Die Reinigung des fast 1000 Quadratmeter messenden Kunstwerks findet nachts statt.

Die Reinigung des fast 1000 Quadratmeter messenden Kunstwerks findet nachts statt.

Nils Lucas

Knifflige Reinigung

So reinigt der BER sein gigantisches Kunstwerk

Der rote Teppich in der Check-in-Halle des Berliner Flughafens ist zum Wahrzeichen geworden. Doch wir wird das Kunstwerk gereinigt? aeroTELEGRAPH war dabei.

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Das Gerät bewegt sich langsam durch die fast leere Abflughalle des Berliner Flughafens. Es erinnert an eine gigantische elektrische Spinne. Die Uhr zeigt 22 Uhr an diesem Donnerstag im Oktober. Während die meisten Reisenden den Airport längst verlassen haben, beginnt jetzt die Zeit, in der Reinigungs- und Reparaturarbeiten angepackt werden.

Bei der elektrischen Spinne handelt es sich um eine sogenannte Raupen-Arbeitsbühne. Gesteuert wird sie von Adrian Krapf. Der ausgebildete Glas- und Gebäudereiniger wird die halbe Nacht in der kleinen Kanzel in rund acht Metern Höhe verbringen, um das bekannteste Kunstwerk am BER, den schwebenden Teppich der amerikanischen Künstlerin Pae White zu reinigen.

4,4 Tonnen in acht Metern Höhe

Offiziell heißt das Kunstwerk The Magic Carpet und hängt seit 2014 an 92 Stahlseilen, von denen 67 statisch tragend sind, in rund acht Metern Höhe in der Check-in-Halle des BER. Die übrigen 25 dienen nur als Halteseile, damit der Teppich nicht anfängt zu schwingen, wenn man ihn mal anstößt, wie Michael Leonard, der für die Gebäudesicherheit am Flughafen verantwortlich ist, erklärt. Wie schnell das geht, wird sich später noch zeigen.

Der Teppich ist 27 Meter mal 37 Meter groß und wiegt 4,4 Tonnen. Er besteht aus 493 Rahmenkästen, die jeweils vier Millimeter stark und zehn Zentimeter hoch sind. Die einzelnen Kästen werden durch Gelenke zusammengehalten.

Alu in Verkehrsrot

Pae White hat ausschließlich Aluminium verwendet, wobei das Füllmaterial aus extrem dünnen Bändern besteht, die nur 0,3 Millimeter dick sind – zum Vergleich: Alufolie hat eine Dicke von etwa 0,1 Millimetern. Laut Leonard ergibt das Füllmaterial eine Gesamtstrecke von zwölf Kilometern, wenn man es ausklappen würde. Die Farbe des Teppichs ist Verkehrsrot, dieselbe, die für Ampeln und Verkehrsschilder genutzt wird.

Michael Leonard (links) im Gespräch mit Adrian Krapf vor der Reinigung. Bild: Nils Lucas

Krapf hat die Raupen-Arbeitsbühne mittlerweile so platziert, dass er problemlos an die Flächen kommt, die er heute Nacht reinigen muss. Denn das Kunstwerk wird nicht in einem Stück beziehungsweise einer Nacht gereinigt, sondern in der Regel sind fünf bis sechs Nächte nötig,. Einmal im Jahr findet das Ganze statt. Krapf hat schon Erfahrung. «Ich habe den Teppich schon drei Mal gereinigt», sagt er stolz.

Nur Staubwedel und Druckluft

Krapf steiget in die kleine Kanzel und dann langsam immer höher, bis er direkt unter dem Teppich steht. Die kleine Kanzel wackelt leicht, sobald er sich bewegt. Krapf ist das gewohnt, wie er erklärt. «Nerven wie Drahtseile brauchst du eher, wenn du draußen in 20 Metern Höhe die Fenster putzt.»

Krapf beginnt mit der Reinigung. Er hat erstaunlich wenig Utensilien dabei: einen klassischen blauen Staubwedel, eine Dose Druckluftspray sowie ein paar Baumwolltücher. Das wars. Mehr braucht er nicht, was auch den Hauptgegner klar macht: Staub. Reinigungsmittel wie Scheuermilch sind verboten. Das könnte den Lack angreifen und porös werden lassen. Im schlimmsten Fall könnte die Farbe abblättern. Tauben kommen nicht in die Halle.

