Am Montag, den 9. Juni, verschickte das Luftfahrtanalyse-Unternehmen IBA seine Vorschau auf die Paris Air Show. Die Vorhersage: Insgesamt rechnet IBA mit Aufträgen für rund 700 bis 800 Verkehrsflugzeuge, einschließlich Festbestellungen, Absichtserklärungen und Optionen.
Chefökonom Stuart Hatcher schrieb, dass er mit Bestellungen aus Indien rechne, von Indigo und Air India. «Bei den Schmalrumpfflugzeugen sind sie zwar gut aufgestellt, aber ich habe das Gefühl, dass der Kampf um den Langstreckenmarkt noch nicht entschieden ist», so Hatcher. So könnten die indischen Airlines weitere Airbus A350 und Boeing 777X bestellen.
Sehr ruhige Air Show bei Boeing erwartet
Doch all das ist nun Makulatur. Denn am 12. Juni verunglückte Air-India-Flug 171. Beim Absturz der Boeing 787 starben 241 Menschen an Bord und mehr als 30 am Boden. Air-India-Chef Campbell Wilson - der sich schon auf dem Weg nach Paris befunden haben soll - hat nun wichtigere Dinge zu tun als neue Flugzeugbestellungen. Bei Boeing sagten Konzernchef Kelly Ortberg und die Chefin der Sparte Verkehrsflugzeuge, Stephanie Pope, ihre Reisen zur Luftfahrtmesse ab. Vom Hersteller heißt es, es werde eine sehr ruhige Paris Air Show.
Tatsächlich gab es auch schon vor dem Unglück Anzeichen, dass Boeing und seine Kunden gerade andere Schwerpunkte setzen. So wird der Hersteller etwa kein neues Flugzeug wie die 777X zeigen, weder am Boden noch in der Luft. Und einige Käufer bevorzugen derzeit laut Branchenkreisen, Aufträge nicht auf Luftfahrtmessen zu verkünden, sondern lieber im politischen Rahmen, etwa bei Staatsbesuchen mit US-Präsident Donald Trump.
Airbus A220 und Triebwerke für ATR im Fokus
Derweil könnte der Airbus A220 einer der Mittelpunkte der Paris Air Show werden. Denn es gibt Spekulationen über gleich zwei bedeutende Neukunden für das Modell. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass Air Asia mindestens 100 Jets bei Airbus bestellen will - darunter erstmals auch A220. Polnische Medien schreiben zudem, dass Lot ebenfalls bei der kleinsten Airbus-Modellfamilie zugreifen könnte. Das wäre eine Niederlage für Embraer. Denn der brasilianische Hersteller hofft, dass die Polen ihre E1 mit E2 ersetzen.
Ein Airbus A321 XLR im Riyadh-Air-Kleid
Einer der Hingucker der Paris Air Show ist ein Airbus A321 XLR in Riyadh-Air-Lackierung . Es handelt sich um den knapp drei Jahre alten Testflieger mit dem Kennzeichen F-WWBZ, der nun vorübergehend das Kleid der saudischen Fluggesellschaft trägt. Er ist damit der erste Airbus- und der erste Kurz- und Mittelstreckenjet, auf dem die kommende Airline ihre Farben zeigt.
Riyadh Air hat im vergangenen Herbst 50 Airbus A321 Neo bestellt. Von A321 XLR war dabei bisher allerdings noch nicht die Rede. Erwartet wird in Paris aber eine Order von 25 A350-1000.
Senkrechtstarter und andere Elektroflieger
Ebenfalls werden alle wichtigen Unternehmen in Paris sein, die an elektrischen Senkrechtstartern (im Jargon Evtols genannt) arbeiten. So etwa Archer, Joby, Wisk, Vertical Aerospace und Embraer-Tochter Eve. Beta Technologies plant ein Evtol, aber auch einen herkömmlich startenden und landenden Elektroflieger namens Alia CX300. Dieser wird an den Flugvorführungen teilnehmen.
Alia CX300 von Beta Technologies: Elektrisch, aber kein Senkrechtstarter. aeroTELEGRAPH