Max Kownatzki: Viel getestet.

Max Kownatzki: Viel getestet.

Sun Express

Max Kownatzki, Sun Express

«Bekommen erste Boeing 737 Max Ende 2021»

Seit April ist Max Kownatzki Sun-Express-Chef. Im Interview spricht er über den Start in der Krise, das Aus für die deutsche Sun Express und die 737-Max-Einigung mit Boeing.

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Sie haben im April Ihr Amt angetreten, gerade als sich die Corona-Krise voll entfaltete. Nicht der beste Zeitpunkt. Wie lief der Start für Sie?

Max Kownatzki*: Ich war schon im Februar als Beobachter bei der Aufsichtsratssitzung dabei. Die Zahlen waren im ersten Quartal super, über den Erwartungen. Und dann saß ich irgendwann im Büro unseres Aufsichtsratsvorsitzenden İlker Aycı und er sagte mir, dass es bald wohl Reisewarnungen zwischen der Türkei und Deutschland geben wird. Ab dem Moment war ich im Fire-Fighter-Modus.

Haben Sie sich gefragt, ob das womöglich nicht die beste Karriereentscheidung war?

Ich hatte gar keine Zeit, das zu hinterfragen. Zudem werde ich in Krisenzeiten sehr fokussiert und konzentriert. Ein herausforderndes Umfeld liegt mir. Auch privat, da laufe ich gerne Marathons oder Abenteuerläufe durch die Wildnis.

Was waren dann Ihre ersten Schritte als Chef bei Sun Express?

Wir haben angefangen, uns der Krise zu stellen und aufzuräumen. Das führte dazu, dass wir schließlich ein Sparprogramm in Höhe von 350 Millionen Euro aufgelegt haben. Und leider mussten wir auch Sun Express Deutschland liquidieren. Das war hart.

Sie haben in Deutschland nun keine Basis, keine Flugzeuge und keine Crews mehr, aber eine administrative Zentrale in Frankfurt. Wie viele Mitarbeiter mussten gehen, wie viele bleiben?

Als ich anfing, hatte Sun Express Deutschland rund 1400 Mitarbeiter. Bei etwa 300 liefen die Verträge aus, rund 1100 mussten wir entlassen. Wir haben mit unseren Anteilseignern Lufthansa und Turkish Airlines nach anderen Beschäftigungsmöglichkeiten gesucht, aber auch mit anderen Unternehmen wie der Deutschen Bahn. Außerdem haben wir eine Transfergesellschaft gegründet. In der Zentrale hier arbeiten noch rund 90 Leute.

Und warum halten Sie an der Zentrale in Frankfurt fest?

Sun Express ist seit 30 Jahren eine deutsch-türkische Fluggesellschaft. Sun Express Deutschland gab es erst seit etwa zehn Jahren. Der kommerzielle Bereich, der etwa für Netzplanung, Preisgestaltung und Vertrieb zuständig ist, saß aber schon immer in Frankfurt. So stellen wir Nähe zu unserem wichtigsten Quellmarkt und den deutschen Reiseveranstaltern her. Das ist wichtig, weil wir neben dem touristischen Verkehr viel ethnischen Verkehr haben, also Deutsche mit türkischer Abstammung, die Freunde und Verwandte besuchen und ihre Tickets in Deutschland kaufen. Zudem profitieren wir davon, ein multinationales Unternehmen zu sein, das in beiden Ländern qualifiziertes Personal anlockt.

Eigentlich hätten wir 2019, 2020 und 2021 jeweils fünf Boeing 737 Max pro Jahr bekommen sollen.

Sie haben ein 350-Millionen-Sparpaket erwähnt. Was gehört dazu?

Ein großer Punkt ist die Refinanzierung von türkischen Staatskrediten, die im kommenden Jahr fällig werden, die wir aber um 12 bis 18 Monate nach hinten schieben möchten. Wir haben auch Verträge mit unseren Lieferanten neu verhandelt. Wir nutzen zudem Kurzarbeit und Teilzeitmodelle. Die helfen uns zum Beispiel dabei, dass alle Piloten so viel fliegen, dass sie ihre Zertifizierungen behalten und keine Extrakosten für Training und Rezertifizierung entstehen. Mit Boeing sind wir außerdem auf der Zielgeraden bei den Verhandlungen über unsere 737 Max.

