Letzte Aktualisierung: um 15:42 Uhr

Firoz Tarapore, DAE Dubai Aerospace Enterprise

«Die Welt braucht keine A350- und Boeing-777X-Frachter»

Firoz Tarapore ist Chef von Dubais staatlicher Leasingfirma. Ein Gespräch über die Covid-19-Krise, die Boeing 737 Max und das einzige Turboprop-Modell in der Flotte von DAE.

Obwohl Boeing sich mit Elektrikproblemen bei der 737 Max herumschlug, orderte DAE Capital, die Leasingtochter von Dubai Aerospace Enterprise, im April 15 Exemplare. Zuvor hatte sich das staatliche Unternehmen bereits 737 Max über Sale-and-Lease-Back-Transaktionen beschafft. «Die Max 8 wird sich als ein zuverlässiges und sicheres Flugzeug erweisen», begründet Vorstandsvorsitzender Firoz Tarapore die Entscheidung im Gespräch mit aeroTELEGRAPH.

«Unser Auftrag für dieses Flugzeugmodell spiegelt die Anforderungen unserer Kunden wider.» Weitere Varianten der Max werde man je nach Interesse der Airlines in Erwägung ziehen. Die Covid-19-Krise habe deutlich gemacht, «dass die Kunden-Diversifizierung über allem steht», so Tarapore.

Weitere Airline-Insolvenzen zu erwarten

«Seit Beginn der Pandemie haben etwas mehr als 40 Airline-Gruppen Konkurs angemeldet, den Betrieb eingestellt oder freiwillige Restrukturierungen oder Ähnliches vorgenommen», so der DAE-Chef. Zusammen hätten diese etwa 2200 Flugzeuge betrieben. «Unserer Meinung nach gibt es noch einige weitere Fluggesellschaften, die ihre Betriebsgröße korrigieren müssen, und einige könnten sich dafür entscheiden, dies unter formellem Schutz vor den Gläubigern zu tun.»

Die riesige Fusion der Konkurrenten Gecas und Aercap sieht man in Dubai gelassen. Zwar habe es noch nie eine Leasingfirma dieser Größe gegeben, mit rund 2000 Flugzeugen. Allerdings werde erst die Zeit zeigen, «ob sich diese Größe in einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil verwandelt», so Tarapore. Eine Kettenreaktion von weiteren Fusionen erwartet er nicht. Auch DAE Capital selber fokussiere sich auf organisches Wachstum.

Besser nachhaltige Treibstoffe als neue Frachter

Wachsen will das Unternehmen vor allem durch Investitionen in Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge von Airbus, Boeing und ATR. 67 ATR 72-600 sind die einzigen Turboprop-Flieger von DAE. «Wir sind der weltweit zweitgrößte Vermieter dieses Flugzeugmodells und glauben, dass es einzigartig für den 70-Sitzer-Markt geeignet ist», sagt der Chef. Die ATR 72-600 werde weiterhin das Flugzeug der Wahl in diesem Segment sein.

Obwohl der Cargo-Markt boomt, hat DAE Capital keine Pläne, sich in naher Zukunft weitere Frachter zuzulegen. Man sei mit aktuell 13 Boeing 777 F zufrieden, sagt Tarapore. Interesse an möglichen Frachtversionen von Boeing 777X und Airbus A350 hat er nicht. «Die Welt braucht wirklich keine Frachter-Varianten dieser beiden Flugzeuge», so der DAE-Chef. Er hoffe, dass die Hersteller sich stattdessen «auf die Entwicklung nachhaltiger Treibstoffe konzentrieren, um die Umweltbelastung ihrer aktuellen Flotte zu reduzieren».

Insgesamt 370 Flugzeuge in der Flotte

Die Flotte von DAE Capital besteht aus 370 Flugzeugen, 303 davon Eigentum, 67 gemanagt. Vertreten sind von Airbus die A320-Familie, A330-200 und A330-300, A350-900, von Boeing die 737-Familie, 787, 777 und 777 F sowie von ATR die ATR 72-600. Firoz stieß 2007 als Finanzchef zum Unternehmen aus Dubai, seit 2013 ist er Vorstandsvorsitzender.