Dusan Novota: «Bei den Direktflügen von Bratislava ist die Business Class immer ausgebucht.»

Dusan Novota: «Bei den Direktflügen von Bratislava ist die Business Class immer ausgebucht.»

Martin Dichler/aeroTELEGRAPH

Dusan Novota, Flughafen Bratislava

«Die größte Herausforderung für Bratislava ist der Flughafen Wien»

An keinem anderen Ort in Europa liegen zwei Hauptstädte so nahe wie zwischen Bratislava und Wien. Dusan Novota leitet den Flughafen der slowakischen Kapitale. Im Interview erklärt er die Positionierung gegenüber Wien, den Boom bei Langstreckenflügen und seinen größten Wunsch.

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Warum hat der Flughafen Bratislava immer noch nicht das Passagierniveau von 2019 erreicht?

Dusan Novota*: Für mich war es das erste volle Jahr als Geschäftsführer am Flughafen Bratislava. Ich habe deshalb die außergewöhnlich hohen Zahlen im Jahr 2019 nicht miterlebt, daher ist es für mich schwierig, die Bedingungen von damals und heute zu vergleichen. In meiner ersten Saison ging es darum, sich mit den Abläufen vertraut zu machen, zu verstehen, was der Flughafen braucht, welche Rolle er spielt und was unbedingt zu tun ist, um die Zahlen von vor der Pandemie zu erreichen. Ich halte unsere Zusammenarbeit mit Ryanair dabei für unerlässlich. Ich freue mich, dass wir uns zuletzt auf zusätzliche Ziele geeinigt haben, von denen ich glaube, dass sie für unsere Fluggäste attraktiv sind. Eine weitere Priorität ist für mich die Steigerung des Flugverkehrs und die Belebung des Flughafens in der Wintersaison, was wir im vergangenen Jahr erreicht haben. Möglich wurde dies auch durch die erweiterte Zulassung zum Betrieb von Flugzeugen der Kategorie E (A330/B787), die ich als wichtigen Meilenstein in der Entwicklung des Flughafen Bratislava betrachte. Dies betrifft vor allem Langstreckenflüge zu exotischen Zielen.

Bratislava war früher nicht für Langstreckenflüge bekannt. Doch diesen Winter bieten Sie gleich zwölf Destinationen an. Warum florieren die Charter-Langstreckenflüge?

Ja, das ist tatsächlich ein einzigartiger Aspekt unseres Flughafens. Dazu ein interessantes Beispiel: Reiseveranstalter bieten Direktflüge nach Vietnam sowohl von Bratislava als auch ab Prag an. Bei den Direktflügen von Bratislava ist die Business Class immer ausgebucht. Die Nachfrage ist regional unterschiedlich - in Prag gibt es mehrere Business-Class-Optionen, in Bratislava jedoch nur eine, und die Reisenden sind begierig, sich diese Plätze zu sichern. Darin liegt eine große Chance für uns: Wenn eine Fluggesellschaft eine Verbindung von Bratislava zu einem wichtigen Drehkreuz mit einem Business-Class-Angebot einführen würde, wäre sie zweifellos erfolgreich. Würden Verbindungen nach München oder Frankfurt aufgenommen werden, bin ich mir sicher, dass sie ausgebucht wären, da es derzeit in diesem Segment keine direkte Konkurrenz gibt. Wie ich bereits erwähnt habe, ist es unsere Vision, den Betrieb über die Sommersaison hinaus auszuweiten und mehr Winterflüge anzubieten. Das würde natürlich auch neue Fluggesellschaften anlocken, aber das lässt sich nicht in ein oder zwei Verhandlungen bewerkstelligen.

Wie zufrieden sind Sie mit dem letztjährigen Ergebnis?

Im Vergleich zum Vorjahr konnten wir einen Passagierzuwachs von 7 Prozent verzeichnen, diese Entwicklung entspricht unseren Erwartungen. Im vergangenen Jahr haben wir 1,9 Millionen Passagiere abgefertigt. Die Entwicklung bei den Charterflügen ist dagegen außergewöhnlich gut. Sie übertrafen bereits 2022 die Zahlen wie vor der Pandemie. Die Nachfrage nach Flugreisen stieg im Vergleich zum Vorjahr um rund 20 Prozent. Persönlich freue ich mich, dass wir erstmals regelmäßig Flugzeuge wie die Boeing 787 Dreamliner und den Airbus A330 auf unserem Flughafen begrüßen konnten.

Dusan Novota: «Ich halte die Zusammenarbeit mit Ryanair dabei für unerlässlich».

Der Flughafen Bratislava liegt in einem Dreiländereck mit einem starken Einzugsgebiet, sollte sein Potenzial nicht größer sein als die derzeitigen zwei Millionen Passagiere?

Auf jeden Fall, und genau daran arbeiten wir auch. Der Flughafen Bratislava bedient erfolgreich einen großen Teil der Reisebedürfnisse der slowakischen Bevölkerung. Wir versuchen jedoch nicht nur Passagiere aus der Slowakei, sondern auch aus den Nachbarländern anzuziehen. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass es uns gelingt, eine beträchtliche Anzahl slowakischer Reisender in Bratislava zu halten und gleichzeitig Passagiere aus Ungarn, Österreich, der Tschechischen Republik und überraschenderweise sogar aus Polen anzuziehen.

