Ein internes Schreiben deckt brisante Verstöße bei der Lufthansa-Tochter auf: Mitarbeitende von Austrian Airline sollen vergünstigte Tickets illegal weiterverkauft haben. Die Airline greift durch und droht auch mit strafrechtlichen Konsequenzen.
Es ist ein Zückerchen, das vielen Mitarbeitenden von Fluggesellschaften und auch ihren Angehörigen das Leben leichter macht: Stark vergünstigte Flugtickets, die ausschließlich für den Eigengebrauch oder für eingetragene nahestehende Personen gedacht sind. Auch bei Austrian Airlines ist das der Fall.
Von den Tickets gibt es verschiedene Arten. Klassisches sogenanntes Staff Travel ist enorm vergünstigt, aber die Tickets werden nur bestätigt, wenn auf den Flügen genug Platz ist. Dann gibt es noch PEP Tickets. Das sind laut Austrian Airlines «teilweise günstige, kapazitätsabhängige Sonderkontingente mit limitierten Nutzungsmöglichkeiten, die von Fluglinien für Beschäftigte angeboten werden.» Und genau dabei gibt es nun Probleme.
Wie das Portal Mein Bezirk berichtet, liegt ihm ein internes Rundschreiben von AUA vor. Darin ist von «mehreren schwerwiegenden Verstößen» die Rede – «in erster Linie in Zusammenhang mit PEP-Tickets». Laut dem Schreiben habe es «wiederholt Fälle» gegeben, in denen die Tickets «unrechtmäßig genutzt oder sogar gegen Entgelt, teils mit Gewinnaufschlag, an Außenstehende weiterverkauft wurden».
Ein besonders gravierender Vorfall führte demnach sogar zu einer fristlosen Kündigung eines Mitarbeitenden. Die Fluggesellschaft nimmt das Thema ernst und warnt: «Die missbräuchliche Verwendung verstößt nicht nur gegen unsere internen Regelungen, sondern kann auch den Tatbestand des Betruges erfüllen. Es drohen daher nicht nur disziplinäre Maßnahmen, sondern auch strafrechtliche Konsequenzen - es handelt sich um kein Kavaliersdelikt.»
Daher werde man nun systematisch alle Vorgänge überprüfen. Mitarbeitende, die gegen die Regeln verstoßen haben, werden aufgerufen, sich proaktiv und vertraulich zu melden. In dem Rundschreiben erinnert Austrian Airlines ihre Belegschaft daran, dass es sich bei PEP- und Staff-Travel-Tickets um ein Privileg handelt, nicht um ein einklagbares Recht. Der Missbrauch Einzelner gefährde die Vergünstigungen für alle. Die Airline betont laut Mein Bezirk klar: Staff Travel lebt vom Vertrauen.
Austrian Airlines erklärt gegenüber aeroTELEGRAPH, es handele sich um ein rein internes Thema. In der Vergangenheit sei es aber «immer wieder in Einzelfällen» zu missbräuchlicher Verwendung von Staff Tickets gekommen.
Bei vielen Airlines gibt es für den Fall, dass man Freunden einen Gefallen tun will, auch noch die Möglichkeit, so genannte Friends and Family-Tarife zu buchen. Auch die sind aber nur verfügbar, wenn es im Flugzeug genug Platz gibt.
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