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Erneut heftige Kritik an Air France

Gleich zweimal begingen laut neuen Berichten der Untersuchungsbehörde Piloten der Fluglinie beim Anflug in Paris Charles de Gaulle grobe Fehler.

Für Air France sind die neusten Erkenntnisse der staatlichen Unfalluntersuchungsbehörde Bureau d’enquêtes et d’analyses (BEA) über zwei Zwischenfälle alles andere als schmeichel- und vorteilhaft. Die Fluggesellschaft gibt sich alle Mühe, ihren Ruf als sicherer Anbieter wieder herzustellen. Nach dem fatalen Absturz von Flug AF447 auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Paris im Juni 2009 mit 228 Todesopfern hatte der massiv gelitten. Denn die Piloten des Todesfluges reagierten völlig unbeholfen, bisweilen gar fahrlässig. In der Folge kam auch von Experten und Behörden heftige Kritik an Sicherheitsstandards der französischen Nationalairline und ihrer Ausbildung.

Nachdem sich die Gemüter langsam wieder zu beruhigen beginnen, folgen nun die nächsten negativen Schlagzeilen. Gleich in zwei Zwischenfällen hätten die Crews versagt, rügt das BEA in nun veröffentlichten neuen Berichten. Bei beiden kam es beim Anflug auf den Pariser Flughafen Charles de Gaulle zu Problemen. «Teile der Grundausbildung» hätten die Piloten missachtet, gibt selbst Air-France-Chefpilot Eric Prevot gegenüber der Zeitung Le Parisien zu.

Schlechte Sicht

Beim ersten Zwischenfall mussten die Piloten bei schlechter Sicht den größten Pariser Flughafen anfliegen. Es war der 13. März 2012. Am Abend zuvor waren sie mit einem Airbus A340 in Bamako in Mali gestartet. Beim Anflug ohne genügende Sicht kam es dann zum Fehler. Die Piloten hätten die Flugbahn falsch eingeschätzt, kritisiert das BEA (siehe Berichte unten). In der Folge seien sie in einen viel zu starken Sinkflug gegangen. Um 3300 Fuß pro Minute (rund 1000 Meter) ging es bergab, die Geschwindigkeit war danach zu gering, der Flieger stand kurz vor einem Strömungsabriss.

Laut dem Bericht sei die Crew sich erst spät bewusst geworden, dass sie einen Fehler beging, als sie den starken Sinkflug startete. Neben den Piloten kritisiert die Behörde aber auch die Lotsen im Kontrollturm in Paris, die der Crew keine korrekten Anweisungen gegeben haben sollen. Die Landung musste in der Folge abgebrochen werden. Ein zweiter Versuch verlief problemlos.

Verwirrung im Cockpit

Ebenfalls Verwirrung herrschte nur wenige Monate zuvor, im November 2011. Eine Boeing B777, die von Caracas nach Paris flog, musste unter ähnlichen Bedingungen landen. Als der Jet um 9 Uhr morgens zum Landeanflug ansetzte, ertönte der Alarm NO LAND 3. Die Crew war zu einem so genannten Go Around, also einem Durchstarten mit erneutem Landeversuch gezwungen.

Doch zwischen den Piloten kam es zu Verwirrung, was man als nächstes tun müsse. Mehrere Sekunden lang hätte die Crew einfach nicht reagiert, heißt es im Bericht des BEA. Das führte dazu, dass der Flieger bis auf 63 Fuß sank. Man habe den Blick für die wichtigen Flugparameter und die Flugbahn nicht beachtet, so der Vorwurf. Erst kurz vor dem Boden bekam die Crew den Jet unter Kontrolle und konnte durchstarten. Auch hier klappte es beim zweiten Versuch problemlos. Das BEA kritisiert, dass die Crew eine normale Go-Around-Prozedur nicht fachmännisch genug gehandhabt habe.