Fünf Boeing 777-200 gelangten über Madagaskar in den Iran - mit gefälschten Papieren. Jetzt sitzen mehr als 20 Verdächtige in Untersuchungshaft, darunter Luftfahrtbeamte und Manager. Auch die Politik ist offenbar in den Skandal verwickelt.
Fünf betagte Boeing 777-200 verschwanden aus der Wüste Australiens, tauchten kurzzeitig in China und Kambodscha auf und landeten schließlich im Iran. Dort verstärken sie inzwischen die Flotte von Mahan Air. Möglich gemacht wurde das Ganze durch eine dubiose Episode auf Madagaskar.
Die Maschinen trugen madagassische Kennzeichen, die zunächst nur provisorisch vergeben worden waren. Eigentlich sollten sie laut Antrag nach Kenia gehen, angeblich für eine neue Airline. Doch die Genehmigungen waren längst abgelaufen, als die Jets Mitte Juli in den Iran weiterflogen. Laut den Behörden der Insel wurden die Dokumente gefälscht.
Mittlerweile hat die Affäre schwerwiegende Folgen: 22 Personen, darunter hochrangige Vertreter der Zivilluftfahrtbehörde sowie Manager von beteiligten Firmen sitzen in Madagaskar in Untersuchungshaft, wie der Sender Outre-mer La 1ère berichtet. Ihnen werden Korruption, Urkundenfälschung, Geldwäsche und Gefährdung der Staatssicherheit vorgeworfen. Neun weitere Verdächtige sind noch auf der Flucht.
Insgesamt 33 Personen und Firmen sollen in den Fall verwickelt sein. Die Anti-Korruptionsbehörde von Madagaskar hat Zeugen befragt und Dokumente geprüft – unterstützt wurde sie dabei auch vom US-amerikanischen FBI.
Besonders brisant: Auch der frühere Verkehrsminister steht unter Beobachtung. Er wurde Ende Juli entlassen, Ermittlungen gegen ihn liegen nun beim Obersten Gerichtshof. Die Regierung selbst spricht von einer «großen Blamage» für das Land.
Während erste Verdächtige bereits dem Gericht vorgeführt wurden, bleibt vieles offen: Wer genau steckt hinter dem Netzwerk, das die Jets unter falschen Registrierungen auf die Reise schickte? Und wie konnte es überhaupt so weit kommen, dass eine Handvoll gefälschter Papiere für den Transfer von fünf Großraumflugzeugen in ein sanktioniertes Land reichte?