Erste Anzeichen für eine Verstimmung bei Air Baltic gab es Anfang Januar. Der damalige Verwaltungsratspräsident Klavs Vasks schrieb öffentlich: «Die aktuellen Anleiheverpflichtungen und deren Zinssätze sind für den langfristigen Betrieb des Unternehmens nicht tragbar». Die lettische Nationalairline hatte im Juni eine Anleihe mit einem Zinssatz von 6,75 Prozent zurückzahlen müssen. Dies konnte sie nur mit der Aufnahme einer neuen Anleihe im Umfang von 340 Millionen Euro - mit 14,5 Prozent Zinsen.
«Mangelndes Vertrauen in Martin Gauss»
Alles wieder paletti? Offenbar war es das nicht. Denn im Nachgang zum sofortigen Ausscheiden von Gauss bei Air Baltic verschickte das lettische Verkehrsministerium - das 97,97 Prozent der Aktien von Air Baltic hält - eine vielsagende Mitteilung. An der Aktionärsversammlung vom Montag (7. April) sei die Jahresrechnung 2024 genehmigt worden und danach sei es um «Angelegenheiten im Zusammenhang mit dem Börsengang, die vor ihrem Inkrafttreten weitere Genehmigungen erfordern» gegangen.
Dabei habe man sein «mangelndes Vertrauen in den Vorstandsvorsitzenden Martin Gauss» ausgedrückt, heißt es vom Ministerium in Riga. Darum habe der Verwaltungsrat im Anschluss an die normale Sitzung gleich eine außerordentliche Sitzung abgehalten. «In Anbetracht des Misstrauensvotums der Aktionäre» sei dort beschlossen worden, den Vorstandsvorsitzenden «zum 7. April 2025 abzuberufen». Gauss wurde also per sofort abgesetzt.
Air Baltic schrieb hohen Verlust im Jahr 2024
Für ihn sei es wichtig, Ergebnisse zu sehen, kommentierte Verkehrsminister Atis Švinka. «Air Baltic ist ein Unternehmen von nationaler Bedeutung und muss in der Lage sein, sich unabhängig zu entwickeln und an äußere Umstände anzupassen», sagte er. Er spielt damit wohl auf die markante Verschlechterung der Resultate im Jahr 2024 an. Den Umsatz konnte Air Baltic zwar um 12 Prozent auf 747 Millionen Euro steigern. Möglich machten das um 46 Prozent gesteigerte Wet-Lease- und um sechs Prozent verbesserte Ticketeinnahmen. Und so verbesserte sich das Betriebsergebnis um 16 Prozent auf 184 Millionen.
Doch unter dem Strich resultierte ein hoher Verlust von 118 Millionen Euro nach einem Gewinn von 34 Millionen im Vorjahr. Schuld daran sind vor allem markant höhere Abschreibungen und Finanzierungskosten sowie hohe Währungsverluste. Das sind nicht die besten Voraussetzungen für einen Börsengang.