb auf eigenes Risiko Dieses Modell wird kommen.

Do & Co war immer anders.

Ist Do & Co bereit für diesen Schritt?

Das kann Ihnen Attila Dogudan selbst am besten schildern. Ich glaube, dass die Cateringbetriebe von morgen sich diesem Thema widmen müssen.

Dogudan ist ja ein Verfechter von gutem Essen an Bord als Imagebringer für die Fluglinien. Wenn er als Gastronomiebetrieb das übernehmen würde, hätte er das selbst in der Hand.

Genau. Es gibt ja Anbieter, die sehr auf Kostenoptimierung ausgerichtet sind, aus dem Thema Bordverpflegung den letzten Euro herausquetschen. Sie produzieren in der letzten Ecke in Osteuropa, führen das Essen mit Tiefkühllastern in Logistikzentren und bringen dann das Essen an Bord. Do & Co war immer anders, setzt auf die Relevanz von Essen, setzt auf frisches Essen. Diese Kochkompetenz ist aus meiner Sicht ein Vorteil, wenn jemand sein Restaurant einem anderen wie im oben beschriebenen Modell vermietet. Denn eher bezahle ich für gutes Essen als für ein schlechtes.

Die Geschäftsreisenden in der Business Class machen ja einen wichtigen Teil des Cateringgeschäfts aus. Wie wird sich der Rückgang der Geschäftsreisenden auswirken?

Es wird nicht mehr die gleichen Mengen Essen pro Flugzeug und pro Standort geben. Denken Sie an die Reduzierung der Großraumflugzeuge. Da wird es weniger Umsatz geben, alles andere wäre Zauberei. Entscheidend ist daher die Qualität. Ist sie so gut, dass man neue Kunden gewinnen kann und so ein wachsendes Unternehmen bleibt? Ich sehe das bei Do & Co gegeben.

Ich bin froh, dass sich das Managemenauf das Kerngeschäft konzentrieren kann.

Wie läuft denn das Geschäft mit Turkish Airlines? Dort gibt es ja wieder warmes Essen in der Economy Class. Hat die Krise Turkish weniger getroffen?

Das ist sehr schwierig, von außen zu sagen. Turkish hat geographisch eine gute Lage und sehr viel ethnischen Verkehr, und das Management agiert sehr unternehmerisch und antizyklisch. Manchmal wirkt das fast abenteuerlich, aber in einer Prognose für Turkish wäre ich schon manchmal danebengelegen.

Sind sie aus heutiger Sicht froh, dass Do & Co beim Verkauf Der Lufthansa Cateringtochter LSG nicht zum Zug gekommen ist?

Als jemand der viel mit der Lufthansa-Gruppe fliegt, bin ich nicht froh. Weil ich gerne das Essen von Do & Co an Bord gehabt hätte. Wir hätten LSG unter den richtigen Rahmenbedingungen gerne übernommen. Aber es wäre eine riesige Herausforderung gewesen, im Jahr Eins nach einer großen Übernahme mit dem Wegfall der Geschäftsgrundlage konfrontiert zu sein, Stichwort Verschuldung. Da bin ich froh, dass sich das Management von Do & Co jetzt auf das Kerngeschäft konzentrieren kann. Und nicht mit den Gewerkschaften in Deutschland verhandeln muss, das hätte sehr viel Aufmerksamkeit und Zeit gekostet. Ich bin also nicht unfroh, dass wir das Problem nicht noch oben drauf haben.

Das Ziel weiter zu wachsen besteht aber nach wie vor?

Ja sicher.

Der Weg Richtung Westen wird wichtiger und breiter.

Wo wird das Do & Co Catering in zehn Jahren stehen?

Do & Co wird globaler werden, da ist das Unternehmen auf dem Weg. Wie mit British Airways, Iberia und in den USA Delta und Jetblue. Der Weg Richtung Westen wird wichtiger und breiter. Neben viele Airlines, die Kosten auch beim Catering optimieren, gibt es andere, die auf Qualität setzen. Das ist eine ganz andere Attitüde und ich merke, dass es Fluglinien gibt, wo das Management an die Relevanz des Produktes glaubt. Das ist der Markt, der für Do & Co da ist, der größer und globaler wird. Deshalb bin ich überzeugt, dass wir mit dem klaren Fokus Qualität genug Räume und Kunden finden und weiter wachsen werden.

Andreas Bierwirth (50) ist seit 1. September 2012 Vorsitzender der Geschäftsführung von Magenta Telekom. Als stellvertretender Geschäftsführer von Eurowings entwickelte er ab 2002 die Neupositionierung und das Rebranding der Lufthansa-Tochter Germanwings, die er ab 2004 leitete. Nach zwei Jahren als Marketingchef von Lufthansa wurde er 2008 zum Chief Commercial Officer von Austrian Airlines bestellt, von 2009 bis 2012 auch zum Finanzchef. Bierwirth ist ausgebildeter Berufspilot und sitzt im Aufsichtsrat von Easyjet, und als Vorsitzender auch im Aufsichtsrat des Restaurant- und Catering-Konzerns Do & Co.

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