Selbst wenn es finanziell attraktiv wäre, würden Fluggesellschaften ihre Flugzeuge nicht vollständig mit Biokerosin – im Branchenjargon Sustainable Aviation Fuels oder kurz SAF genannt – betanken. Denn das ist derzeit gar nicht erlaubt. Maximal die Hälfte des Treibstoffs darf gemäß den aktuellen Vorschriften aus alternativen Quellen stammen.
Das liegt daran, dass die Funktion der Kraftstoffsysteme der Flugzeuge und damit die Sicherheit auch mit neuen Gemischen garantiert werden muss. Vor allem beim Niveau der sogenannten aromatischen Verbindungen können sich herkömmliche und alternative Treibstoffe unterscheiden, daher die Vorsichtsgrenze. Boeing will sie jedoch überwinden. Der Konzern hat sich zum Ziel gesetzt, dass bis 2030 alle Flugzeuge mit 100 Prozent Biokerosin betrieben werden können.
Zusammenarbeit mit Luftfahrtaufsichtsbehörden
«Unsere Branche und unsere Kunden haben sich verpflichtet, den Klimawandel anzugehen, und nachhaltige Flugkraftstoffe sind die sicherste und messbarste Lösung, um die Kohlenstoffemissionen der Luftfahrt in den kommenden Jahrzehnten zu reduzieren», kommentiert Boeings Zivilluftfahrtchef Stan Deal in einer Mitteilung vom Freitag (22. Januar). Man werde nun in Zusammenarbeit mit den Luftfahrtaufsichtsbehörden analysieren, welche Änderungen es brauche, damit ein Betrieb mit alternativen Treibstoffen möglich wird.
Der Einsatz von Biotreibstoffen ist ein Weg, um das Ziel einer besseren Klimabilanz in der Luftfahrt schnell zu erreichen. Sie werden aus nachhaltigen Ressourcen wie Altölen, nicht essbaren Pflanzen wie etwa Leindotter, Müll, Algen oder Abfällen wie Sägespänen hergestellt. Sie verursachen daher rund 80 Prozent weniger Treibhausgasemissionen. Sie haben derzeit aber noch einen großen Nachteil, sie sind rund vier Mal so teuer wie as herkömmliches Kerosin.
Strenge Prüfkriterien
Nachhaltige alternative Kraftstoffe müssen strenge Kriterien erfüllen. Sie werden zum einen im Hinblick auf einen sicheren Betrieb überprüft. Zum anderen überwachen spezialisierte Organisationen auch, ob sie in ökonomischer, sozialer und ökologischer Hinsicht nachhaltig sind.