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Schweizer Privatair

Diese Airline soll für Lufthansa fliegen

Die Lufthansa erwägt, auf Langstrecken Piloten der Schweizer Privatair einzusetzen. Sie würden Billigstrecken fliegen. Das Modell ist bewährt.

Wo Lufthansa drauf steht, ist auch Lufthansa drin. Nicht zwingend. Denn auf einigen Routen – etwa nach Pune in Indien oder Bukarest – kommen Boeing 737 in einer speziellen Konfiguration zum Einsatz. Sie gehören der schweizerischen Privatair. Die Fluggesellschaft mit Sitz in Genf fliegt im Auftrag anderer Fluggesellschaften und erledigt Spezialeinsätze wie etwa die Versorgung von Forschungsstationen in der Antarktis.

Seit 2002 fliegt Privatair schon für die Lufthansa. Konzernchef Carsten Spohr ist mit den Diensten der Schweizer offensichtlich sehr zufrieden. Er schätze die «Flexibilität, Reaktionsfähigkeit auf den Markt und die Qualität des Services», lässt er sich auf der Homepage von Privatair zitieren. Darum will er nun noch mehr von den Eidgenossen.

Auch auf der Langstrecke

Wie das Nachrichtenmagazin Spiegel berichtet, will Lufthansa die Partnerschaft mit Privatair auf ein wichtiges Projekt ausweiten. Sie überlegt, 14 Airbus A340 an Privatair abzugeben. Diese soll die Flieger dann im Auftrag auf speziellen Langstrecken einsetzen. Damit würde die Schweizer Airline quasi Kern des zweiten Billig-Langstreckenprojektes der deutschen Airline.

Die Billig-Lufthansa soll ab dem Winterflugplan 2015/16 starten und neue Strecken bedienen oder Routen, die man sonst wegen zu hoher Kosten aufgeben müsste – mit «deutlich tieferen Betriebskosten». Die A340 werden mit 18 Business-Class-, 19 Premium-Economy und 221 Economy-Sitzen ausgestattet. Der Service soll «das hochwertige Reiseerlebnis eines Lufthansa-Fluges mit hohem Serviceanspruch und Komfortniveau bieten», so die Lufthansa kürzlich.

Für EC Air im Einsatz

Direkt bestätigt Lufthansa die Pläne mit Privatair nicht. «Es ist richtig, dass wir alternative Bereederungsmöglichkeiten für unsere 14 A340 prüfen», sagte eine Sprecherin lediglich zur Nachrichtenagentur DPA. Privatair wäre aber ein logischer Partner. Die Fluglinie existiert seit 1977. Damals gründete sie die griechische Unternehmerfamilie Latsis sie als Geschäftsflugbereich. Inzwischen ist sie ein eigenständiges und renommiertes Unternehmen und hat ein eigenes Terminal am Genfer Flughafen. Hauptsächlich ist sie auf das Business-Geschäft ausgerichtet. Doch auch kommerzielle Fluglinien wie eben die Lufthansa oder SAS nutzen die Dienste.

Zunächst setzte Privatair nur Boeing 737 BBJ ein. Und außen auf den Fliegern stand immer Privatair. So flog sie zwischenzeitlich für die Swiss Zürich – Newark oder die Lufthansa Düsseldorf – New York in einer reinen Business-Bestuhlung. Doch inzwischen operiert Privatair auch unter fremden Farben – etwa für EC Air – Equatorial Congo Airlines. Die staatliche kongolesische Fluggesellschaft wurde im Jahr 2011 mit Hilfe von Lufthansa Consulting Services und Privatair gegründet. Seitdem fliegen die Schweizer in EC Air-Bemalung mit Boeing 737 auf innerafrikanischen Strecken und mit Boeing 757 nach Europa.

Privatair ist eine «Mogelpackung»

Bei der Pilotengewerkschaft Cockpit gibt man sich angesichts der Lufthansa-Verhandlungen mit Privatair skeptisch, aber zurückhaltend. Die Pläne würden nicht gegen Tarifverträge verstoßen, heißt es gegenüber dem Spiegel. Aber man könne eben nicht mehr garantieren, dass in jedem Lufthansa-Cockpit auch ein Lufthansa-Pilot sitze. Das bedaure man.

Die Vertreter der Schweizer Gewerkschaft Aeropers sind da direkter. «Das ist auch für uns befremdend», so Tobias Mattle von der Pilotengewerkschaft Aeropers gegenüber dem Schweizer Boulevardblatt Blick. Es zeige «einmal mehr welche Strategie Lufthansa verfolgt – auch bei der Swiss.» Lufthansa und Swiss würden versuchen, Qualität durch Billigarbeit zu ersetzen, so Mattle weiter. «Das ist eine Mogelpackung.»