In Rio de Janeiro stieß im Februar eine Boeing 737 Max von Gol mit einem Servicefahrzeug zusammen. Der Abschlussbericht zeigt: Ein abgelenkter Loste im Kontrollturm spielte dabei eine zentrale Rolle.
Die Gäste von Flug G31674 am Abend des 11. Februar hatten Glück im Unglück. Die Boeing 737 Max von Gol beschleunigte auf Startbahn 10 des Flughafens Rio de Janeiro-Galeão, als plötzlich ein lauter Knall zu hören war. Der Jet mit dem Kennzeichen PS-GPP geriet kurz nach rechts, ehe die Cockpitcrew ihn wieder stabilisierte, Tempo herausnahm und ihn noch auf der Piste zum Stehen brachte.
Der geplante Flug nach Fortaleza war damit beendet. Der Kapitän erklärte den 103 Passagieren wenig später, dass das Flugzeug mit einem Fahrzeug zusammengestoßen sei. Die Feuerwehr legte vorsorglich einen Schaumteppich aus. Während Passagiere und Besatzung unverletzt blieben, erlitten die beiden Insassen des Autos leichte Verletzungen.
Der nun veröffentlichte Abschlussbericht der brasilianischen Unfalluntersuchungsbehörde Cenipa zeigt, wie es zu der gefährlichen Situation kam. Und das wirft kein gutes Licht auf die Flugsicherung. Demnach war der diensthabende leitende Fluglotse im Kontrollturm mit seinem Handy beschäftigt und übersah, dass sich noch ein Fahrzeug der Pistenbefeuerungskontrolle auf der Startbahn befand. Dennoch wurde der Boeing 737 von Gol die Startfreigabe erteilt.
Auch die Kommunikation zwischen den Lotsen lief nicht reibungslos. Kurz vor dem Zwischenfall gab es zwar Zweifel, ob die Piste wirklich frei sei, doch eine klare Anweisung erfolgte nicht mehr. Die Crew der 737 Max erkannte den Wagen erst im letzten Moment. Da war es schon zu spät, um die Kollision zu verhindern.
Hinzu kam noch ein Problem am Flughafen Rio de Janeiro-Galeão selbst. Von der Position im Kontrollturm aus ist die Sicht auf die Startbahn aufgrund von Hindernissen eingeschränkt. In Kombination mit der Ablenkung und den Versäumnissen in der Abstimmung entstand so die gefährliche Lage.
Die Cenipa spricht mehrere Empfehlungen aus. So sollen Lotsinnen und Lotsen künftig intensiver geschult werden, auch die Kommunikationsprozesse sollen angepasst werden. Zudem regt die Behörde an, bauliche Verbesserungen vorzunehmen, um die Sicht vom Tower zu verbessern. Schließlich sollen Flugzeuge und Bodenfahrzeuge künftig auf derselben Funkfrequenz arbeiten, sodass alle Beteiligten stets dieselben Informationen erhalten.