Wie sieht die Einigung mit Boeing aus?

Es ist noch nichts unterschrieben. Aber es wird eine Kompensationszahlung geben. Und wir verschieben Lieferungen. Eigentlich hätten wir 2019, 2020 und 2021 jeweils fünf Boeing 737 Max pro Jahr bekommen sollen. Aber wir brauchen im kommenden Jahr nicht 15 neue Flugzeuge.

Wann kommt die erste 737 Max also? Und wie geht es dann weiter?

Wir bekommen die erste Boeing 737 Max Ende 2021. Auch die fünf Lieferungen für 2022 haben wir nach hinten verschoben. Und insgesamt reicht der Zeitplan für unsere 42 bestellten 737 Max bis 2028/2029.

Werden die 737 Max ältere Flieger ersetzen oder die Flotte vergrößern?

Wir halten uns beide Optionen offen. Wir müssen bei den Buchungen für die kommenden Oster- und Sommerferien erst mal sehen, wie sich der Markt von der Corona-Krise erholt.

Werden Sie den Flieger 737 Max nennen? Und wird es vertrauensbildende Maßnahmen für die Passagiere geben?

Aufgrund unseres Lieferplans müssen wir all das jetzt noch nicht entscheiden, sondern können bei anderen Fluggesellschaften beobachten, wie die Passagiere reagieren. Aber wir werden in jedem Fall transparent sein. Ich muss außerdem sagen, dass ich dem Flugzeug absolut vertraue. Die neuen Möglichkeiten der Piloten, die Flugsteuerungssoftware MCAS zu übersteuern und zu deaktivieren, verhindern, dass sich die alten Fehler wiederholen können. Und es wird kaum ein Flugzeugmodell geben, das so auf Mark und Bein geprüft wurde wie die Boeing 737 Max.

Elf Kurzstreckenflieger haben wir zur türkischen Sun Express überführt.

Wie sieht Ihre aktuelle Flotte denn aus?

Wir haben gegenwärtig 39 Flugzeuge, plus 15, die wir für die Turkish-Airlines-Tochter Anadolujet betreiben.

Was ist aus den Fliegern der deutschen Sun Express geworden?

Wir sind sieben Langstrecken- und zwei Kurzsstreckenjets im Wetlease für die Lufthansa-Gruppe geflogen. Die sieben sind zurück an die Lufthansa-Gruppe gegangen, bei den zwei sind die Leasingverträge ausgelaufen. Elf Kurzstreckenflieger haben wir zudem zur türkischen Sun Express überführt.

Und wie viele Ihrer Flugzeuge sind derzeit geparkt?

Wir fliegen momentan noch mit allen. Aber das wird sich jetzt im Winter ändern, wie jedes Jahr.

Welches Segment funktioniert denn gerade gut bei Ihnen?

Ingesamt liegen wir bei cira 60 Prozent der verfügbaren Sitzplatzkilometer im Vergleich zu 2019. Im Inland in der Türkei sind es aber über 80 Prozent. Dieses Segment ist wichtiger geworden in der Corona-Krise. Außerdem ist der ethnische Verkehr auch recht stabil. Am schwierigsten ist es bei den touristischen Flügen. Das liegt auch an den vielen unterschiedlichen Quarantäne-Regularien.

Ich bewerbe mich mittlerweile um den goldenen Abstrich-Orden.

Den deutschen Quarantäne-Regularien?

Ja, beispielsweise an den unterschiedlichen Regelungen der Bundesländer. In Nordrhein-Westfalen müssen Sie sich zum Beispiel bei der Einreise aus der Türkei nicht in Quarantäne begeben, während benachbarte Bundesländer für den selben Fall wiederum eine Quarantäne vorsehen. Ein Passagier schilderte mir vor Kurzem scherzhaft seinen Eindruck wie folgt: «Wenn Vollmond ist und meine Mutter über 70, darf ich am Sonntag zwischen 14 und 16 Uhr reisen, aber nur, wenn ich vorher drei Tag in Quarantäne in Offenburg war.»

