Im Februar kündigte die nationale Fluglinie Usbekistans an, für Flüge nach Westeuropa nicht mehr den russischen Luftraum zu nutzen. Keine drei Monate später ist bei Uzbekistan Airways alles wieder beim Alten.
Noch vor dem endgültigen Zusammenbruch der Sowjetunion proklamierte Usbekistan am 31. August 1991 seine Unabhängigkeit. Die Geschichte des zentralasiatischen Landes war seit dem 18. Jahrhundert eng mit Russland verbunden – zunächst als Teil des Zarenreichs, später als Sowjetrepublik. Doch trotz langem russischen Einfluss blieb die turkstämmige Identität der Usbeken lebendig, was sich bis heute in ihrer Sprache und Kultur widerspiegelt.
Heute ist Russland zwar in wirtschaftlicher und sicherheitspolitischer Hinsicht weiter der wichtigste Partner Usbekistans, doch gleichzeitig verfolgt das 36 Millionen Einwohner Land eine ausgewogene Haltung zu China, der Türkei und dem Westen. Sichtbar wird diese Strategie an die Flugrouten von Uzbekistan Airways. Von Taschkent aus bedient die Fluglinie nicht nur russische Destinationen, sondern auch europäische, chinesische und türkische Städte.
Im Januar sorgte die Fluggesellschaft für Aufsehen, als sie bekannt gab, für ihre Europaflüge künftig auf den russischen Luftraum zu verzichten. Die Airline begründete diesen Schritt mit einer Optimierung der Flugrouten und erhöhten Sicherheitsstandards. Die Entscheidung folgte einer Empfehlung der Europäischen Agentur für Flugsicherheit Easa. Ein Großteil der Passagiere stammt aus europäischen Staaten.
Lange hielt diese Politik nicht an. Daten des Flugverfolgungdienstes Airnav Radar zeigen, dass die Fluglinie bis Ende April für ihre Flüge nach Europa Routen über Turkmenistan, Armenien, die Türkei und Rumänien nutzte. Anfang Mai war dann schlagartig Schluss mit der Routenführung. Seitdem fliegt die Airline nach Frankfurt, London und Paris wieder über Russland und Weißrussland und spart dabei rund eine halbe Stunde Flugzeit.
Offiziell hat sich Uzbekistan Airways nicht zu der Routenänderung geäußert. Eine Anfrage von aeroTELEGRAPH blieb bis zur Veröffentlichung des Artikels unbeantwortet. Radio Free Europe deutete die Entscheidung, den russischen Luftraum zu meiden, im Februar als politisches Signal an Westeuropa und die Türkei.