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Flugverbindungen nötig

Tschad startet sechsten Versuch für eine Nationalairline

Anfang des Jahres stellte die mithilfe von Ethiopian gegründete Tchadia den Betrieb ein. Dabei hätte das Land Flugverbindungen dringend nötig. Deshalb plant die Regierung eine neue Nationalairline.

Die jüngere Geschichte des Tschads lässt sich mit einem Wort umschreiben: Instabilität. Nachdem das Land 1960 von Frankreich unabhängig wurde, brach bald ein blutiger Bürgerkrieg mit Zehntausenden Toten aus. Mit Unterbrechungen dauerte er fast 50 Jahre. Das liegt vor allem an Spannungen zwischen dem überwiegend arabisch-muslimischen Norden und dem überwiegend christlichen und animistischen Süden.

Hinzu kommen Gewalt durch die Terrormiliz Boko Haram und extreme Armut. Der Tschad liegt im Index der menschlichen Entwicklung der Uno auf Rang 187 von 189. Die Lebenserwartung beträgt gerade Mal 53 Jahre. Regelmäßige Dürren und Überschwemmungen machen die Lage noch verzweifelter.

Quasi keine Flüge im Inland

Auch die Infrastruktur ist dürftig. Der Tschad hat nur 550 Kilometer asphaltierte Straßen – und das bei einer Fläche, die mehr als drei Mal so groß ist wie die von Deutschland. Der Lufttransport ist deshalb wichtig für das Land. Doch auch da liegt vieles im Argen.

Zwar wird N’Djamena von einigen afrikanischen und europäischen Fluggesellschaften bedient. So fliegen unter anderen Air France, Egypt Air, Ethiopian Airlines und Turkish Airlines regelmäßig den Flughafen der tschadischen Hauptstadt an. Doch im Inland gibt es quasi kein Angebot mehr.

Der sechste Versuch

Denn die Nationalairline Tchadia musste im Februar 2022 ihren Betrieb einstellen, weil sie kein funktionsfähiges Flugzeug mehr hatte. Sie war 2018 mithilfe von Ethiopian Airlines gegründet worden, die auch 49 Prozent der Anteile besaß. Tchadia hatte Abéché, Faya, Sarh und Moundou angesteuert. Kürzlich wurde sie für insolvent erklärt und die Liquidierung eingeleitet.

Jetzt will die Regierung einen neuen Anlauf wagen. «Im Moment sind wir dabei, eine andere Fluggesellschaft anstelle von Tchadia zu gründen», verriet Brahim Guihini Dadi, Generaldirektor der Zivilluftfahrtbehörde im nationalen Fernsehen. «Ich hoffe, dass es dieses Mal klappt», fügte er hinzu.

«Jeder will mit seiner Familie für null Francs reisen»

Es ist bereits der sechste Versuch, eine Nationalairline zu gründen, die auch überleben kann. Wie Guihini Dadi ausführt, gibt es durchaus Gründe, warum es bisher immer schief ging. Zum einen würden Manager eingesetzt, die nicht fähig seien, so der Chef der Luftfahrtbehörde. Aber auch der Einfluss des Staates habe den Fluglinien jeweils geschadet. «Jeder will mit seiner Familie für null Francs reisen, indem er Tickets erhält», sagte er gegenüber dem Portal Al Whida mit Blick auf die Bediensteten des Staates.