Mehrere Jahre mietete Tui fünf Flugzeuge samt Crews von Smart Lynx - und hatte anschließend etliche finanzielle Forderungen. Der Wet-Lease-Anbieter hielt dagegen. Jetzt hat ein britisches Gericht ein Urteil gefällt. Es ist auch für künftige Fälle von Bedeutung.
Die meisten Fluggäste werden mit der Abkürzung nichts anfangen können: ACMI. Dabei ist Aircraft, Crew, Maintenance and Insurance wichtig für die Luftfahrt, gerade im geschäftigen Sommer. Denn dabei stellt eine Fluggesellschaft einer anderen Flugzeuge samt Crews, Wartung und Versicherung zur Verfügung. Es handelt sich um eine Variante des Wet-Lease.
Am 6. August hat nun in Großbritannien ein Gericht ein Urteil gefällt in einem Streitfall rund um eine Zusammenarbeit, bei der Tui Airways (zusammen mit Tui Airlines Belgium und Tui Airlines Nederland) Flugzeuge von Smart Lynx Airlines Malta (zusammen mit Smart Lynx Airlines Estonia und Smart Lynx Airlines) gemietet hat. Der Fall zeigt, wie komplex solch eine Zusammenarbeit im Detail ist - selbst für Leute aus der Branche.
Wie die juristische Zeitschrift Solicitors Journal berichtet, beruhte die Geschäftsbeziehung auf drei Hauptvereinbarungen: dem Aircraft Supply Agreement (ASA), dem Aircraft ACMI Common Terms Agreement (CTA) und individuellen Aircraft Specific Lease Agreements (ASLAs). Gegenstand der Streitigkeiten war der Einsatz von fünf Flugzeugen zwischen 2022 und 2024. Tui stellte einen Antrag auf ein summarisches Urteil für etliche Ansprüche.
Unter anderem forderte Tui beim Gericht (der King’s Bench Division des High Court) Kautionsrückzahlungen, Ausgleich von Blockstunden, Entschädigung für Flugzeugausfälle und Rechtskosten. Smart Lynx bestritt Ansprüche von Tui als unzulässig und machte zudem Gegenforderungen geltend, die sie mit den Forderungen von Tui verrechnen lassen wollte.
Das Gericht gab Tui in mehreren Punkten Recht, insbesondere bei den Kautionen und den Ausgleichsbeträgen für Blockstunden. Es erkannte aber auch Gegenforderungen von Smart Lynx an. «Diese Anerkennung führte zu der gerichtlichen Entscheidung, die Vollstreckung für bestimmte Aspekte des Urteils auszusetzen, was die anhaltende Verflechtung von Forderungen und Gegenforderungen aus den langjährigen Geschäftsbeziehungen der Parteien widerspiegelt», schreibt das Solicitors Journal zur Einordnung.
Das juristische Fachmagazin erklärt weiter: «Der ausgewogene Ansatz unterstreicht die gerichtliche Anerkennung der komplexen finanziellen Beziehungen, die mit Leasingverträgen für Flugzeuge verbunden sind, bei denen zwischen den Vertragsparteien oft mehrere Verpflichtungen und Ansprüche gleichzeitig bestehen.» Das Urteil schaffe einen wichtigen Präzedenzfall für solche Vertragsstreitigkeiten und unterstreiche die Notwendigkeit präziser Vertragsgestaltung und effektiver Kommunikation zwischen den Parteien.