Letzte Aktualisierung: um 1:06 Uhr

737 festgehalten?

Qantas streitet mit Flughafen Canberra

Die Airline wirft dem Hauptstadtflughafen vor, einen Jet samt Passagieren bewusst blockiert zu haben. Der Airport-Boss bestreitet das. Und es gibt weitere Streitpunkte.

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Die Stimmung zwischen Australiens nationaler Airline und dem Flughafen der Hauptstadt Canberra ist angespannt. Der von der privaten Capital Airport Group betriebene Flughafen kritisierte in den vergangenen Monaten Qantas immer wieder für eine hohe Zahl von ausgefallen Flügen zwischen Canberra und Sydney. Flughafenchef Stephen Byron wandte sich damit im Herbst 2017 sogar an den Transportminister. Und im April 2018 versprach der Airport öffentlichkeitswirksam Bonuszahlungen an Qantas oder Virgin Australia für eine sinkende Zahl gestrichener Flüge. Doch nun schießt die Fluggesellschaft zurück.

«Wir haben es mit Flughäfen in Australien und auf der ganzen Welt zu tun und keiner von ihnen verhält sich so wie der Airport von Canberra. Es ist bizarr», sagt Qantas’ Inlandschef Andrew David gegenüber der Zeitung Canberra Times. «Es ist schwer zu verstehen, wie ein Unternehmen denken kann, dass ein Angriff auf seine größte Kundin, die Qantas ist, die Situation verbessern wird.» Doch bei diesen allgemeinen Worten bleibt es nicht.

Qantas: «Verhalten unglaublich»

Das Blatt berichtet nach einem Gespräch mit einem Qantas-Sprecher auch von einem konkreten Vorfall, der schon mehr als ein Jahr zurückliegt, aber die Airline noch immer ärgert. Demnach landete im März 2017 eine Boeing 737 von Qantas auf dem Weg von Auckland nach Sydney aufgrund von schlechtem Wetter ungeplant in Canberra. In der Parkposition habe der Airport dann ein Fahrzeug hinter dem Jet abgestellt und zuerst 18.000 Australische Dollar (rund 11.350 Euro) als Gebühr verlangt, gezahlt sofort per Kreditkarte, um den Jet mit 170 Passagieren an Bord wieder abheben zu lassen, heißt es.

Der Qantas-Sprecher sagt, solche Ausweichlandungen seien von Natur aus unerwartet und eine Frage der Sicherheit, nicht von kommerziellen Überlegungen. Er kritisierte den Vorgang, ein Flugzeug durch ein dahinter geparktes Fahrzeug festzuhalten, um es dann auszulösen zu lassen. «Dieses Verhalten ist unglaublich», so der Sprecher. Gemäß dem Fachportal Australian Aviation konnte erst das Management von Qantas die Situation klären, so dass die Boeing 737 ihren Flug nach Sydney schließlich fortsetzen konnte.

Airport: «Absoluter Quatsch»

Flughafenchef Byron bestätigt gegenüber dem Portal, dass ein Fahrzeug hinter dem Qantas-Jet stand, sagt aber, es sei «absoluter Quatsch», dass der Flieger so festgehalten werden sollte, um eine Gebühr einzutreiben. «Das Fahrzeug war in Kontakt mit dem Tower, mit den Piloten und mit der Qantas-Boden-Crew», so Byron. Das Flugzeug habe sich darauf vorbereitet, den Airport wieder zu verlassen, als es zu einer achtminütigen Verzögerung gekommen sei. «Währenddessen haben wir mit dem Qantas-Management gesprochen, um eine Zusage zu bekommen, dass so etwas nicht wieder vorkommt und wir eine internationale Ausweichvereinbarung treffen, die es nun gibt», sagt der Airport-Boss.

Byron führt aus, dass man solche Ausweichverträge mit mehreren Fluglinien habe. Gemäß Australian Aviation gab es zwischen 2008 und 2014 auch eine solche Vereinbarung mit Qantas. Nach dem Vorfall wurde diese erneuert, so der Flughafenchef. Er erklärt, dass dies wichtig sei, um Parkpositionen frei zu haben, wenn ein Flieger nach Canberra ausweichen müsse. «Wir haben nur Platze für fünf internationale Flugzeuge», so Byron. Wenn dieser erschöpft sei, «ist es das letzte Mittel, ein Flugzeug auf der Landebahn zu parken und dann den Flughafen zu schließen». Durch die Nähe zu Sydney habe es in der Zeit vor dem Vorfall etliche Ausweichlandungen von Qantas in Canberra gegeben und das ohne Vereinbarung.