Die thailändische Nationalairline stand am Rand des Ruins, doch jetzt erlebt sie eine bemerkenswerte Wiedergeburt: Mit der Verdopplung der Flotte und der Aufnahme neuer Strecken. Derzeit ist Thai Airways International auf der Suche nach Leasingflugzeugen, um das geplante Wachstum zu stemmen.
Ein leitender thailändischer Staatsanwalt bezeichnete 2020 die geplante Sanierung von Thai Airways International als das Öffnen der Büchse der Pandora. Niemand konnte abschätzen, was noch alles über die angeschlagene Fluglinie ans Licht kommen würde. Sie litt unter umfangreicher Korruption, und seit 2011 schloss sie die meisten Jahre mit einem Verlust ab.
Die Pandemie wurde fast zum Sargnagel. Thai Airways hatte eine enorme Schuldenlast von rund 400 Milliarden Baht (etwa 11 Milliarden Euro) angehäuft. Im Mai 2020 rettete sich die größte Fluglinie des Landes ins Insolvenzverfahren. Die Flotte wurde auf 65 Flugzeuge verkleinert, unter anderem legte Thai Airways ihre A380 still und flottete ihre Boeing 747 aus.
Schon in den vergangenen Jahren sendete Thai Airways wieder positive Signale, doch aktuell scheint die Airline wie ein Phönix aus der Asche zusteigen. Mitte Juni endete das Sanierungsprogramm, und seit dem 4. August werden die Aktien wieder an der thailändischen Börse gehandelt. Dank der positiven Quartalszahlen verzeichnete der Kursanstieg über 400 Prozent innerhalb von 15 Tagen.
Zwar rechnen Fachleute mit einer Verlangsamung in der zweiten Jahreshälfte, dennoch haben Analysten die Reingewinnschätzungen für die Airline für dieses Jahr und das kommende Jahr angehoben. Grund hierfür sind die steigende Reisenachfrage und die Streckenerweiterungen.
Analysten sagten gegenüber der Zeitung Bangkok Post, dass die positive Entwicklung seit der Wiederaufnahme von Linienflügen auf die Einführung neuer Strecken, einen hohen Auslastungsgrad, eine gestiegene Passagiernachfrage, eine stärkere Preisdisziplin und eine robuste Reisenachfrage zurückzuführen sei.
Kurz bevor der Aktienhandel wieder startete, bekräftigte der Chef von Thai Airways, Chai Eamsiri, den Plan, die Flotte bis 2033 auf 150 Flugzeuge zu verdoppeln. Vor der Insolvenz betrug die Flotte 103 Flugzeuge. Geplant sind 98 Langstrecken- und 52 Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge. Thai Airways hat 2024 bei Boeing 45 Boeing 787 fest bestellt und sich Optionen für bis zu 80 Flugzeuge gesichert.
In diesem Jahr sollen drei weitere Flugzeuge hinzukommen, um Strecken nach China und Indien zu erweitern. Damit will Thai Airways schon in diesem Winter die Flüge nach Guangzhou und Peking auf 14 pro Woche verdoppeln, wieder täglich nach Xiamen, Chongqing und Changsha fliegen und zwei neue Ziele, Wuhan und Shenzhen, hinzufügen.
Der Ausbau der China-Strecken spricht nicht nur chinesische Passagiere an, sondern auch Reisende aus Europa und Australien, die über Bangkok reisen und das werden immer mehr. Der Anteil der Netzwerkpassagiere stieg von sechs Prozent im Jahr 2023 auf 15 Prozent im Jahr 2024 und weiter auf 21 Prozent in den ersten sechs Monaten des Jahres 2025.
Im kommenden Jahr wird die Flotte auf 93 Jets anwachsen. Thai Airways rechnet damit, dass ab 2026 die ersten von 15 neuen A321 Neo zur Flotte stoßen werden. Um den ehrgeizigen Plan umzusetzen, will die Fluggesellschaft auch Langstreckenflugzeuge leasen. Damit will sie die Lücke überbrücken, bis sie die ersten neuen Flugzeuge ab 2027 übernehmen kann.
Mit den neuen Flugzeugen will Thai Airways auch weitere Ziele in Europa aufnehmen. Seit diesem Jahr fliegt die Fluggesellschaft wieder nach Brüssel, Oslo und Mailand. Sollte es nicht gelingen, Langstreckenflugzeuge zu leasen, müsste die Airline die Eröffnung neuer Routen und Flüge stoppen, warnte Chai Eamsiri.
Kürzlich erklärte der Chef, dass das Thai-Management damit rechnet, dass sich die Auslieferung der Boeing 787-9 ab 2027 verzögern wird. Auch deshalb sei man auch auf der Suche nach Leasingflugzeugen. Gleichzeitig arbeitet die Fluggesellschaft daran, die Kabinenmodernisierungen für die Airbus A320, Boeing 777-300 ER und Airbus A350 durchzuführen, um die Bordprodukte zu standardisieren.