Antonoaldo Neves: «Das kann ich mit einem Langstreckenflugzeug nicht erreichen.»

Antonoaldo Neves, Etihad Airways«Ich steige lieber in einen Airbus A321 LR ein als in eine Boeing 777»

Etihad Airways setzt große Hoffnungen in den Airbus A321 LR. Im Interview erklärt Chef Antonoaldo Neves, warum das Flugzeug so wichtig ist für seine Fluglinie, warum er darin eine First Class anbietet und wie er Boeing 777X und Airbus A350-1000 einsetzen wird.

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Bisher existierte das Bordprodukt nur auf Plänen und Skizzen. Nun hat Etihad Airways den ersten Airbus A321 LR übernommen. Sind Sie zufrieden mit dem, was Sie an Bord gesehen haben?

Antonoaldo Neves*: Meine Erwartungen wurden übertroffen. Wir haben 2023 viel Zeit darauf verwendet, um die für uns richtige Konfiguration zu finden. Und danach haben wir zwei Jahre lang sehr hart am Produkt gearbeitet. Wir wollten den Airbus A321 LR unbedingt 2025 in Betrieb nehmen. Wir haben es in Rekordzeit geschafft. Ich bin sehr glücklich, dass es nun so weit ist.

Viele Menschen sind skeptisch, was Langstreckenflüge in einem Schmalrumpfflugzeug anbetrifft. Wie versuchen Sie, diese Skepsis zu zerstreuen?

Ich finde, ein Schmalrumpfflugzeug hat sogar gewisse Vorteile. Ich steige lieber in einen Airbus A321 LR ein als in eine Boeing 777, weil dort das Boarding sehr viel länger dauert. Zudem bevorzuge ich eine 3-3-Konfiguration in der Economy gegenüber einer 3-4-3 in größeren Fliegern. Auch da hat die niedrigere Passagierzahl Vorteile. Die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter können den Gästen eine viel größere Aufmerksamkeit zuteilwerden lassen.

Aber das sieht man ja erst, wenn man einmal fliegt.

Das ist korrekt. Aber wenn sie einmal mit unserem Airbus A321 LR fliegen werden, werden sie die Vorteile spüren. Und die Mund-zu-Mund-Propaganda wird unser wichtigstes Marketinginstrument sein.

Das bedeutet auch, dass für Sie gut ist, wenn Sie viele Frequenzen zu einem Ziel haben und eine davon mit dem A321 LR geflogen wird, wie etwa bei Zürich.

Ja. Es ist sehr gut, weil die Gäste dann vergleichen können. Unser Ziel ist es, bei unseren LR eine sehr hohe Nutzung zu erreichen. Ich kann beispielsweise zwei Flüge von sechs Stunden mit ihm machen und dann noch zwei von je zwei Stunden. Das ist eine sehr hohe Nutzung. Das kann ich mit einem Langstreckenflugzeug nicht erreichen, da die kurzen Flüge nicht rentabel wären.

Viele Fluggesellschaften beklagen auch die geringe Frachtmenge des Airbus A321 LR im Gegensatz zu klassischen Langstreckenflugzeugen. Stört Sie das nicht?

Ich erachte das nicht als Problem. Es ist ein Merkmal des Flugzeuges. Der Airbus A380 hat ebenfalls eine sehr geringe Frachtkapazität. Ich muss ihn also dort einsetzen, wo ich wenig Frachtvolumen brauche. Daher: Es ist einfach wichtig, das richtige Flugzeug zum passenden Ziel zu schicken. Dafür ist es wichtig, verschiedene Modelle in der Flotte zu haben.

Sie schicken den Airbus A321 LR unter anderem nach Düsseldorf, Kopenhagen und Zürich. Welche anderen europäischen Ziele haben Sie noch im Visier?

Wir haben gerade 27 neue Destinationen innerhalb eines Jahres bekannt gegeben. Jetzt legen wir erst mal eine Pause ein. Bis 2030 wollen wir aber auf 140 bis 150 Ziele wachsen. Das heißt, es wird schon noch neue Ziele geben in den kommenden Jahren.

Mit der Auslieferung wurde bekannt, dass Sie sogar 30 Airbus A321 LR übernehmen, nicht nur 20 wie bisher bekannt. Woher stammen die zusätzlichen zehn Exemplare?

Die ersten 20 leasen wir von Aercap. Die restlichen haben wir schon vor Jahren bestellt und 2023 bestätigt. Sie werden in unserem Eigentum sein.

Warum wurde das nie explizit angekündigt?

Sie kennen meinen Leitspruch: Ich verkaufe keine Flugzeuge, ich verkaufe Tickets.

Sie sind sehr stolz auf die First Class im Airbus A321 LR. Was ist denn so wichtig daran?

Unsere Strategie ist es, den Raum im Flugzeug zu segmentieren. Hinten haben wir die klassische Economy, davor die Economy mit mehr Beinfreiheit, dann die Business und zuvorderst neuerdings auch die First. Wir können damit vier Märkte einzeln ansprechen. Dazu müssen wir aber diese Klassen in allen Flugzeugen anbieten können - auch im Hinblick auf Umsteiger. Das werden wir auch tun - mit wenigen Ausnahmen.

Sie könnten mit der Premium Economy noch weiter segmentieren.

Das könnten wir. Aber wir glauben, dass das nicht unsere Zielgruppe ist. Wir haben die Berechnungen gemacht. Es rechnet sich bei uns nicht.

Wizz Air verlässt Abu Dhabi. Was bedeutet das für Sie?

Fluggesellschaften kommen und gehen. Der Weggang einer Airline ändert nichts an unserer Strategie.

Vergangenes Jahr waren Sie noch unsicher, ob Sie auf die Boeing 777X setzen werden. Inzwischen hat sich das geändert. Ist das eine Entscheidung gegen den Airbus A350-1000?

Wir haben uns diese beiden Flugzeuge intensiv angesehen. Wir haben dabei gelernt, dass sie unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Die Reichweite des A350 ist etwas besser als die der 777X und die Kapazität der Triple Seven X ist etwas besser als die des A350. Wir werden also mit der Boeing 777X unsere Airbus A380 ersetzen. Zudem werden wir sie für Langstrecken mit sehr hoher Nachfrage einsetzen. Und wir werden die Airbus A350-1000 behalten und für Ultralangstreckenflüge nutzen.

Werden wir neue Bestellungen von Etihad sehen?

Wir haben in den letzten zweieinhalb Jahren fast alle zwei Wochen Flugzeuge bestellt. Wirklich alle zwei Wochen. Aber wir hängen das nicht an die große Glocke und geben es nicht bekannt. Wir planen mit 220 Flugzeugen im Jahr 2030. Das bedeutet 100 zusätzliche Flugzeuge. Wir werden also weitere benötigen. Aber wie gesagt: Ich verkaufe keine Flugzeuge, ich verkaufe Tickets.

Begrüßung des ersten Airbus A321 LR in Abu Dhabi: Neues Modell, neue Chancen.

* Antonoaldo Neves (48) wurde im Oktober 2022 Chef von Etihad Aviation Group. Zuvor war der Brasilianer Chef von Tap, Azul und Partner bei McKinsey, wo er Unternehmen in der Luftfahrtbranche in Brasilien beriet. Seine Karriere begann der studierte Bauingenieur beim Bauunternehmen Odebrecht und dem Flughafenbetreiber Infaero. Neves besitzt einen Master of Business Administration der Darden Business School und einen Master in Corporate Finance von der IAG School of Business PUC-Rio.

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