Letzte Aktualisierung: um 17:29 Uhr

Flüge nach Japan und Korea

Lufthansa-Flugbegleiter wütend wegen gestrichener Nacht

Lufthansa kürzt die Übernachtungen ihrer Kabinencrews in Japan und Korea. Das sorgt für Ärger - nicht nur zwischen der Fluggesellschaft und ihren Mitarbeitern.

Kabinencrews von Lufthansa sind sauer wegen einer bevorstehenden Änderung auf der Langstrecke: Bei Flügen nach Japan und Korea sollen die Flugbegleiter ab dem Sommerflugplan nur noch eine Nacht Aufenthalt vor Ort haben und nicht mehr zwei Nächte wie bisher. Lufthansa bestätigte die Reduzierung auf Anfrage von aeroTELEGRAPH.

In einem an Kolleginnen und Kollegen gerichteten Schreiben der Personalvertretung Kabine vom 24. Januar, das aeroTELEGRAPH vorliegt, heißt es von den Einsatzreferenten Langstrecke, «dass zwei Nächte eben viel gesünder für den Körper sind, als nach einer Nacht während eines Tagflugs am Trolley stehend einzuschlafen». Im Falle Japan belege das sogar eine Belastungsstudie. Der Geschäftsleitung werfen die Personalvertreter vor, «in Zeiten von sprudelnden Gewinnen» mit der «Gesundheit der Kollegen zu spielen».

Japan- und Korea-Flüge anstrengend

Kabinenmitarbeiter erklären gegenüber aeroTELEGRAPH, Flüge nach Japan und Korea seien für sie besonders anstrengend, – unter anderem, weil das von den Passagieren erwartete Serviceniveau höher sei als auf vielen anderen Stecken. Die Hotels dort seien aber teuer, weshalb Lufthansa hier durch die gestrichene Nacht viel sparen könne.

In ihrem Schreiben rechnet die Personalvertretung vor: «Bei Japan/Korea geht es um 4 Mio.€ im Jahr.» Das sei aber ein verschmerzbarer Betrag, wenn es um die Gesundheit der Mitarbeiter gehe. Die Fluglinie erklärt, man handele bei der Reduzierung im Einklang mit gesetzlichen Regelungen und Sicherheit stehe bei Lufthansa stets an erster Stelle.

Lufthansa und Ufo handelten Vertrag aus

Lufthansa beruft sich bei der Kürzung auf einen gemeinsam mit der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo geschlossen Vertrag aus dem Jahr 2017. Mit dem sogenannten Q2-Papier legten die Airline und die Gewerkschaft einen Streit darum bei, ob die Flugbegleiter 2016 genügend Kosten eingespart hatten oder eben nicht. Zudem hielten beide Parteien Maßnahmen fest, um die Stückkosten bis einschließlich 2023 zu senken. Dazu gehört ab 2019 auch die Nacht-Streichung auf den Japan- und Korea-Routen sowie eine reduzierte Ergebnisbeteiligung, sollten sich die Vertragsparteien bis Ende 2018 nicht anders einigen.

Während eine Lufthansa-Sprecherin die Einigung mit Ufo «das Ergebnis einer funktionierenden Sozialpartnerschaft» nennt, attackiert die Gewerkschaft die Airline heute. Sie wirft ihr vor, andere im Vertrag vereinbarte Maßnahmen zur Kostenersparnis nicht oder nicht ausreichend umgesetzt zu haben, so etwa das neue Einsatzkonzept für die Purser auf Langstreckenflügen mit Airbus A330. «Stattdessen sucht sich Lufthansa mit den Übernachtungen in Japan und Korea einen Punkt heraus, mit dem sie uns versuchen, bei den Kollegen unter Druck zu setzen», sagt ein Ufo-Sprecher.

Personalvertretung auch wütend auf Ufo

Ufo wirft Lufthansa zudem vor, die Gespräche im vergangenen Jahr abrupt abgebrochen und so weitere Verhandlungen vor Ende 2018 verhindert zu haben. Eine Lufthansa-Sprecherin erklärt dazu: «Lufthansa hatte in den vergangenen Wochen die Gespräche mit Ufo zunächst ausgesetzt, um Sachverhalte rund um die Vergütung einzelner Gewerkschaftsfunktionäre aufzuklären.» Nachdem dies abgeschlossen sei, wolle man nun wieder Gespräche führen. «Wir sind gesprächsbereit», so die Sprecherin.

Währenddessen sieht die Personalvertretung die Schuld für die gekürzte Nacht nicht nur bei Lufthansa, sondern auch bei Ufo. Das Vertrauen in die hauptamtliche Tarifabteilung der Gewerkschaft sei zerstört, heißt es. Ein großer Teil des Schreibens der Personalvertretung widmet sich den Fehlern, die Ufo rund um die Aushandlung des Q2-Papiers gemacht habe, das erst «sehr viel später bekannt geworden» sei und das man selber immer abgelehnt habe.

«Sie müssen dies nicht umsetzen»

Der Ufo-Sprecher verteidigt seine Gewerkschaft, gibt sich aber auch selbstkritisch: «Wir haben dem Q2-Vertrag zugestimmt, weil es uns als die bessere Wahl erschien im Vergleich zu anderen Dingen, die Lufthansa hätte versuchen können durchzusetzen, wie etwa längeres Fliegen bei gleichem Gehalt.» Heute würde man dies aber nicht mehr tun, so der Sprecher. Das Ergebnis sei nun schon seit eineinhalb Jahren bekannt. «Das ist nichts, was jetzt vom Himmel fällt, aber es muss trotzdem dringend korrigiert werden.»

Am Donnerstag (31. Januar) treffen sich die Zuständigen von Lufthansa und die Personalvertreter zur Umlaufabstimmung. Im Schreiben der Personalvertretung heißt es an Lufthansa gerichtet: «Sie müssen dies auch nicht umsetzen, es steht Ihnen frei, hier im Sinne der Kollegen zu handeln und die Umsetzung zu stoppen!» Dabei denke man auch die japanischen und koreanischen Kollegen, die in Deutschland stationiert seien und denen die Möglichkeiten verloren gingen, familiäre und soziale Kontakte in ihrer Heimat zu pflegen.

Anwaltskanzlei zurate gezogen

«Die Voraussetzungen sind schlecht und wir können nichts versprechen», dämpft das Schreiben die Erwartungen, hält aber zugleich kämpferisch fest: «Wer vorher schon aufgibt, hat sowieso verloren.» So lässt sich die Personalvertretung in der Angelegenheit mittlerweile auch von einer Anwaltskanzlei beraten, wie aeroTELEGRAPH erfuhr.