Letzte Aktualisierung: um 7:22 Uhr

Verdacht auf giftige Dämpfe

Flugbegleiter in A380 waren wie «weggetreten»

Ein Airbus A380 von British Airways musste im Herbst in Vancouver landen. Nun ist klar, weshalb. Die Crew soll Mühe gehabt haben, sich zu konzentrieren und habe verwirrt und vergesslich gewirkt.

Am 25. Oktober landete ein Airbus A380 von British Airways auf dem Weg von London nach San Francisco außerplanmäßig in Vancouver. Damals hieß es, mehrere Mitglieder der Besatzung hätten sich krank gefühlt. Näheres war nicht zu erfahren. Man untersuche den Vorfall, hieß es damals von der Fluggesellschaft lediglich. Nun weiß man mehr.

Der Bericht eines erfahrenen Flugbegleiters zum Vorfall offenbart, worum es beim Vorfall auf Flug BA286 genau ging. 22 Besatzungsmitglieder wurden nach der Landung in Vancouver ins Krankenhaus gebracht. Zwölf von ihnen zeigten gemäß den Notizen des Stewards an Bord abnormales Verhalten, wie die Zeitung The Sunday Times schreibt. Sie hätten sich «schwindelig und benommen» gefühlt und Symptome wie «Kopfschmerzen, Übelkeit, gerötete Augen und metallischen Geschmack im Mund» gezeigt.

Einige Flugbegleiter arbeiten bis heute nicht

Das sei jedoch nicht das Schlimmste gewesen, so der erfahrene Flugbegleiter. Gewisse seiner Kollegen hätten Mühe gehabt, sich zu konzentrieren, seien verwirrt und vergesslich gewesen und hätten kein normales Gespräch mehr führen können. Viele hätten wie «weggetreten» gewirkt. Die Piloten im Cockpit und einige Stewardessen auf dem Oberdeck benutzen deshalb die Sauerstoffgeräte, was die Symptome linderte. Gemäß dem Zeitungsbericht waren einige der Mitarbeiter von Flug  BA286 auch nach der Rückkehr nach Großbritannien nicht gesund, einige hätten ihre Arbeit bis heute noch nicht wieder aufgenommen.

Die Gewerkschaft Unite beschuldigt giftige Dämpfe. Man frage sich, weshalb die Fluglinie den Vorfall herunterspiele, so ein Sprecher. Man könne den Fakt verschmutzter Kabinenluft nicht länger ignorieren. British Airways erklärt jedoch in einer Stellungnahme, man habe trotz intensiver Tests auch auf dem Rückflug keinen Defekt feststellen können.

Harmlos oder gefährlich?

Die Atemluft in der Kabine und im Cockpit wird bei den meisten modernen Flugzeugen außer beim Dreamliner ungefiltert über die Triebwerke gewonnen – bei Boeing, Airbus und den anderen Herstellern. Der Fachausdruck dafür heißt Zapfluft. Verbrennt Triebwerksöl, kann es sein, dass giftige Dämpfe entstehen, die in den Passagierraum gelangen. Es entsteht das Nervengift TCP.

Kurzfristig sind die Folgen des aerotoxischen Syndroms brennende Augen und juckende Nase, Atemprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten, Übelkeit, Müdigkeit, Kopfschmerzen oder auch ein Gefühl eingeschlafener Körperteile. Langfristig klagen die Betroffenen über chronische Müdigkeit, Atem- und Herzprobleme, Nervenprobleme, Verdauungsstörungen und chemische Überempfindlichkeit.

Kleine Anzahl von Fällen

Bisher stellen sich Fluggesellschaften und Behörden dennoch auf den Standpunkt, dass die Dämpfe zumindest nicht gesundheitsgefährdend sind. Angesichts der Tausenden täglicher Flüge sind die Vorfälle mit Schäden verschwindend klein.

Unter «Mehr zum Thema» finden Sie ein Interview mit Expertin Susan Michaelis zum aerotoxischen Syndrom.