Wie die Bordkarte enthält auch das Gepäcketikett mehr Daten, als vielen Leuten bewusst ist. Es kann in den falschen Händen zum Einfallstor für Betrug werden. Wer es achtlos wegwirft, geht deshalb ein Risiko ein.
Inzwischen wissen viele Reisende, dass sie nie ein Bild ihrer ganzen Bordkarte auf Instagram, Tiktok oder Threads teilen sollten. Auch ist ihnen bewusst, dass das Wegwerfen in einen öffentlichen Mülleimer ein Risiko birgt. Denn auf dem Papier findet man in der Regel den Buchungscode und den Namen des Passagiers. Und im Strichode noch mehr Informationen.
Schon damit alleine können Kriminelle oder auch einfach nur Lausbuben Unfug treiben. Sie können mit den beiden simplen Angaben auf die Reservierung zugreifen. Persönliche Daten wie E-Mail-Adresse oder Mobiltelefonnummer werden ebenso einsehbar sein wie der Kaufpreis des Tickets und die Rückflugdaten. Problemlos könnten sie auch den Flug annullieren oder umbuchen.
Nun gibt es in Berichten auch immer wieder Warnungen vor einem anderen Risiko. Reisende sollten ihre nicht mehr benötigten Gepäcketiketten nicht am Flughafen oder in öffentlichen Mülleimern entsorgen, heißt es darin. Denn es gebe haufenweise Betrugsversuche, bei denen Unbekannte mit den weggeworfenen Etiketten Entschädigungsforderungen für verlorenes Gepäck oder gestohlenen Gepäckinhalt einreichen würden.
Doch so einfach ist das nicht. «Der Besitz eines Gepäckanhängers genügt in keinem unserer Prozesse, um einen Anspruch geltend zu machen», erklärt eine Sprecherin von Swissport, der weltgrößten Bodenabfertigerin, die im Auftrag zahlreicher Fluggesellschaften weltweit Schadens- und Verlustmeldungen bearbeitet. Bei solchen Meldungen seien je nach Fluggesellschaft zusätzlich Fotobeweise erforderlich, häufig auch die Vorlage der Bordkarte.
Nicht ganz auszuschließen sind jedoch sogenannte Pilfering Claims, betrügerische Meldungen über angeblich gestohlene Gegenstände aus dem Koffer. Da gebe es bei den Airlines unterschiedliche Prüfprozesse. «Zwar sind uns bislang keine konkreten Betrugsfälle in diesem Zusammenhang bekannt. Dennoch schließen wir nicht aus, dass ein solcher Versuch denkbar wäre. Insbesondere, wenn ein Gepäckanhänger noch persönliche Daten wie Name, Reisedatum, Flugnummer und Zielort enthält», so die Swissport-Sprecherin.
Sie rät deshalb wie bei allen Reisedokumenten, die personenbezogene Daten enthalten, dazu, auch Gepäcketiketten nicht in öffentlich zugänglichen Bereichen zu entsorgen. «Stattdessen sollten sie idealerweise zuhause vernichtet werden.»
Ebenso sollte man auf selbst angebrachten Kofferanhängern nicht zu viele Angaben machen. Der Vorname und der Name sind wichtig, damit Mitarbeitende einer Fluggesellschaft bei Problemen den Koffer identifizieren können. Ebenso können eine Telefonnummer oder eine (allenfalls sekundäre) E-Mail-Adresse helfen.
Fachleute raten aber, keinesfalls die Heimadresse zu notieren, weil man nie weiß, wer diese Information ausliest. Und man möchte ja nicht allen mitteilen, dass die Person an der Musterstraße 15 in Musterhausen gerade zwei Wochen im Urlaub ist. Auch persönliche Angaben wie Pass- oder Personalausweisnummern gehören unter keinen Umständen auf den Anhänger. Sie können für Identitätsdiebstahl missbraucht werden.