Geduldsspiel in der Nacht

Was gleich klar wird, die Reinigung ist ein Geduldsspiel. Krapf wischt vorsichtig mit dem Staubwedel über die dünnen Aluminiumbänder. Wenn er es zu doll macht, beginnt sich der Teppich sofort zu bewegen. Macht er es zu zaghaft, geht der Staub nicht ab. «Zwei bis drei Stunden am Stück kann ich problemlos durchziehen. Dann wird das dauerhafte Über-Kopf-Arbeiten doch sehr anstrengend», verrät der 38-Jährige.

Ein bis zwei Mal pro Nacht muss Krapf die Arbeitsbühne neu positionieren, «je nachdem, wie viel ich schaffe und wo ich gerade hinkommen muss». Die Reinigung beginnt immer von außen nach innen, und es wird so viel gereinigt, wie in der Zeit machbar ist.

Qualitätssicherung bereitet vor

Der Experte ist nicht direkt beim Berliner Flughafen angestellt, sondern arbeitet für den Dienstleister Sasse, der im Auftrag der Flughafenbetreiberin FBB die Arbeiten durchführt. In acht Metern Höhe erklärt Krapf, dass er am liebsten nachts arbeitet. Zum einen sei die Bezahlung besser, und außerdem sei es nachts einfach entspannter. Schichtbeginn ist um 21:30 Uhr und Schichtende um 4:30 Uhr. Mit seinen Utensilien muss er spätestens um 3:30 das Terminal verlassen haben, dann kommen wieder die ersten Reisenden.

Adrian Krapf bei der Arbeit. Bild: Nils Lucas

Überprüft wird die Reinigung von der Qualitätssicherung der FBB. Ein Mitarbeiter überwacht die Arbeiten und zeichnet am Ende ab, ob alles zur Zufriedenheit durchgeführt wurde. Der Mitarbeitende des Airports ist aber nicht die ganze Zeit vor Ort, sondern er kümmert sich um andere Baustellen im Terminal. Die Qualitätssicherung gehört zum Facility Management, das sich auch im Vorfeld um alle Vorarbeiten kümmert.

Brandschutzsensoren ausgeschaltet

Die Reinigung des Teppichs muss an verschiedenen Stellen, so etwa bei der Feuerwehr, angemeldet werden. Während der Reinigungsarbeiten sind die Brandschutzsensoren in der betroffenen Zone ausgeschaltet, um zu verhindern, dass aufwirbelnder Staub versehentlich einen Alarm auslöst und die Sprinkler angehen.

Während Adrian Krapf den mit Sorgfalt den Teppich reinigt, steht unten neben Michael Leonard. In dieser Nacht ist auch die Abteilung Gebäudesicherheit vor Ort. Denn neben der Reinigung muss auch immer überprüft werden, ob die 4,4 Tonnen schwere Kunst am Bau auch weiterhin sicher hängt.

Auch die Sicherheit wird regelmäßig überprüft

Einmal im Jahr findet eine sogenannte Sichtprüfung statt. «Dabei schaut das Team von unten, ob alles so hängt, wie es hängen soll und nichts raussteht», erklärt Leonard. Alle zwei Jahre erfolgt eine intensivere Zwischenprüfung. Diese wird in dieser Nacht durchgeführt. «Wir fahren dann auch mal nach oben, betrachten den Teppich genauer und prüfen, ob sich Teile gelöst haben.»

Alle sechs Jahre findet eine Hauptprüfung statt, die drei bis vier Tage dauert. Dabei wird jedes einzelne Drahtseil überprüft. Die Ergebnisse werden von einem externen Ingenieurbüro kontrolliert. «Wir wollen uns ja nicht dem Vorwurf aussetzen, uns selbst zu überprüfen», sagt Leonard. Am Ende gibt es eine Zustandsnote. Bisher hat der Teppich immer die Note 1 erhalten.

Der Teppich wird gereinigt

Die Künstlerin hat ihr Kunstwerk 2021 zum ersten Mal live gesehen, als sie eine Ausstellung in Berlin hatte. Zuvor soll Pae White auf die Frage, ob sie wisse, ob der Teppich gereinigt werde, geantwortet haben, dass sie es nicht wisse, aber hoffe. Adrian Krapf und sein Kollege könnten ihr das bestätigen.

In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie weitere Bilder der Reinigung des fliegenden Teppichs des BER. Ein Klick aufs Bild öffnet die Galerie im Großformat.

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