Sun Express meldet Rekorde und plant weiter mutig nach vorn. «Von Januar bis Oktober haben wir mehr als 13 Millionen Passagiere befördert – acht Prozent mehr als vor einem Jahr», sagt Chef Max Kownatzki. Besonders stark läuft das Geschäft auf der Insel: «Von 2024 auf 2025 sind wir allein in Grossbritannien und Irland um 22 Prozent gewachsen. Die Erfolgsgeschichte geht weiter». Seit dem Markteintritt im Sommer 2022 erhöhte der türkisch-deutsche Ferienflieger dort die Zahl der angebundenen Flughäfen von drei auf 13 und das Angebot auf über zwei Millionen Sitze.
Kern des Betätigungsgebietes bleibt aber weiterhin Deutschland, die Schweiz und Österreich. Kownatzki erinnert an die Dichte im Rheinland: «Allein Düsseldorf, Köln - achtzehn tägliche Frequenzen nach Antalya. Das ist fast wie ein Bus». Der Ansatz dahinter: Volumen sichern, Auslastung stabil halten. «Wir fahren eine Volumenstrategie und halten den Sitzladefaktor bei rund 85 Prozent».
Deutschland bereitet Sun Express Sorgen
Zugleich diversifiziert Sun Express den Reiseanlass, um saisonale Täler zu glätten: Golf im Herbst, Kultur- und Kulinariktrips, Sport- und Wintercamps.«„Die Türkei ist längst eine Ganzjahresdestination», so Kownatzki. Ein stabiler Pfeiler bleibt zudem der VFR-Verkehr – Besuche von Familie und Freunden.
Schattenseite des deutschen Markts sind die Kosten. „Deutschland ist das Sorgenkind“, kritisiert Kownatzki. «Luftverkehrssteuer plus 22 Prozent, Sicherheitsgebühren plus 40 Prozent, Flugsicherungsgebühren plus 40 bis 43 Prozent gegenüber letztem Jahr - bei einer Inflation um zwei Prozent». Dass die geplante Senkung der Luftverkehrssteuer 2026 ausfällt, setze die Branche zusätzlich unter Druck. Den Rat mancher, Preise einfach anzuheben, hält er für unrealistisch: «Unsere Kosten steigen um 25 bis 35 Prozent - beim Ticketpreis können wir nur im niedrigen einstelligen Bereich nachziehen, sonst bricht Nachfrage weg.»
Zufrieden mit der Boeing 737 Max
Flottenseitig setzt Sun Express auf Boeing 737 Max 8 und Max 10. «Mit dem Flugzeug selbst sind wir sehr zufrieden - leiser, effizienter, rund sechzehn bis siebzehn Prozent weniger Sprit», sagt Kownatzki. Lieferverzögerungen besserten sich, auch dank höherer Produktionsraten beim Hersteller. Zur Qualitätssicherung unterhält Sun Express ein permanentes Team «bei Boeing, in der Fabrik vor Ort – die checken das täglich, sieben Tage die Woche».
Insgesamt sind 132 Boeing 737 Max bestellt, 87 davon fest. Für den Winter nutzt die Airline Wet-Leases, stationiert Maschinen temporär in Johannesburg und hält die Einsatzzeiten hoch: «Unsere 737 fliegen im Sommer etwa 16 Stunden täglich, im Winter 15 Stunden. Ein Flugzeug in der Luft ist ein gutes Flugzeug.»
Sun Express will mehr Wartung selbst machen
Wachstum verlangt Personal. SunExpress bildet mit einer eigenen Kaderschmiede Pilotinnen und Piloten aus; über 200 Absolventinnen und Absolventen sind bereits an Bord. Ein Job-Tasting-Programm lässt Mitarbeitende der Airline Rollen tauschen, vom Check-in bis zur Technik. «Je mehr man die Perspektive des anderen versteht, desto besser werden die Prozesse», so Kownatzki, selbst Pilot:. «Ich liebe Fliegen - ich habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht.»
Auch die Wertschöpfung soll gesteigert werden. «Heute machen wir etwa die Hälfte der Routine-Wartung selbst und die meisten Wechsel von APUs in der Flotte. In Antalya wollen wir einen Hangar aufbauen, um künftig auch Base-Maintenance inklusive C-Checks in eigener Regie zu leisten». Das mache unabhängiger, senke Kosten und schaffe Puffer gegen Engpässe.
Stolz auf Sponsoring von VfB Stuttgart und Crystal Palace
Trotz Gegenwinds bei Gebühren blickt Kownatzki zuversichtlich nach vorn. Partnerschaften - etwa in Südafrika -, hohe Produktivität und ein breiterer Reisezweck sollen die Kurve halten. Und ein wenig Emotion darf sein: Die Sponsorings von Fußballteams, wie dem VfB Stuttgart und Crystal Palace stärken, die Marke im Stadion ebenso wie am Gate. «Wir wachsen substanziell – nicht nur in Sitzen, sondern mit gefüllten Flugzeugen.»
Das ganze Gespräch mit Max Kownatzki, dem Chef von Sun Express, hören Sie jetzt in unserem Podcast.
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