Er ist der zweitgrößte britische Flughafen, besitzt aber nur eine Piste. Bis spätestens 2030 ändert sich das. Von der zweiten Start- und Landebahn verspricht sich London-Gatwick einen Wachstumsschub. Nach dem Okay der Regierung muss der Airport nur noch eine Hürde nehmen.
Der London-Gatwick Airport hat ein besonderes Alleinstellungsmerkmal: Er ist der verkehrsreichste Flughafen Europas mit nur einer Start- und Landebahn. Im vergangenen Jahr nutzten 43,2 Millionen Passagiere den Flughafen - so viele wie nie zuvor. Gleichzeitig bedienten ihn 57 Fluggesellschaften, ebenfalls ein Rekord.
Zwar verfügt Gatwick über zwei Start- und Landebahnen, doch faktisch wird der Flughafen als Einbahnsystem betrieben: Die nördliche Piste (08L/26R) kommt nur zum Einsatz, wenn die Hauptbahn (08R/26L) – etwa wegen Wartung oder Störungen – gesperrt ist. Offiziell gilt sie als Rollweg. Eine gleichzeitige Nutzung beider Bahnen ist nicht möglich. Der Grund: Beide Pisten sind zu nah.
Die Betreibergesellschaft plant, die nördliche Startbahn um zwölf Meter nach Norden zu verschieben – eine Maßnahme, die künftig den Betrieb beider Pisten ermöglichen würde. Nun hat die britische Verkehrsministerin Heidi Alexander grünes Licht für das 2,2 Milliarden Pfund (rund 2,5 Milliarden Euro) teure Vorhaben gegeben.
Die nördliche Piste wird künftig ausschließlich für Abflüge von Schmalrumpfflugzeugen wie der Boeing 737 oder der Airbus-A320-Familie genutzt. Dadurch können bis zu 100.000 zusätzliche Flüge pro Jahr abgefertigt werden – das Passagieraufkommen könnte sich damit auf bis zu 80 Millionen pro Jahr erhöhen.
Großbritannien hatte dem Ausbau des Flughafens London-Gatwick bereits im Februar vorläufig zugestimmt. «Nach einem langwierigen und gründlichen Planungsprozess begrüßen wir die Regierungserlaubnis, unsere Nordpiste früher als geplant in den Routinebetrieb zu übernehmen», erklärte Steven Wingate, Chef von Vinci Airports, in einer Stellungnahme.
Nach aktuellen Plänen soll das Projekt spätestens 2030 abgeschlossen sein. Verkehrsministerin Heidi Alexander äußerte jedoch die Hoffnung, dass die Arbeiten bereits vor der nächsten Parlamentswahl 2029 fertig werden könnten. Finanziert wird das Projekt ohne staatliche Mittel.
Gegner des Projekts haben bereits Widerstand angekündigt. Sie haben nun sechs Wochen Zeit, beim High Court Einspruch einzulegen. Das Gericht wird dann prüfen, ob die formellen und inhaltlichen Voraussetzungen für eine gerichtliche Überprüfung erfüllt sind.