Der Chef und ein Verwaltungsrat wollen die isländische Airline kaufen und sie noch weiter umbauen. Island bleibt zwar fliegerisch wichtig, künftig hat aber Malta eine zentrale Rolle bei Play. Und auch Litauen und Polen bekommen mehr Gewicht.
Schon vergangenen Herbst änderte Play die Flugrichtung. Die isländische Fluggesellschaft kündigte an, den Schwerpunkt stärker auf Flüge von Island zu Freizeitzielen in Europa zu verlegen. Gleichzeitig begann sie, das Transitgeschäft zwischen Nordamerika und Europa zurückzufahren. Nur Baltimore, Boston und New York verblieben als USA-Destinationen im Flugplan von Play.
Nun plant das Management noch weiterreichende Veränderungen. Chef Einar Örn Ólafsson und Elías Skúli Skúlason, stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrats, wollen dazu die Fluggesellschaft selbst übernehmen, wie sie am Dienstag (10. Juni) bekannt gaben. Play wird an der Börse nur noch mit 11 Millionen Euro bewertet. Sie bieten 1 isländische Krone pro Aktie oder umgerechnet etwas über 13 Millionen Euro insgesamt.
Für den Fall einer erfolgreichen Übernahme kündigen die beiden, die schon bisher rund 20 Prozent der Aktien halten, eine «tiefgreifende Umstrukturierung» von Play an. Ende Oktober soll das Nordamerika-Streckennetz ganz eingestellt und das Drehkreuzmodell aufgegeben werden, teilen Ólafsson und Skúlason mit. Sie wollen den Fokus weiterhin auf Urlaubsreisen legen, sich neu aber auch vermehrt auf Flüge zum Besuch von Freunden und Verwandten (in der Branche spricht man von VFR-Bereich, was für visiting friends and relatives steht) konzentrieren. Dabei legen sie den Fokus vor allem auf Litauen und Polen.
Die selbst genutzte Flotte soll auf vier eigene Flugzeuge reduziert werden. Die übrigen Jets wollen die Manager im Wet-Lease betreiben, wie aktuell schon beispielsweise für Sky Up. Zur Zielgröße machen sie keine Angaben. Zuletzt war von neun bis elf Fliegern die Rede gewesen. Aktuell besitzt sie noch zehn Flieger - Airbus A320 Neo und A321 Neo.
Die radikalste Änderung aber ist die geplante Abkehr von Play von ihrer Heimat. Zwar bleibt Island weiterhin der fliegerische Fokus. Doch das isländische Luftverkehrsbetreiberzeugnis (Englisch abgekürzt AOC) wollen Ólafsson und Skúlason aufgeben. Künftig soll der Flugbetrieb über die maltesische Zulassung abgewickelt werden. Gleichzeitig wollen sie die Büros in Malta und Litauen ausbauen. «Die Aktivitäten in Island sollen reduziert werden.»
Dass das in Island nicht gut ankommen wird, scheinen Ólafsson und Skúlason zu ahnen. Denn sie verkünden: «Für isländische Fluggäste soll sich nichts ändern – Fluggerät, Personal und Service bleiben gleich.»