Letzte Aktualisierung: um 13:11 Uhr

Norwegen opponiert

Russland plant Ferienflüge nach Spitzbergen

Trotz rückläufiger Nachfrage nach Kohle will Russland sich nicht von Spitzbergen zurückziehen. Das Land setzt nun auf touristische Flüge. Doch es gibt ein Problem.

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Die Inselgruppe im Nordatlantik gehört zu Norwegen. Der Spitzbergenvertrag sichert seit 1920 aber auch den Unterzeichnern das Recht zu, auf ihr Rohstoffe abzubauen – darunter auch der Sowjetunion und als deren Rechtsnachfolger Russland.

Heute ist der einst große russische Kohleabbau im Ort Pyramiden jedoch eingestellt, in Barentsburg läuft er noch. Doch auch dort schwächelt das Geschäft, der Ort schrumpft. Die westlichen Sanktionen gegen Russland verhindern den Rohstoffexport – beispielsweise nach Großbritannien. Russland will sich aber nicht von Spitzbergen zurückziehen.

Aktuell nur Flüge ab Tromsø oder Oslo

Die staatliche Kohleminengesellschaft Arktikugol kündigte daher Anfang Juni an, rund eine Million Rubel (knapp 11.000 Euro) in ein eigenes Konzept zu investieren, wie der russische Tourismus angekurbelt werden kann. 2022 hatte das Svalbard Tourism Council Arktikugol aufgrund des russischen Kriegs gegen die Ukrainie ausgeschlossen.

Der Spitzbergenvertrag regelt nicht nur, dass Spitzbergen eine demilitarisierte Zone ist. Er sorgt auch dafür, dass Russinnen und Russen kein Visum brauchen, um nach Spitzbergen zu reisen. Wer allerdings nicht mit dem Schiff fahren möchte, dem stehen aktuell nur Flüge ab Tromsø oder Oslo zur Verfügung – und für die Reise dorthin ist ein Visum nötig.

«In vier bis fünf Stunden ist man da»

Arktikugol-Chef Ildar Neverov sagte daher im Gespräch mit dem Amtsblatt der russischen Regierung, Rossiyskaya Gazeta, man wolle im August/September touristische Charterflüge nach Spitzbergen auflegen. Geplant seien Flüge ab Murmansk, und wenn man ein größeres Flugzeug einsetze, auch direkt ab Moskau. «In vier bis fünf Stunden ist man da», so Neverov.

Haus in Barentsburg. Bild: Andre Baumeister / Fram Science Travel

Gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Novosti erklärte der Arktikugol-Chef zudem, dass insgesamt Investitionen von 10 Milliarden Rubel (110 Millionen Euro) geplant seien. Etwa für Hotels, Skilifte, Restaurants und Museen in Barentsburg und Pyramiden.

Norwegen verweist auf Luftraumsperre

Norwegens Außenministerium weist dagegen laut dem Sender TV2 darauf hin, dass es russischen Airlines nicht gestattet ist, den norwegischen Luftraum zu nutzen. Das betreffe auch Spitzbergen. Zwar gebe es Ausnahmen, Arktikugol habe bisher aber keine beantragt.

Der Flughafen von Spitzbergen befindet sich in Longyearbyen. Arktikugol hat ihn in der Vergangenheit bereits mit Charterflügen für ihre Arbeiter angesteuert.

Tu-154 zerschellte an Berg Operafjellet

Im Jahr 1996 kam es dabei zu einem schrecklichen Unglück. Eine Tupolev Tu-154 von Vnukovo Airlines, die für Arktikugol nach Longyearbyen flog, kollidierte aufgrund einer Reihe von Navigationsfehlern im Anflug mit dem Berg Operafjellet. Alle Menschen an Bord starben, 130 Fluggäste, Arbeiter und ihre Familien, und elf Besatzungsmitglieder.

Das Unglück versetzte dem kleinen Ort Pyramdien einen schweren Schlag und trug dazu bei, dass Russland zwei Jahre später den Kohleabbau dort stoppte.