Im Frühling kündigte die albanisch-türkische Fluggesellschaft an, neu durchzustarten. Doch wenige Monate später sieht sich Air Albania mit Klagen konfrontiert. Doch das sind nicht ihre einzigen Probleme.
Eigentlich sind die Bedingungen gut: Das Fluggeschäft nach Albanien floriert seit Jahren, Wizz Air und Ryanair verzeichnen ungeahnte Passagierzuwächse und der Flughafen Tirana rechnet für 2025 mit rund zwölf Millionen Reisenden. So gibt es viele Gewinner des aviatischen Aufbruchs in Albanien - doch die staatliche Air Albania, an der auch Turkish Airlines beteiligt ist, blieb dabei seit ihrer Gründung im Jahr 2018 konsequent ein Verlierer.
Die Übermacht der Billiganbieter und fehlende Unterstützung durch den Staat brachten die Airline an den Rand ihrer Existenz. Und nachdem man schlussendlich im Frühjahr 2025 innerhalb kürzester Zeit Routen zu zwölf Destinationen eröffnete, erwies sich dies als viel zu viel: Nach nur wenigen Flügen wurden die meisten Strecken wieder eingestellt.
In den vergangenen Wochen häuften sich in regionalen Medien nun die Gerüchte über ein angeblich bevorstehendes Ende von Air Albania. Zahlreiche Flugausfälle aufgrund von Streichungen der angebotenen Destinationen sowie Berichte über ausbleibende Gehaltszahlungen an Mitarbeitende heizten diese Gerüchte zuletzt weiter an.
Die von Sky Up im Februar angemietete Boeing 737-800 mit dem Kennzeichen UR-SQO flog nur einen Monat für Air Albania, bevor die ukrainische Airline den Vertrag kündigte. Ein zweites für den Einsatz vorbereitetes Flugzeug kam gar nicht erst zum Einsatz.
Auf Anfrage von aeroTELEGRAPH erklärt Sky Up: «Gemäß den Vertragsbedingungen verpflichtete sich das Unternehmen, zwei Flugzeuge für einen Zeitraum von zwei Jahren zur Verfügung zu stellen. Air Albania kam seinen vertraglichen Verpflichtungen systematisch nicht nach, insbesondere hinsichtlich der Zahlungsdisziplin.» Es sei zu Verzögerungen bei Anzahlungen und Vorauszahlungen gekommen. Zudem sei bekannt geworden, «dass Air Albania gleichzeitig einen Vertrag mit einer anderen Fluggesellschaft unterzeichnet hatte – für dasselbe Flugprogramm, das für die Flugzeuge von Sky Up vorgesehen war».
Die ukrainische Fluggesellschaft erklärt weiter, sie habe dadurch andere Projekte nicht umsetzen können. «Während Air Albania Flugzeuge eines anderen Partners einsetzte, blieben die Flugzeuge von Sky Up am Boden, was dem Unternehmen direkte finanzielle Verluste verursachte.» Sky Up leitete daher rechtliche Schritte ein, eine Klage wurde zugelassen und eine Verhandlung ist nun für Dezember 2025 angesetzt.
Wie das Portal CH Aviation vor Kurzem ebenfalls zum Thema berichtete, soll das amerikanische Leasingunternehmen Gat Aircraft and Engine Leasing Limited (GA Telesis) vor dem High Court of England and Wales eine weitere Klage gegen Air Albania als erste Beklagte und Turkish Airlines als zweite Beklagte wegen angeblicher Verstöße gegen Leasingverträge für zwei früher betriebene Airbus A320 eingereicht haben.
Demnach soll die albanische Fluglinie im März 2025 die Zahlung der Leasingraten für die Jets mit dem Kennzeichen ZA-ASM und ZA-MMK eingestellt haben. GA Telesis behauptet zudem, dass die Air Albania anderen Verpflichtungen gegenüber Dritten, darunter Eurocontrol, nicht nachgekommen sei. Daher kündigte der Leasinggeber die Verträge.
Aktuell betreibt Air Albania kein eigenes Flugzeug, sondern setzt weiterhin auf angemietete Flugzeuge in Form zweier A320-200 von Fly 2 Sky (LZ-FSA) sowie Dan Air (YR-DSE) in ihrem verbleibenden Flugnetz nach Istanbul, Ankara, Bologna, Mailand und Verona. Auf eine Anfrage von aeroTELEGRAPH zu den Gerüchten und Vorwürfen antwortete die Fluglinie nicht.