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Qatar hat genug von Luxemburg

Die Airline vom Golf verkauft nach einem Zerwürfnis ihren Anteil an der staatlichen Fracht-Fluggesellschaft Cargolux. Der neue Investor könnte aus Russland kommen.

Die luxemburgische Frachtairline braucht dringend frisches Kapital. Viel frisches Kapital. 750 Millionen Euro wird im Großherzogtum als Zahl herumgereicht. Denn Cargolux geht es schlecht. In den letzten vier Jahren schrieb sie nur ein Mal Gewinn. Insgesamt häuften sich seit 2008 Verluste von umgerechnet 136 Millionen Euro an. Bei den Gewerkschaften befürchtete man deshalb schon, die potente Qatar Airways könnte bald schon ganz das Sagen in Luxemburg übernehmen. Vergangene Woche kam es deswegen gar zu einer Demonstration vor dem Abgeordnetenhaus. Die Kataris waren im Juni 2011 mit 35 Prozent eingestiegen und beeinflussten Cargolux stark.

Doch die Befürchtungen waren umsonst. Nun gab der luxemburgische Nachhaltigkeitsminister Claude Wiseler bekannt, Qatar Airways würde ihre Anteile bereits wieder verkaufen. Offenbar war es im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung vom Freitag (16. November) zum Zerwürfnis gekommen. Qatar-Chef Akbar Al-Baker wollte offenbar, dass sein ehemaliger Finanzvorstand und nun Cargolux-Interimschef Richard Forson zum ständigen Unternehmenslenker ernannt würde. Daneben stellte er gemäß der Zeitung Tageblatt weitere Bedingungen. Doch die luxemburgischen Aktionäre wollten diese nicht akzeptieren. Die staatliche Luxair hält 43,4 Prozent, die staatlichen Geldinstitute Banque et Caisse d’Epargne de l’Etat und Société Nationale de Crédit et d’Investissement 10,9 Prozent und 10,7 Prozent.

Keine Sperrminorität mehr?

Nach Angaben der Regierung ist noch nicht klar, an wen die Aktien gehen, welche Qatar Airways hielt. In Luxemburg tippt man auf die russische Frachtgruppe Volga-Dnepr. Denn Minister Wiseler war Anfang letzter Woche zu Besuch in Moskau. Der Konzern aus Uljanowsk transportiert mit einer Flotte von Antonow An-124-100 und Iljuschin Il-76 Fracht als Charteranbieter und mit der Tochter Air Bridge Cargo mit Boeing B747 auch im Liniendienst. Politiker in Luxemburg fordern, dass ein neuer ausländischer Aktionär nicht mehr 35 Prozent der Anteile halten dürfe, damit er nicht mehr auf eine Sperrminorität kommt. Ein Investor wird sich damit wohl kaum zufrieden geben. «Wir haben zumindest die Absicht, das Verhältnis 35 zu 65 beizubehalten» meinte kürzlich Finanzminister Luc Frieden im Tageblatt.