Air France braucht nach Zentralafrika bis zu drei Stunden länger als manche Konkurrenten. Doch was ist der Hintergrund?
Auf den ersten Blick ist es kaum nachvollziehbar: Die rund 5100 Kilometer von Paris nach Bangui dauern mit Air France zwischen 8:20 und 9:30 Stunden – während die fast gleich lange Strecke nach Doha (ca. 5000 km) in nur etwa sechs Stunden und 20 Minuten zu schaffen ist, obwohl die Distanz nahezu identisch ist.
Der Grund für die ungewöhnlich lange Flugzeit: Die Strecke von Flug AF757 gleicht aktuell einem L. Der Weg führt zunächst über Spanien, Marokko und Mauretanien, bevor es über Guinea wieder ostwärts geht. Von dort aus überquert das Flugzeug die Elfenbeinküste, Ghana und Nigeria, bevor es schließlich in der Zentralafrikanischen Republik landet.
Doch warum fliegt Air France nicht von Paris über Algerien, Mali oder Niger? Diese Route ist seit dem 8. April nicht mehr möglich. Der Grund liegt in einer diplomatischen Krise zwischen Algerien und Mali: Denn Flugzeuge, die den Luftraum des einen Landes durchquert haben, dürfen den des anderen nicht mehr nutzen.
Hinzu kommt, dass französische Fluggesellschaften – als auch die von französischen Unternehmen gecharterten Maschinen – den Luftraum Nigers seit September 2023 nicht mehr nutzen dürfen. Der Grund: Im Juli 2023 putschte das Militär gegen die demokratisch gewählte Regierung und installierte eine Junta, die sich zunehmend von der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich distanzierte.
Auch fallen Wege über Libyen und Tschad aus. Die Easa stuft den libyschen Luftraum als unsicher ein, und auch der Tschad wird von vielen Airlines gemieden, um mögliche Gefahren für Passagiere und Crews zu vermeiden.
Die aktuellen Luftraumsperren wirken sich besonders nachteilig für Air France aus, gleich in doppelter Hinsicht: Längere Flugzeiten für Passagiere und höherer Kerosinverbrauch durch Umwege belasten die französische Airline stärker als viele Konkurrenten.
Während Brussels Airlines, Lufthansa und Tap Portugal weiterhin über Niger und Algerien nach Europa fliegen können, ist Air France als französische Fluggesellschaft von den Sperren direkt betroffen. Auch Qatar Airways und Emirates nutzen problemlos den Luftraum über dem Tschad. Für sie gelten die Beschränkungen nicht.