Die slowakische Regierung war zuletzt häufig in China zu Gast, haben Sie bereits Gespräche mit chinesischen Fluggesellschaften über die Aufnahme von Flügen geführt?

Ich selbst habe vor kurzem zusammen mit der slowakischen Regierungsdelegation an einer Geschäftsreise nach China teilgenommen, und ja, ich kann bestätigen, dass Verhandlungen über Flugverbindungen mit chinesischen Partnern im Gange sind. Das Interesse der chinesischen Seite ist definitiv vorhanden.

Wie schwierig ist es, neue Fluggesellschaften nach Bratislava zu locken, mit dem Flughafen Wien als starken Konkurrenten vor der Haustür?

Die größte Herausforderung für Bratislava, sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht, ist der Flughafen Wien. Aus diesem Grund ziehen die traditionellen Fluggesellschaften Bratislava in der Regel nicht einmal in Betracht. Wir versuchen, diese Wahrnehmung zu ändern, denn wie das erfolgreiche Beispiel Pegasus Airlines beweist, die Bratislava als erste Fluglinie die auch nach Wien fliegt, eine Chance gegeben hat und aufgrund des Erfolges bereits Frequenzen aufgestockt hat.

«In der Slowakei gibt es keine nationale Fluggesellschaft, sodass wir auf ausländische Fluggesellschaften angewiesen sind.»

Wird das Potenzial von Bratislava oft unterschätzt?

Unsere Hauptaufgabe besteht darin, die Sichtweise der Fluggesellschaften zu ändern und ihnen zu zeigen, dass es Sinn macht, von Bratislava aus zu fliegen, dies kann sogar bequemer und schneller sein.

Bratislava und Wien sind nur 50 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt – sind die beiden Flughäfen Konkurrenten oder arbeiten Sie auch zusammen?

Um genau zu sein, konkurrieren wir nicht mit dem Flughafen Wien und haben dies auch nicht vor. Wien ist ein wesentlich größerer Flughafen, der als wichtiges Drehkreuz fungiert, während Bratislava eine andere Funktion hat. Es gibt keinen Grund, mit einem Flughafen zu konkurrieren, der über eine viel größere Infrastruktur und einen anderen Betriebsschwerpunkt verfügt. Im Gegenteil, wenn es notwendig ist, besteht bereits eine Zusammenarbeit. Kürzlich ist eine unserer Abfertigungsmaschinen ausgefallen und der Flughafen Wien hat uns sofort angeboten, eine Ersatzmaschine zu leihen. Julian Jäger, der Geschäftsführer des Flughafens Wien teilte uns mit, dass das Gerät innerhalb einer Stunde geliefert werden könne, was ich sehr zu schätzen weiß. Ich sehe also den Weg in die Zukunft eher in der Zusammenarbeit als im Wettbewerb. Ein weiterer Aspekt dieses Vergleichs ist, dass Österreich eine nationale Fluggesellschaft hat, das heißt sein Flugnetz ist nach den lokalen Bedürfnissen strukturiert. In der Slowakei hingegen gibt es keine nationale Fluggesellschaft, so dass wir auf ausländische Fluggesellschaften angewiesen sind, mit denen wir intensiv verhandeln, um unser Netz zu erweitern.

Mit welchen Vorteilen können Sie im Vergleich zu Wien punkten?

Der Flughafen Bratislava bedient vor allem Reisende, die nicht regelmäßig oder nur gelegentlich fliegen. Diese Passagiere bevorzugen Bratislava aufgrund der lokalen Sprachkenntnisse, der schnellen Abfertigungszeiten und des Komforts eines kleineren Flughafens. Wenn jemand speziell von Wien aus fliegen möchte, wird er dies auch zukünftig tun. Aber für diejenigen, die eine einfachere, zeitsparende und sprachfreundliche Reiseerfahrung suchen, ist Bratislava die bessere Wahl.

Flughafen Bratislava: Kein einfaches Pflaster.

Würden Sie eine Privatisierung des staatlichen Flughafens unterstützen?

Für mich ist das Wichtigste, dass der Flughafen weiterhin seinem Zweck dient und für die Öffentlichkeit zugänglich bleibt. Er ist eine wichtige Infrastruktureinrichtung und sollte in den Händen des Staates bleiben. Als gebürtiger Bratislaver bin ich an der Gestaltung der Zukunft des Flughafens beteiligt, und meine Priorität ist es, sicherzustellen, dass er weiterhin Dienstleistungen für Passagiere und Reisende anbietet. Er sollte ein Flughafen für die Menschen bleiben.

Was ist Ihre langfristige Strategie und Vision für die Entwicklung des Flughafens?

Eines unserer Hauptziele ist es, den Winterflugbetrieb am Flughafen Bratislava weiter auszubauen. Außerdem planen wir, schrittweise in die Modernisierung der Infrastruktur des Flughafens zu investieren, um die steigende Zahl von Flugzeugen der Kategorie E aufnehmen zu können. Die Reisenden fragen immer nach neuen Zielen für die nächste Saison. Unsere Aufgabe ist es aber nicht nur neue Strecken einzuführen, sondern auch dafür zu sorgen, dass die bestehenden Strecken gut ausgelastet sind. Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Anbindung an ein großes Drehkreuz, das den Zugang zu einem größeren Netz von Zielen weltweit ermöglicht.

*Dusan Novota ist seit November 2023 Geschäftsführer des Flughafen Bratislava und war zuvor als Privatunternehmer in verschiedenen Bereichen tätig.

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