Der Unfallort: Die Boeing 737 hat deutliche Spuren hinterlassen.
Absturz in Australien

Piloten der abgestürzten Lösch-Boeing-737 kamen fast nicht aus Wrack

Im Februar stürzte eine Boeing 737 beim Feuerlöschen in Australien ab. Der Untersuchungsbericht zeigt, wie es dazu kam und wie brenzlig es für die Piloten wurde.

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Schuld waren heftige Gewitter. Blitze lösten im Februar im Fitzgerald-River-Nationalpark im Westen Australiens Buschbrände aus. Zurück blieb eine verbrannte Fläche von 25.000 Hektar. Dass das Feuer nicht noch mehr der Flora und Fauna zerstörte, zu der 62 endemische und andere seltene Pflanzenarten zählen, liegt auch an den mutigen Einsatzkräften.

Fast hätte sich dabei jedoch eine Tragödie ereignet. Am 6. Februar war auch eine Boeing 737 von Coulson Aviation pausenlos im Einsatz, um die Flammen zu löschen. Drei Mal startete sie am Busselton-Margaret River Airport, rund 400 Kilometer westlich des Brandgebietes, um bei besten Bedingungen über dem Feuer Löschflüssigkeit abzuwerfen. Doch bei der dritten Runde stürzte der Jet mit dem Kennzeichen N619SW ab.

«Den Hügel runter»

Jetzt hat die australische Flugunfalluntersuchungsbehörde ATSB einen Zwischenbericht veröffentlicht. In ihm stellt sie genau dar, wie es zum Unfall kam, den beide Piloten überlebten. Alles lief am Anfang bestens. Im Endanflug wies die Besatzung von Bird-Dog 123 - so werden die Flugzeuge genannt, die als Aufklärer über den Bränden kreisen und dem Personal der Wasserbomber Anweisungen geben – die Boeing 737 an: «Starten Sie an der Straße und halten Sie den Rauch links, 3, 2, 1, Start, Ihre Zielhöhe ist 500 und danach 400».

Die Boeing 737 sank auf etwa 400 Fuß oder rund 120 Meter und warf drei Viertel des Löschtankinhalts ab. Dann stoppte der Kapitän den Abwurf, weil sie auf bereits verbranntes Gelände zuflogen. Er werde umdrehen und nochmals abwerfen. Man werde dabei «den Hügel runter», ist im Bericht des Australian Transport Safety Bureau zu lesen.

«Zielhöhe 500, Sinkflug 400»

Der Kapitän wies beim Kreisen den Kopiloten an, die Checkliste abzuarbeiten und die Abwurfgeschwindigkeit zu errechnen. Basierend darauf bat er Bird-Dog, mit 120 Knoten (rund 222 Kilometer pro Stunde) den Rest des Tankinhalts abwerfen zu dürfen. Bird-Dog quittierte und wies Bomber 139 (als Bomber werden die Löschflieger bezeichnet) an: «Zielhöhe 500, Sinkflug 400.» «3, 2, 1.»

Beim zweiten Abwurf auf 400 Fuß  begann der Flugkapitän bei einer Sinkgeschwindigkeit von etwa 1800 Fuß (oder rund 549 Meter) pro Minute Schub zu geben und die Nase der Boeing 737  nach oben zu ziehen. Das Flugzeug sank jetzt weniger schnell, doch zugleich sank auch die Fluggeschwindigkeit. Kurze Zeit später kollidierte die Boeing 737 mit einer Hügelkuppe. Die Triebwerke standen da bei 85 bis 89 Prozent Schub.

Tür und Fenster klemmten

Nach dem Aufprall streifte das Flugzeug einige Baumwipfel, bevor es auf dem Boden der Ebene aufschlug und nach 176 Metern zum Stillstand kam. Die Besatzung setzte da umgehend einen einen Notruf ab. Wie der Bericht der ATSB zeigt, hatten die beiden Piloten Glück, dass sie den Crash überlebten. Beide waren nämlich nicht in der Lage, die Kabinentür zu öffnen, da diese sich verzogen hatte.

Skizze der letzten Sekunden vor dem Crash. Bild: ATSB

Der Kopilot konnte auch das rechte Seitenfenster nicht öffnen. Der Kapitän sah durch das linke Seitenfenster, dass ein Feuer ausgebrochen war. Auch er konnte beim ersten Versuch das Fenster nicht öffnen. Erst beim zweiten Versuch gelang es ihm.

Neue Vorschriften

Die Männer stiegen aus und entfernten sich vom Wrack. Sie wurden von einem Hubschrauber gerettet und erlitten nur leichte Verletzungen. Coulson Aviation hat als Reaktion auf den Unfall die internen Vorschriften geändert. Neu dürfen Flugzeuge nicht mehr unter 200 Fuß über Grund sinken (früher 150 Fuß), die Mindestgeschwindigkeit wurde ebenfalls erhöht.

Den Bericht des ATSB könne Sie hier herunterladen.

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