Etwa eine Stunde Autofahrt nordwestlich des Berliner Stadtzentrums, im Landkreis Ostprignitz-Ruppin, liegt das Dorf Rüthnick. Mit nur 456 Einwohnerinnen und Einwohnern ist es der offizielle Firmensitz von Deutschlands jüngster Fluggesellschaft. An der Dorfstraße 11 sitzt Air Uniqon. Laut Handelsregister wurde sie am 24. Februar 2025 gegründet.
Gegenstand des Unternehmens ist es, als virtuelle Airline Dienstleistungen wie Eventflüge anzubieten und damit verbundene Tätigkeiten auszuführen. Geschäftsführer ist Fabian Rosenberg. Er ist Filmproduzent und freiberuflicher Pressesprecher des Flugplatzes Welzow. Der liegt im Süden Brandenburgs an der Grenze zu Sachsen.
Air Uniqon aus Brandenburg startet ab Friedrichshafen
Das Logo von Air Uniqon: Start am 12. Januar. Air Uniqon
Regionale Wirtschaft richtete Treuhandkonto für Air Uniqon ein
Im Fall von Air Uniqon soll neben dem Stammkapital von 25.000 Euro ein Treuhandkonto eingerichtet worden sein. Auf dieses Konto haben Unternehmen aus der Bodenseeregion eingezahlt. Laut einer Pressemitteilung der IFM-Unternehmensgruppe, einem Hersteller von Sensoren, Steuerungen, Software und Systemen für die industrielle Automatisierung, beläuft sich der einbezahlte Betrag auf über 2,5 Millionen Euro.
Nach Angaben des Rundfunkanbieters SWR hat neben der IFM-Gruppe auch die Liebherr-Firmengruppe aus Biberach einen finanziellen Beitrag geleistet. Sönke Voss, Hauptgeschäftsführer der IHK Bodensee-Oberschwaben, sagte dem Sender, die neuen innerdeutschen Verbindungen markierten «einen wichtigen Wendepunkt für die Wirtschaft der Region».
Mitte Dezember startet der Vorverkauf
Gegenüber dem SWR sagte ein Flughafensprecher, dass man erwarte, rund sechs Monate kein Geld mit den Verbindungen zu verdienen. Die Kosten pro Ticket starten bei 179 Euro One Way.
Fragen zum ihren Plänen lässt Air Uniqon unbeantwortet. Nur über den Zeitplan der neuen virtuellen Airline ist etwas zu erfahren - über die automatische Nachricht, die als Reaktion auf eingegangene E-Mails versendet wird. Darin heißt es, dass Anfang Dezember der Flugplan veröffentlicht werde. Der Ticketverkauf soll Mitte Dezember starten und der Erstflug am 12. Januar erfolgen.
Fragen lässt Air Uniqon unbeantwortet
Doch es blieben viele Fragezeichen. Warum startet die Airline, die sich nach eigenen Angaben auf den Geschäftsreiseverkehr ausrichtet, ausgerechnet im erfahrungsgemäß buchungsschwächsten Monat? Warum werden die Strecken nur drei bis vier Mal wöchentlich geflogen, was sie für Geschäftsreisende unattraktiv macht, die gerne am Morgen hin und am Abend zurückreisen?
Warum ging Air Uniqon an die Öffentlichkeit, wo noch gar keine Flüge buchbar sind und so die ganze Werbewirkung einfach verpufft? Warum läuft alles über eine Firma in Brandenburg? Plant Air Uniqon eine GDS-Anbindung, um Tickets bereiter verkaufen zu können. Führt die Fluglinie Gespräche mit Lufthansa über ein Interlining, um Umsteigeflüge zu ermöglichen?
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