Und wie sieht es in der Türkei aus?

In der Türkei ist die Regel recht simpel: 100 Prozent der Passagiere müssen einen negativen PCR-Test haben, der bei Abflug nach Deutschland nicht älter als 48 Stunden ist. Die Reglung ist hart, aber eindeutig. Und die Infrastruktur, die dafür aufgebaut wurde, ist fantastisch. Ich selber bin mittlerweile vier Tage pro Woche in Antalya. Daher werde ich drei Mal pro Woche getestet und bewerbe mich mittlerweile um den goldenen Abstrich-Orden.

In Deutschland starten Sie nun einen Versuch mit Antigentests.

Ja, seit dem 8. Dezember bieten wir auf der Strecke Düsseldorf – Antalya kostenlos und freiwillig Antigentests an. Wer negativ ist, kann an Bord. Wer positiv ist, kann selbstverständlich kostenlos auf einen späteren Flug umbuchen.

Werden Sie diese Tests ausweiten?

Wir denken darüber nach und sprechen zum Beispiel auch mit anderen Flughäfen darüber. Wenn das gut läuft, könnten wir unsere Probeläufe eventuell zukünftig ausweiten. Nach Abschluss der ersten Pilotphase im Dezember werden wir entscheiden, wie unsere weitere Teststrategie aussehen kann.

Qantas hat angekündigt, in Zukunft nur noch geimpfte Passagiere international zu transportieren. Kommt so etwas für Sie auch infrage?

Nein, zurzeit kann ich mir das nicht vorstellen.

Ich habe einen Lehrer, der zu mir ins Büro kommt in der Türkei.

Mit wie viel Vorlauf buchen Ihre Kunden derzeit eigentlich?

Es ist kurzfristiger geworden natürlich. Im Einzelplatzverkauf im November erfolgten rund 90 Prozent der Buchungen in den letzten 30 Tagen vor Abflug. Man muss dabei allerdings bedenken, dass wir viele Kontingente bei Reiseveranstaltern haben.

Zwischen Deutschland und der Türkei haben Sie mit Corendon einen ernstzunehmenden Konkurrenten bekommen. Ist der Markt groß genug für beide?

Izmir und Antalya sind unsere Heimatgebiete und kostenseitig brauchen wir uns nicht zu verstecken. Über Marktgrößen zu spekulieren, ist gerade sehr schwierig. Wenn der Markt wiederkommt, sind wird da. Und ich bin überzeugt, dass wir zu den Gewinnern gehören werden.

Und fliegen Sie dann auch irgendwann wieder Langstrecke? Im Wet-Lease für Eurowings haben Sie das ja bereits getan.

Erst mal liegt der Fokus jetzt darauf, durch die Krise zu kommen und sich dabei nicht zu verzetteln. Das heißt, wir konzentrieren uns auf Ziele, die von der Türkei aus in drei bis vier Stunden erreichbar sind. Alles andere kann man sich 2023 oder 2024 anschauen, falls 2021 und 2022 dann gut gelaufen sind.

Lernen Sie eigentlich Türkisch?

Ja, ich habe einen Lehrer, der zu mir ins Büro kommt in der Türkei. Es macht Spaß, auch wenn es eine Sprache ist, die schwierig zu lernen ist.

*Max Kownatzki (48) ist deutscher und amerikanischer Staatsbürger. Er startete seine Luftfahrtkarriere mit Praktika bei Lufthansa Cargo. Für das Beratungsunternehmen Oliver Wyman betreute er später Kunden wie Delta Air Lines, Aer Lingus und den Flughafen München. Dann wechselte er nach Australien ins Management der Qantas-Tochter Jetstar. Ab 2015 war er wieder für die Lufthansa-Gruppe tätig, etwa beim Aufbau von Eurowings Europe in Österreich. Zuletzt war er für das Netzwerk- Partnerschaftsmanagement der Hub-Airlines der Gruppe zuständig. Mitte April trat er den Posten als Chef von Sun Express an.

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