Seit dem Erstflug hat Boeings Jumbo-Jet eine 50-jährige Erfolgsgeschichte geschrieben. Doch bei der Entwicklung drohten dem 747-Team die Ingenieure auszugehen - wegen eines anderen Projekts.
Am 9. Februar 1969 absolvierte die Boeing 747 ihren Jungfernflug. Sie wurde damit für Jahrzehnte zum größten Passagierflugzeug der Welt. Boeing hatte für den Riesenflieger extra eine neue Produktionsstätte in Everett im Bundesstaat Washington im Nordwesten der USA errichtet, da alle anderen Werke zu klein waren. Dennoch war die Entwicklung des Jumbo-Jets in den 1960er Jahre nicht konkurrenzlos innerhalb des Konzerns - ganz im Gegenteil.
Boeing-Chef Bill Allen hatte 1965 Ingenieur den Joe Sutter damit beauftragt, ein Flugzeug zu bauen, das deutlich mehr Passagiere transportieren kann als jeder andere Flieger. Pan-Am-Chef Juan Trippe hatte Bedarf nach einem solchen Jet angemeldet. Zudem konnte Boeing auf Vorarbeiten aus dem militärischen Bereich zurückgreifen, nachdem man sich erfolglos um den Auftrag für einen riesigen Frachtjet für die US Air Force bemüht hatte.
Doch Boeing entwickelte zu dieser Zeit nicht nur die 747, sondern ebenfalls die 737 und ein Überschallprojekt. «Boeing baute auch ihre Supersonic Transport SST, die mit der Concorde konkurrieren sollte», erzählt Boeings hauseigener Historiker Mike Lombardi gegenüber dem Sender BBC. «Damals dachte man, wenn Concorde und SST in Betrieb gehen, würden die Leute damit fliegen wollen und nicht mehr mit einem Unterschall-Flugzeug.» Zudem produzierte Boeing auch noch für das Apollo-Raumprogramm der Nasa.
Boeing nahm alleine für das 747-Projekt Kredite bei sieben Banken auf. Doch nicht nur das. «Es gab bei Boeing mit all seinen Geschäften nicht nur einen Engpass beim Geld, sondern auch beim Ingenieurtalent», sagt Lombardi. Vor allem das Überschallprojekt SST habe der Flugzeugbauer personell stark ausgestattet. «Joe Sutter musste wirklich darum kämpfen, dass Ingenieure an der 747 arbeiteten», erzählt der Historiker.
Ihm sei eine Geschichte zu Ohren gekommen, so Lombardi, über ein Treffen, in dem Sutter gesagt wurde, er müsse weitere Ingenieure an andere Programme abgeben. Daraufhin habe der 747-Chefentwickler mit Blick auf sein Flugzeug gesagt: «Dann kann ich es nicht bauen.» Er sei aufgestanden, habe den Raum verlassen und mit seiner Entlassung gerechnet.
«Aber Bill Allen sagte zu ihm: ‹Ich respektiere wirklich, was Sie vor all diesen Leuten getan haben›», sagt Lombardi. So behielt Sutter seinen Job und baute mit seinem Team den Jumbo-Jet, von dem 50 Jahre später 1548 Exemplare ausgeliefert wurden. Die Boeing 2707, das Flugzeug, das aus dem Überschallprojekt SST hervorgehen sollte, wurde dagegen nie gebaut. Bedenken wegen Lärms und hohen Treibstoffkosten sorgten für das Scheitern.
Airlines erkannten aber schnell, dass sie mehr Geld verdienen können, wenn oben mehr Sitze eingebaut werden. Hier ein Foto der Willkommensfeier für Singapore Airlines' erste «Big Top» 747.
Am meisten Jumbos im Passagierbetrieb hatte zum 50-jährigen Rollout-Jubiläum 2018 British Airways: 36 Stück.
Die dienstältete Boeing 747 ging 2018 in Rente: die Boeing 747-100 mit der Seriennummer 19651 flog fast 50 Jahre lang - zuerst für Pan Am und zuletzt als Testflieger für General Electric.
Wie viele Passagiere in einen Jumbo passen, variiert je nach Airline. In einer Konfiguration mit drei Klassen sind es etwa 415. Der Rekord waren in den 1990er-Jahren 1122 Menschen an Bord eines Jumbos von El Al, als das israelische Militär in der Operation Salomon ethiopische Juden nach Israel flog.